Die tierische Produktion

2023 verzeichnete die Schweizer Milchwirtschaft eine etwas tiefere Jahresmilchmenge und erlebte dynamische Entwicklungen bei den Milchpreisen. In der Fleischproduktion war insbesondere die Schweinebranche mit einem Marktdruck konfrontiert, der die Produzenten vor finanzielle Herausforderungen stellte. Derweil stieg die Nachfrage nach Schweizer Eiern, was zu einer positiven Entwicklung des Eiermarktes führte.
Zuletzt aktualisiert am 23. Dezember 2023
von Renate Hodel und Jonas Ingold
2018 Kalb Limousin Lid

Milchproduktion: Sinkende Mengen und steigende Nachhaltigkeitsstandards

Laut der Dachorganisation der Schweizer Milchproduzenten SMP liegt die Jahresmilchmenge bis Ende September bei -0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. «Laut unserer Einschätzung und angesichts des weiter sinkenden Milchkuhbestandes wird die Jahresmenge unter der des Vorjahres bleiben», erklärt Reto Burkhardt von den SMP.

Milchpreisentwicklung

Der Milchpreis zeige 2023 eine dynamische Entwicklung: «Bis Ende September sind die durchschnittlich bezahlten Preise ab Hof um 2,92 Rappen gesunken», erläutert Reto Burkhardt. Und während der Preis im A-Segment gegenüber 2022 gestiegen sei, sei der Preis im B-Segment seit April deutlich unter das Vorjahresniveau gefallen. «In den letzten drei Monaten ist der B-Preis um über 10 Rappen tiefer als im Vorjahr und liegt aktuell rund auf dem Niveau von 2021», ergänzt er. Die B-Preise hätten sich im letzten Quartal aber wieder etwas gefestigt.

Nachfrage nach Milchprodukten

Interessant sei die Entwicklung der Nachfrage nach Milchprodukten, so Reto Burkhardt. Er bezieht sich dabei auf eine Prognose, die beim Kongress der International Dairy Federation in Chicago vorgestellt wurde, wonach die weltweite Nachfrage nach Milch und Milchprodukten jährlich um 1,5 Prozent steigen werde. «Dies wirkt sich indirekt auch positiv auf den Schweizer Markt aus», erklärt er. Trotz eines Rückgangs beim Konsum von Trinkmilch werde in der Schweiz eine stabile Pro-Kopf-Nachfrage beobachtet, mit Zuwächsen bei Käse, Quark und Milchmischgetränken.

Situation auf dem Schweizer Milchmarkt

Der Buttermarkt sei dieses Jahr stabil geblieben, wenngleich einige Importe nötig waren. «Effektiv importiert wurde aber nur, was auch wirklich benötigt wurde – total etwa die Hälfte gegenüber 2022», so Reto Burkhardt. Gut und wichtig sei, dass die Schweizer Marken «Floralp» und «Die Butter» immer ausschliesslich mit Schweizer Milch hergestellt worden seien.

Auf dem Käsemarkt hingegen sehe es gedämpft aus, mit einem Importüberschuss für das Jahr: «Angesichts der geopolitischen Weltsituation und den wirtschaftlichen Entwicklungen in unseren Exportmärkten, wo hohe Inflation die Kaufkraft drücken, haben es die Schweizer Käseexporte schwer», sagt Reto Burkhardt. Wirtschaftsprognosen würden aber für das kommende Jahr dank einer Abnahme der Inflation eher von einer Verbesserung dieser Situation ausgehen.

2023 Alpkaese Alp Walop 1 Dca

Nachhaltigkeitsentwicklungen in der Branche

Die Schweizer Milchbranche hat laut SMP dieses Jahr mit dem «Branchenstandard nachhaltige Schweizer Milch» – dem sogenannten «grünen Teppich» – einen Meilenstein erreicht: Burkhardt betont: «Innerhalb von nur vier Jahren wurde per Ende 2023 erreicht, dass alle Milch in der Schweiz den Standard erfüllt.»

Damit habe die Milchbranche freiwillig und ohne die Politik den Standard über die gesetzlichen Mindestanforderungen angehoben und konnte damit für die Konsumentinnen und Konsumenten echte und relevante Mehrwerte generieren. Zukünftige Initiativen zielten darauf ab, den Klimaschutz weiter zu verstärken und den Mehrwert für Produzentinnen und Produzenten zu erhöhen.

Sehr aufmerksam werde die Entwicklung im Bereich Agrarpolitik beobachtet, sagt Reto Burkhardt: «Sowohl im Bericht zur Vision der zukünftigen Agrarpolitik als auch im aktuellen Klimabericht Landwirtschaft und Ernährung sind die Zeichen so, dass Milchproduktion in der Schweiz definitiv eine Zukunft hat – sie ist höchst standortgerecht.»

Der Bericht sage zudem deutlich, dass im Interesse der Ernährung und der Ernährungssicherheit in der Schweiz mehr Milch und Milchprodukte konsumiert werden sollten. Dabei spielten die Konsumentinnen und Konsumenten laut Klimabericht des Bundes eine entscheidende Rolle für Nachhaltigkeit. Zudem bestehe keine Sorge vor Importen in Bezug auf Nachhaltigkeit, solange bei Importen dieselben Standards angewendet würden, so Reto Burkhardt. «Wichtig ist einfach, dass bei den Importen dieselben Massstäbe gelten – auch da trägt die Politik eine sehr grosse Verantwortung», meint er abschliessend.

Erfolgreiche Alpsaison: Herausforderungen gemeistert und Unesco-Anerkennung erreicht

Der Schweizerische Alpwirtschaftliche Verband SAV zieht eine generell positive Bilanz zur Alpsaison 2023. Selina Droz, SAV-Geschäftsführerin, beschreibt die diesjährige Saison als «im Grossen und Ganzen eine gute Saison in allen Regionen», der Zeitpunkt der Alpauf- und Alpabzüge habe sich im üblichen Rahmen bewegt.

Milch- und Käseproduktion auf hohem Niveau

Die Regenperiode vor dem Alpaufzug habe das durch den Schneemangel im Winter 2022/23 verursachte Wasserdefizit wettmachen können und ausserdem die Futterversorgung auf den Alpen begünstigt. «Insbesondere auf den Heimbetrieben in den höheren Lagen gab es viel Heu und gute Futterqualität», so Selina Droz.

Zudem habe zu einem idealen Zeitpunkt geheut werden können – nicht wie im Flachland, wo die Heuernte wegen den nassen Bedingungen spät erfolgte. Obwohl die offiziellen gesamtschweizerischen Auswertungen noch ausstehen, deutet Selina Droz an, dass die Milch- und Käsemengen entsprechend auch recht hoch einzuschätzen seien.

Herausforderungen und positive Einflüsse

Die Alpbetriebe seien aber nach wie vor mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert: Insbesondere die Suche nach qualifiziertem Personal, der zunehmende Wolfsdruck und die damit steigende Belastung der Älplerinnen und Älpler sowie Hirtinnen und Hirten bereite Sorgen. «Zudem besteht Nachholbedarf in Bezug auf Infrastrukturen, vor allem bei der Wasserversorgung», ergänzt Selina Droz. Trotzdem habe es auch positive Aspekte gegeben, wie ausreichend Regen zur richtigen Zeit, der die Auswirkungen des bereits erwähnten Schneemangels milderte.

Beim Thema Wolfsdruck und Herdenschutz verweist Selina Droz darauf, dass die Beitragsgelder für Herdenschutz bereits zu Saisonbeginn ausgeschöpft gewesen seien, was sowohl für die Kantone wie auch für Alpbewirtschafterinnen und Alpbewirtschafter Unsicherheiten mit sich brachte. «Wenn Herdenschutz gemacht werden soll, muss auch genug Geld zur Verfügung stehen», plädiert Selina Droz.

Unesco-Anerkennung als Meilenstein

Ein Jahreshöhepunkt sei die Aufnahme der Alpsaison in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der Unesco am 7. Dezember 2023 gewesen, streicht Selina Droz heraus: «Der Eintrag ist eine Anerkennung der grossen Leistungen der Älplerinnen und Älpler und soll dazu beitragen, die Alpwirtschaft langfristig zu erhalten.»

2023 Schafe Kaisereggpass 7 Dca

Schweineproduktion: Zu tiefe Preise und Kommunikationsoffensive

Adrian Schütz vom Schweinezucht- und Schweineproduzentenverband Suisseporcs betont, dass in der Schweizer Schweinebranche kleine, bäuerlich geprägte Strukturen herrschten: «Die Bestandesgrössen sind ein Bruchteil von denen in anderen Ländern – mittlerweile werden rund 70 Prozent der Schweine freiwillig in besonders tierwohlfördernden Haltungssystemen gehalten.» Die Anforderungen lägen wesentlich über den Tierschutzvorschriften und gäben mehr Arbeit und Kosten.

Aber: Nur rund 30 Prozent des Schweinfleisches wird tatsächlich mit Mehrwert als Tierwohllabel und Bio gekauft. «Die Tierhaltenden sind also viel weiter als die Konsumentinnen und Konsumenten», zieht Adrian Schütz ein Fazit.

Deutlich weniger Antibiotika

Im Berichtsjahr wurden weitere Schritte zur Nachhaltigkeit und Optimierung von regionalen Kreisläufen durch die Schweinehaltenden gemacht. Das Ressourceneffizienzprogramm mit der Reduktion Nährstoffverluste ist breit bekannt gemacht worden und wird rege umgesetzt.

«Der Rückgang der tierärztlichen Verschreibungen von Antibiotika bei Schweinen ist eindrücklich», erklärt Adrian Schütz. Bei den Mastschweinen sind von 1’000 Tieren 974 ohne Behandlung. In den ersten Erhebungen seit Einführung IS-ABV (Informationssystem Antibiotika in der Veterinärmedizin) sind von 2020 bis 2022 bei den Schweinen die Wirkstoffmengen um gut 47 Prozent und die kritischen Wirkstoffe um 61 Prozent reduziert worden.

Eine noch höhere Aussagekraft und die Möglichkeit zur gezielten Verbesserung bieten die Auswertungen von Daten aus dem freiwillig umgesetzten elektronischen Behandlungsjournal bei den Qualitätsprogrammen. Ein Ziel ist die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes ohne Einbussen bei Gesundheit und Tierwohl.

«Die Schweinehalter haben früh erkannt, dass begleitende Massnahmen, mehr Arbeit und Investitionen in bauliche Verbesserungen dazu beitragen – die eindrücklichen Fortschritte haben die Schweinehaltenden über Jahre mit viel Wille, Geld und Arbeit erarbeitet und davon profitieren alle», sagt Adrian Schütz. Die Schweinhaltenden und die Veterinärmedizin seien hier ein Vorbild, das dürfe auch einmal wertgeschätzt werden.

Basiskommunikation «SAUGUT!» startet durch

Eine Basiskommunikation für die Schweinhaltung unter dem Namen «SAUGUT!» ist realisiert. Das wertvolle, vielseitige, schmackhafte und regionale Schweizer Lebensmittel vom Schwein treffe die Ernährungsbedürfnisse der Gegenwart, sagt Adrian Schütz: Viel Eiweiss, wenig Fett mit wertvollen Fettsäuren sowie unentbehrliche Nährstoffe wie Vitamin B, Eisen, Zink und Selen. Gleichzeitig sei das Fleisch preiswert und von hochstehender Qualität.

Das Bedürfnis der Konsumentinnen und Konsumenten zu mehr Informationen über die Schweinehaltung in der Schweiz können mit der Basiskommunikation nun von den Schweinehaltenden transparent angeboten werden. An rund 60 Tagen an Publikumsmessen, Tage der offenen Hoftüre, regionalen Anlässen und in den gedruckten und digitalen Medien nutzt die Dachorganisation Suisseporcs die Möglichkeit, über die wesentlichen Unterschiede und Mehrwerte der Schweizer Schweinehaltung Auskunft zu geben.

 

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In der Schweizer Schweinebranche herrschen kleine, bäuerlich geprägte Strukturen. (rho)

Immer weniger landet bei den Produzenten

Mit gut 40 Prozent eingesetzten Nebenprodukten aus der Lebensmittelverarbeitung wird die hiesige Schweinehaltung im Aktionsplan Food Waste eine wichtige Rolle einnehmen. Nach der Covid-Pandemie, während welcher der Verbrauch von Inlandfleisch gestiegen ist, kam in der Branche die Ernüchterung bei der Nachfrage mit wiederkehrenden Einkäufen im Ausland.

Die Schweinehaltenden haben die Produktion etwas erhöht und müssen einen langanhaltenden, nie dagewesenen Preiszusammenbruch bei den Schlachtschweinen hinnehmen. «Es sind leider keine Anzeichen für eine Besserung sichtbar», sagt Adrian Schütz, der bereits vor einem Jahr prognostiziert hatte: «Das Gleichgewicht für den täglichen Bedarfs auf dem Teller und einer fairen Entschädigung wird herausfordernd.»

Die Verarbeiter und die Konsumentinnen und Konsumenten konnten das ganze Jahr von attraktiven Preisen profitieren. «Der Anteil am Konsumentenfranken ist beim Schweinebetreuer mit 24/7-Einsatz in den letzten Jahren von rund 50 Prozent auf rund 35 Prozent gesunken», spricht Adrian Schütz ein grosses Problem der Branche an. Es brauche keine aufwändige Studie zur Feststellung der Marktmächte, die Kennzahl sage alles.

«Schweizer Schweine leisten nebst dem wertvollen und vielfältigen Lebensmittel Schweinefleisch auch weiteren Nutzen für Biogas, Humusaufbau und Wertstoffe für die Bodenfruchtbarkeit – sie haben eine tragende Rolle in einer zukünftigen Kreislaufwirtschaft», so Adrian Schütz. Es sei deshalb vernünftig, auf hochwertige und sichere Lebensmittel aus lokaler und qualitätsorientierter Produktion zu setzen.

Ein entspannteres Jahr für Schweizer Eierproduzenten

Nach einem angespannten Vorjahr erlebte der Eiermarkt eine positive Trendwende: «Die Nachfrage nach Schweizer Schaleneiern und Verarbeitungseiern stieg wieder», berichtet André Hodel, Vizepräsident der Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten GalloSuisse.

Zwischen Importdruck und Selbstversorgung

Eine signifikante Entwicklung war dementsprechend die Aufhebung aller Marktentlastungsmassnahmen der Eivermarkter bis Ende Oktober. Diese Anpassung führte zur vollständigen Wiederbesetzung leerer Ställe und zur normalisierten Bestückung der nur teilweise genutzten Ställe mit Legehennen, so Hodel.

Nebst der gestiegenen Nachfrage nach Schweizer Eiern sei aber auch die Nachfrage nach Importeiern angestiegen. Dies führt GalloSuisse auf das geringere Haushaltsbudget der Konsumentinnen und Konsumenten zurück: «Bei Lebensmitteln wird oft zuerst gespart», erläutert André Hodel.

So bleibe der Importdruck bestehen – gleichzeitig seien die Importe aber auch nötig, um die Spitzen der Nachfrage abzudecken. Für das Gleichgewicht des Marktes sei dies ein nötiges Übel, erklärt Hodel. «Um eine 100-prozentige Marktversorgung sicherzustellen, müssten wir unsere Produktion auf 120 Prozent aufstocken, aber dann besteht das Risiko einer Überproduktion», betont er. Derzeit liegt der Selbstversorgungsgrad bei Schaleneiern bei zirka 68 Prozent.

Verringertes Einkommen und Kostendruck

Daneben beschäftigen weitere Herausforderungen die Eierproduzentinnen und -produzenten. «Wie in der gesamten Landwirtschaft kämpfen auch die Eierproduzenten mit den gleichen Herausforderungen – so ist die Kürzung der BTS-Beiträge (Besonders tierfreundliche Stallhaltung) um rund 20 Prozent für die Eierproduzenten genauso einschneidend und wirkt sich deutlich aus», sagt André Hodel.

Denn diese Beiträge würden in den Wirtschaftlichkeitsberechnungen als Einkommen deklariert, was zu einem geringeren Lohn für die Produzentinnen und Produzenten führe. «Zusätzlich stiegen diverse weitere Kosten, wobei sich bei den Futtermitteln in den vergangenen Wochen aber eine leichte Entspannung abzeichnete», so André Hodel abschliessend.

 

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Etwas weniger Poulets, aber mehr Truten

Die Pouletproduktion in der Schweiz nimmt seit Jahren zu. Dieses Jahr lagen die Zahlen laut Agristat, dem statistischen Dienst des Bauernverbandes, per Ende Oktober jedoch um 1,2 Prozent oder 1096 Tonnen unter dem Wert der Vorjahresmonate. Insgesamt wurden bei den Poulets bis Ende September 90’424 Tonnen Fleisch (Schlachtgewicht) produziert. Auch die Anzahl der Tiere lag um 1,4 Prozent unter dem Vorjahr.

Bei den Truten gab es hingegen bis Ende Oktober einen Produktionszuwachs um 3,9 Prozent auf 1’738 Tonnen.

Update vom Frühjahr 2024: Die gesamte Geflügelfleischproduktion lag 2023 um 1% unter dem Vorjahr bei 114'640 Tonnen Schlachtgewicht. Gemäss Aviforum ist der Rückgang auf die geplante Minderproduktion eines Verarbeiters zurückzuführen, dies u.a. durch die Umstellung von Betrieben auf langsamer wachsende Mastlinien. 

Rindfleischproduktion legt zu

Beim «Grossen Rindvieh» (sämtliches Rindfleisch ohne Kalbfleisch) war per Ende November 2023 eine Zunahme von 1,8 Prozent auf insgesamt 110’460 Tonnen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu verzeichnen. Das Schlachtgewicht pro Tier ist erneut leicht gestiegen.

Die Kalbfleischproduktion lag per Ende Oktober mit 22’397 Tonnen ebenfalls um 1,8 Prozent über den Zeitraum des Vorjahres.

Die definitive Schlachtviehstatistik von Agristat erscheint im März 2024.

Honigproduktion: Von der Frühjahrsbaisse zu Sommererfolgen

Die Honigernte in der Schweiz und in Liechtenstein erforderte viel Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Bienenvölker sowie der Imkerinnen und Imker. So erwies sich der kühle und nasse Frühling als beträchtliche Hürde für viele Imkerinnen und Imker und ihre Bienen: Reichlich Niederschlag und kühle Temperaturen erschwerte es den Bienenvölkern, die blühenden Obstkulturen, Wiesen und Rapsfelder effizient zu bestäuben.

Markus Michel, Verantwortlicher für Bienenprodukte bei BienenSchweiz, erläutert, dass gerade in solchen Jahren der enge Zusammenhang zwischen der Bestäubung von Pflanzen und der daraus resultierenden Honigernte deutlich wird. Infolgedessen meldeten etwa 36 Prozent der Bienenstände keinen Honigertrag im Frühling und die durchschnittliche Honigernte pro Bienenvolk betrug lediglich knapp 6 Kilogramm – weit unter dem langjährigen Durchschnitt von 7,5 Kilogramm und weniger als die Hälfte des Vorjahresertrags von gut 12 Kilogramm.

Regionale Unterschiede und Spitzenreiter

Die Sommermonate brachten eine Wende. Dank bienenfreundlicher Wetterbedingungen im Juni und Juli, einschliesslich anhaltender Wärme und Trockenheit sowie ersten Hitzewellen, erholte sich die Honigbilanz. Die Sommerhonigernte erreichte mit gut 11 Kilogramm pro Bienenvolk ungefähr das Niveau des Vorjahres und blieb nicht allzu weit unter dem langjährigen Durchschnitt von knapp 13 Kilogramm.

«Zwar werden die Bienen ab 35 Grad auch müde – warme oder heisse Temperaturen fallen in der Schweiz für das Ausfliegen der Bienen aber noch weit weniger ins Gewicht als Regen und Bise», so Markus Michel. Insbesondere windige Verhältnisse seien für Bienen sehr heimtückisch, da das Fliegen so sehr viel Energie und sie auch weggetragen würden.

Die Gesamthonigernte lag in diesem Jahr bei durchschnittlich 17 Kilogramm pro Volk – was unter dem langjährigen Mittelwert von gut 20 Kilogramm liegt. Trotz der Herausforderungen im Frühjahr und der Erholung im Sommer konnte der Rückstand nicht in allen Regionen aufgeholt werden. So zeigte die Ernte deutliche regionale Unterschiede: Während im Osten und Norden des Landes die Erträge besonders niedrig ausfielen, konnten Imker in der Westschweiz, in Graubünden und im Tessin bessere Ergebnisse verzeichnen.

2010 Lavendel Blume 2 If
Die Gesamthonigernte lag in diesem Jahr bei durchschnittlich 17 Kilogramm pro Volk. (lid)