«Alle wollen kommen, aber wir können nicht allen einen Platz geben»

Während etliche Publikumsmessen um die Gunst des Publikums und der Aussteller buhlen müssen, stehen Fachmessen oft besser da. Ein Beispiel ist die AgriMesse in Thun, die nicht zu wenige Aussteller hat, sondern gar eine lange Warteliste führt.
Zuletzt aktualisiert am 1. März 2024
von Jonas Ingold
3 Minuten Lesedauer
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In der Messe Thun ist jede Halle und das gesamte Freigelände komplett besetzt. Das ist stets so, wenn die AgriMesse zu Gast ist. «Wir haben es besser als andere Messen, es sind gar zwischen 35 und 40 Austeller auf der Warteliste», sagt Matthias Iseli, Präsident der Schweizerischen Agrotechnischen Vereinigung, der Messe-Veranstalterin. «Alle wollen kommen, aber wir können nicht allen einen Platz geben.» Das sei schöner als umgekehrt, betont Iseli.

«Normal» geblieben

Er führt den Erfolg auch darauf zurück, dass die Messe «normal» geblieben sei und den Ausstellern vernünftige Preise bieten kann. Zusammen mit dem Strahlkraft der Messe – erwartet werden auch dieses Jahr um die 20'000 Besucherinnen und Besucher – ist die Teilnahme für die Aussteller ein Fixum im Jahresplan.

Messe strahlt über die Kantonsgrenzen

Diese Kontinuität betonte auch der Nationalrat und ehemalige Berner Bauernpräsident Hans Jörg Rüegsegger in seiner Rede zur Eröffnung: «Es ist wie eine Familie hier.» Diese Ambiance strahle weit über den Kanton Bern heraus, weshalb auch viele Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Schweiz den Weg ins Berner Oberland fänden.

Dass es mit den vielen Interessierten auch dieses Jahr klappt, zeigt sich auch gleich nach der offiziellen Eröffnung an diesem Donnerstagmorgen um 9 Uhr: Die Parkplätze sind schon praktisch voll und in den Hallen werden die Maschinen begutachtet und das Publikum diskutiert angeregt.

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Technische Entwicklung mitgehen - aber Risiken beachten

Diesen Austausch an der Messe schätzt auch Hans Jörg Rüegsegger. Es sei wichtig, miteinander zu kommunizieren und zwar über die Generationen hinweg. Und dies nicht nur innerhalb der Bauernfamilien, sondern auch mit den vor- und nachgelagerten Betrieben der Wertschöpfungskette. «Genau deshalb braucht es solche Messen. Es muss das ganze Rad der Wertschöpfungskette drehen, damit wir die Visionen unserer Junglandwirte für die Landwirtschaft 2050 umsetzen können», so Rüegsegger.

Wichtig sei für die Bäuerinnen und Bauern auch die technische Entwicklung. «Vor dieser verschliessen wir uns nicht», so der Nationalrat. Man müsse Themen wie Digitalisierung aber auch differenziert betrachten. Sie erleichtere zwar vieles bei der Arbeit, dies sei aber nur die halbe Wahrheit. Denn gleichzeitig werde die Abhängigkeit grösser. Dass sehe man etwa, wenn die IT-Kosten anstiegen oder wenn Sicherheitsfragen bezüglich der immer grösseren Vernetzung aufkämen.

Austausch von Mensch zu Mensch, trotz Robotern

Messeleiter Christoph Studer knüpft genau daran an. «Die Digitalisierung zeigt sich auch bei uns an der Messe. Viele Roboter werden präsentiert, welche die Bäuerinnen und Bauern unterstützen. Hinter diesen Robotern steckt aber meist zum Glück auch ein Mensch.» Und genau für den persönlichen Austausch von Mensch zu Mensch sei die Messe da und ermögliche allen ein positives Erlebnis. «Daran glauben wir», sagt Studer, bevor er zum Messerundgang startet.