Landwirtschaft begegnet Spitzensport

An einem Treffen der AgrarScouts gaben die ehemalige Skirennfahrerin Vreni Schneider und der Spitzenschwinger Domenic Schneider Einblick in ihre Welt.
Abb 3 Froher Talk Foto M Götz
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Beide haben sie Eingang in die Herzen der Menschen gefunden. Vreni Schneider, legendäre Skirennfahrerin in den 1980ger- und 90er-Jahren sowie Domenic Schneider, der als «König der Herzen» gefeierte Spitzenschwinger. Urs Schneider, stv. Direktor des Schweizer Bauernverbandes SBV und dritter Schneider im Bunde, lud als Moderator zu einem Talk im Volg-Verteilzentrum in Winterthur ein.

«Schneiderlein reiss dich zusammen»

Trotz ihrer grossen sportlichen Erfolge sind beide Sportler sich selbst treu geblieben und führen ein normales Leben in ihrem gewohnten Umfeld. Vreni als Familienmittelpunkt und als private Skilehrerin in Elm, Domenic als Familienvater und Landwirt im thurgauischen Friltschen.

Vreni Schneider gewann dreimal Gold an den Olympischen Spielen in Calgary 1988 und in Lillehammer 1994, dreimal Gold an der Weltmeisterschaft und dreimal den Gesamtweltcup. «Du hast uns damals viel Freude bereitet. Wie hast Du das empfunden?», wollte Urs Schneider von ihr wissen. «Ich wollte die Beste sein, aber war immer wieder überrascht, was noch alles dazu kam.» Das Mitfiebern der Menschen habe ihr sehr geholfen. Wenn es dann doch zu einem Nervenflattern kam, dann sagte sie im Stillen zu sich: «Schneiderlein, reiss dich zusammen.»

Abb 1 Urs Vreni Und Domenic Schneider Foto M Götz

Auf genügend Schlaf achten

Domenic Schneider wäre im letzten Gang seinem Gegner am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Pratteln fast unterlegen, aber im entscheidenden Augenblick konnte er sich aus dem Griff des Gegners befreien und ihn auf den Rücken drehen. «Ich durfte gewinnen», sagt der dreifache Eidgenosse bescheiden. Die Ostschweizer Fans seien für ihn eine grosse Unterstützung gewesen. «Du bist ein Spektakel-Schwinger und doch authentisch», beschreibt ihn der Moderator.

«Woher kommt Deine grosse Beweglichkeit?» Zum grossen Teil sei sie ihm wohl angeboren, antwortet der Schwinger, dessen Statur seine raschen Bewegungen nicht verrät. Sein Vater und seine Schwester hätten ebenfalls diese Eigenschaft.

Doch um fit zu bleiben, braucht es tägliches Training. Domenic steht morgens um 5 Uhr zum Melken auf und dann folgen die normalen Arbeiten auf Hof und Feld. Als Landwirt kann er seine Arbeit tagsüber zum Teil mit der Familie verbinden. «Abends bin ich fast immer weg», erzählt Domenic, sei es beim Training mit dem Schwing-Club am Ottenberg oder beim Krafttraining. Das gesellige Zusammensein mit den Kameraden nach dem Training ist für ihn Entspannung und Selbstverständlichkeit. Vor allem im Sommer müsse er allerdings darauf achten, dass er zu genügend Schlaf komme.

«Die haben schon einen Kommentator»

Man möchte nicht annehmen, dass die Skifahrerin und der Schwinger viel Gemeinsames haben ausser dem Ehrgeiz zu gewinnen. Doch dem ist nicht so. Zusammen mit ihrem Vater, einem Schwing-Fan, hat Vreni Schneider schon als Mädchen die Schwingfeste besucht. Nicht nur der Sport, sondern auch die Bodenständigkeit der Schwinger habe ihr gefallen.

Noch heute hilft sie bei Schwingfesten aus und ist Gotte von Domenics Siegermuni. Und Domenic geht jedes Jahr eine Woche in Skiferien. «Das mache ich megagern», schwärmt er. Die Unfallgefahr nimmt er in Kauf. Es gebe auch noch ein Leben neben dem Schwingsport.

«Wie werdet Ihr mit dem Medienrummel fertig?», so die Frage von Urs Schneider. «Ich präsentiere mich so, wie ich bin», antwortet Vreni. Wenn man siege, sei es einfach, Antwort auf die Fragen der Reporter zu geben. Man müsse aber auch dazu stehen, wenn es nicht gut laufe und ehrliche Antworten geben. «Sonst wird etwas über einen geschrieben, was man gar nicht möchte», so die Ski-Ikone.  

Während der 29-jährige Domenic sich noch voll den Wettkämpfen widmet, muss die um 30 Jahre ältere Vreni den Skirennen der Jungen zusehen. Sie fiebere aber heute noch voller Elan mit. «Die haben schon einen Kommentator», sagen ihre Kinder jeweils, wenn sie am Fernsehen zu viel reinredet.

Text: Michael Götz/LID