Ein zweiter Zaun gegen Wildschweine

Die Afrikanische Schweinepest nähert sich der Schweiz. Das strikte Einhalten von Massnahmen zur Biosicherheit wird für Schweinehalter noch wichtiger als bisher.
Zuletzt aktualisiert am 21. Januar 2022
4 Minuten Lesedauer

Von Michael Götz/Tier&Technik

Die Afrikanische Schweinepest ASP stellt eine der grössten Gefahren für die Schweinehaltung dar. Während sie für den Menschen ungefährlich ist, sterben infizierte Schweine meistens innerhalb kurzer Zeit, ohne dass man ihnen helfen kann. Für die Schweinehalter ist das Wichtigste, das Virus nicht in den Stall eindringen zu lassen. Massnahmen, um die Einschleppung von Krankheiten in den Stall zu verhindern, werden unter dem Begriff «Biosicherheit» oder «Biosekurität» zusammengefasst.

Die Biosicherheit spielt in der Schweinehaltung schon lange eine Rolle. Sie soll den Eintrag von Krankheitserregern in Schweinebestände verhindern, insbesondere diese vor Seuchen wie der Enzootischen Pneumonie oder neu auch der ASP schützen. Als Überträger kommen vor allem Tiere, Menschen, Futter oder Einstreu in Frage. Der Schweinezuchtbetrieb Schwizer in Walenstadt SG gehört zu den sogenannten A-R Remontenbetrieben.

Er züchtet Muttersauen für andere Zuchtbetriebe, die auf fruchtbare und gesunde Muttertiere angewiesen sind. Insgesamt hält der Betrieb 140 Mutterschweine und 500 Tiere zur Aufzucht, die sogenannten Remonten. «Die Gesundheit der Tiere ist bei uns extrem wichtig», betont Claudia Schwizer, Geschäftsführerin des Betriebes. Nicht zuletzt deswegen, weil die Remonten an andere Schweinezuchtbetriebe verkauft werden und somit leicht Krankheiten übertragen können.

Hygiene steht ganz oben

Grossen Wert legt die Schweinezüchterin auf die Hygiene bei den Tiertransporten. Die Fahrzeuge müssen nicht nur sauber gewaschen, sondern auch desinfiziert sein. Fremde Chauffeure dürfen den Stall nicht betreten. Liefert der Betrieb im eigenen Transporter Tiere aus, dann ziehen Chauffeur und Helfer separate Stiefel an. Bei der Rückkehr ziehen sie sich um und die Kleider werden gewaschen. «Bis zur Unterhose», unterstreicht Schwizer. Mitarbeiter und Besucher dürfen den Stall nur über eine Schleuse betreten und müssen – wie die Züchterin sagt – «schweinefrei» sein.

Das heisst, sie dürfen in den 48 Stunden zuvor keinen Kontakt zu Schweinen gehabt haben. Bevor sie durch eine mit Desinfektionsmittel gefüllte Wanne in den Stall gehen, ziehen sie sich die Stall-Überkleider und die Stallstiefel an und waschen sich die Hände. Schwizer legt Wert darauf, dass sich alle an die Hygiene-Vorschriften halten. Manchmal komme sie sich vor wie ein Feldwebel, der seine Mannschaft kontrolliert. Immer wieder erklärt sie ihren Mitarbeitern und Kunden, wie wichtig die Einhaltung der Vorschriften auch im kleinen Detail ist.

Zaun Vor Schweineauslauf Wegen ASP Mgoetz
Hier wird noch ein zweiter Zaun entlang des Baches gebaut, damit Wildschweine nicht zu nahe in den Bereich der Hausschweine kommen. (mg)

Die Afrikanische Schweinepest kurz erklärt

ji. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) kommt in zahlreichen Ländern im subsaharischen Afrika vor. Natürliches Erreger-Reservoir der Afrikanischen Schweinepest im südlichen Afrika sind Warzenschweine, die jedoch selbst nicht erkranken. Übertragen wird das Virus durch die Lederzecke. Es kann in sämtlichen Körperflüssigkeiten und Geweben von infizierten Schweinen festgestellt werden und eine Ansteckung der Tiere ist unter anderem über den Kontakt mit infizierten Schweinen und über die Aufnahme von Schweinefleisch oder Speiseabfällen möglich. Aus diesem Grund kann sich das Virus auch dort verbreiten, wo keine Lederzecken vorkommen. Beim akuten Verlauf der Krankheit ist die Mortalität sehr hoch. Symptome sind oft hohes Fieber der Tiere, Atembeschwerden sowie Rötungen und Verfärbungen der Haut. Infiziert werden können sowohl Wild- als auch Hausschweine.

Ist die ASP einmal ausgebrochen, hilft nur das Töten von Beständen als Gegenmassnahme. Denn eine Impfung oder Behandlung existiert nicht. Keine Gefahr stellt die Krankheit hingegen für andere Tiere und Menschen dar.

Weitere Informationen gibt es auf der Website des BLV.

Strikte Kontrollen gegen ASP

Vier Mal im Jahr führt der Schweinegesundheitsdienst SGD eine Gesundheitskontrolle auf dem Betrieb durch und zwei Mal pro Jahr nimmt eine SGD-Tierärztin Blut- und Kotproben von den Tieren. Werden Keime bestimmter Krankheiten festgestellt, verliert der Betrieb seine Anerkennung als A-R Remontenbetrieb und darf seine Kunden nicht mehr beliefern. Das bedeutete einen grossen finanziellen Verlust. Auch der Tierarzt muss bei einem Besuch «schweinefrei» sein.

Er kommt deswegen meistens am Montag. Das von der einheimischen Mühle zugekaufte Futter stellt keine grosse Gefahrenquelle für Infektionen dar. «Bei der Einstreu achten wir darauf, woher sie kommt», ergänzt Schwizer. Auch Mäuse können Krankheiten in den Bestand übertragen. Um das zu verhindern, sind auf den Stallgängen Fallen mit Giftködern aufgestellt.

Zaun gegen Wildschweine

Die Afrikanische Schweinepest hat den Zuchtbetrieb vor zusätzliche Herausforderungen betreffend Biosicherheit gestellt. Da Wildschweine ein grosses Übertragungsrisiko darstellen und es in der Gegend Wildschweine gibt, hat sich Claudia Schwizer entschlossen, anfangs Jahr einen Zaun um das ganze Areal errichten zu lassen.

Dies, obwohl sich vor den Ausläufen schon ein Zaun im Abstand von etwa 1,5 m befindet. Der zweite Zaun soll verhindern, dass das Virus über Sekrete wie Nasenschleim, Speichel, Kot oder Harn auf das Betriebsgelände gelangt und von dort in den Tierbereich übertragen wird. Ein einfacher Elektrozaun genügt nicht, denn Wildschweine könnten diesen leicht durchbrechen. Es muss ein fester Zaun sein mit betonierten Pfosten. Schwizer hat sich für einen 180 cm hohen Diagonalgitterzaun entschieden, der 20 cm tief in die Erde reicht.

450 Meter Zaun mit einem grossen Durchfahrtstor sowie Durchgangstüren sind notwendig. Die Schweinezüchterin lässt sich die Investition 50'000 Franken kosten. «Es ist zum Schutz der Tiere», begründet sie die teure Investition. Würde der Erreger im Bestand nachgewiesen, müssten alle Tiere getötet und entsorgt werden. Die Tierhalterin hofft auf das Verständnis der Bevölkerung für den Zaun. «Wir haben nichts zu verstecken.» Es geht rein darum, die Gesundheit der Tiere zu schützen.