Schweizer Rosenkohlanbau unter Druck
Die Entwicklung der Anbauflächen von Schweizer Rosenkohl gleicht einer Achterbahnfahrt: Von 2010 mit rund 55 Hektaren...
Der Rosenkohl ist eine Varietät des Gemüsekohls aus der Familie der Kreuzblütler. Erste Belege für den Anbau von Rosenkohl stammen aus dem Jahr 1587 in Brüssel. Den Nachweis findet man auch heute noch unter anderem im französischen und englischen Namen für Rosenkohl: «Choux de Bruxelles» respektive «Brussels sprouts».
Das Gemüse ist eine zweijährige Pflanze, die einen langen Stängel von gut einem halben Meter bildet, an dem die kleinen Röschen traubenartig wachsen. Werden die kleinen Kohlköpfe nicht abgeerntet, treiben sie nach der Überwinterung im Frühling zu Sprossen aus, die im Sommer dann Blüten tragen. Als Starkzehrer benötigt der Rosenkohl einen sehr nährstoffreichen Boden und bevorzugt sandige Lehmböden an der Sonne. Die Pflanze hält aber auch tieferen Temperaturen gut stand und ist in den meisten Gebieten überwinterungsfähig. Tatsächlich verbessert Frost den Geschmack und die Verdaulichkeit bei Rosenkohl.
Rosenkohl hat eine relativ lange Saison: Er wird in der Schweiz von September bis Januar geerntet – es gibt Früh- uns Spätsorten. Rosenkohl gibt es als Frisch- und als Tiefkühlgemüse zu kaufen. Frisch ist Rosenkohl allerdings nicht allzu lange haltbar, sollte kühl gelagert und zügig verarbeitet werden. Blanchiert und tiefgefroren lässt sich das Gemüse aber bis zu einem Jahr aufbewahren.
Rosenkohl ist dank des hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalts ein wertvolles Wintergemüse. So wartet Rosenkohl mit einer geballten Ladung an Nährstoffen auf: Da Gemüse enthält unter anderem eine beträchtliche Menge Vitamin C – 100 Gramm Rosenkohl decken bereits mehr als 100 Prozent des Tagesbedarfs eines Erwachsenen an Vitamin C ab. Auch der Vitamin-B- und Zinkgehalt ist sehr hoch und das Gemüse enthält Magnesium, Eisen und Kalium sowie Balaststoffe. Daneben sind die geringe Zahl an Kohlenhydraten und der recht hohe Proteingehalt erwähnenswert.
Rosenkohl eignet sich als Gemüsebeilage beispielsweise bei Fleisch- und Wildgerichten. Zum roh essen ist Rosenkohl allerdings nicht geeignet – blanchiert, sautiert, gedämpft, gesiedet oder gedünstet schmeckt er aber ausgezeichnet. Tipp: Den Stielansatz unten kreuzweise einschneiden damit der Rosenkohl gleichmässig gar wird.
Die Hauptanbauländer weltweit für Rosenkohl sind die Niederlande, Grossbritannien und Frankreich. In der Schweiz rangiert Rosenkohl zwar nicht unter den zehn beliebtesten Gemüse, der Konsum ist in den letzten Jahren dennoch eher gestiegen als gesunken. 2010 lag der Pro-Kopf-Konsum bei 200 Gramm – in den letzten Jahren hat er sich bei etwa 250 Gramm eingependelt. Auch die hiesige Anbaufläche hat sich in den letzten Jahren entwickelt: 2010 wurde auf rund 55 Hektaren Rosenkohl angebaut, steigerte sich dann und erreichte 2017 und 2018 einen Höchststand von 93 Hektaren respektive 97 Hektaren. 2020 gab es aber einen signifikanten Einbruch beim Schweizer Rosenkohlanbau: Auf noch rund 66 Hektaren wurden hierzulande nur noch rund 929 Tonnen Rosenkohl geerntet. 2021 konnte die Anbaufläche mit rund 77 Hektaren zwar wieder etwas gesteigert werden, unter anderem aufgrund der schlechten Wetterbedingungen fiel die Erntemenge mit knapp 500 Tonnen aber sogar noch hinter die Ernte von 2020 zurück – und dies deutlich.
Letztes Jahr wurde die Anbaufläche dann wieder enorm gesteigert und erreichte zumindest flächenmässig erneut Spitzenwerte: Auf 93 Hektaren wurde Schweizer Rosenkohl angebaut. Trotzdem ist der Rosenkohlanbau in der Schweiz gefährdet – trotz wieder zugenommener Fläche wurden nämlich nur 941 Tonnen Rosenkohl geernten. Insbesondere weil verschiedene Pflanzenschutzmittel keine Zulassung mehr haben, haben sich Kohlfliege und insbesondere die Weisse Fliege rasant verbreitet. Die Larven der Weissen Fliege saugen an den Pflanzen und scheiden unverdauten Zuckersaft – sogenannten Honigtau – aus, der die Rosenkohlröschen überzieht. Auf diesem klebrigen Belag siedeln sich Schwärzepilze an, welche die Pflanze schwarz färben und das Erntegut verunreinigen. Die Folgen sind Qualitätseinbussen und Ertragsausfälle und da Rosenkohl eine Pflanze mit sehr langer Kulturzeit ist, können die Weissen Fliegen mehrere Generationen bilden, was den Befallsdruck erhöht. Zwar lässt sich der der sogenannte Russtau abwaschen oder abrüsten, gilt aber trotzdem als Qualitätsmangel und die Produzentinnen und Produzenten haben so Mühe den Rosenkohl abzusetzen.
Im Rahmen des «Aktionsplan Pflanzenschutzmittel» des Bundesamts für Landwirtschaft werden in Bezug auf die Kohlfliege und die Weisse Fliege Lösungen im Nacherntebereich gesucht, um die Qualitätsanforderungen der Abnehmer weiterhin zu erfüllen. Unter anderem sollen eine Rüstanlage für das automatische nachrüsten sowie eine Desinfektionseinheit und Trocknungsanlage für die Minimierung der Keimbelastung nach dem Waschvorgang entwickelt werden.
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