Der kürzlich veröffentlichte Ergebnisbericht zum vierten Landesforstinventar (LFI 4) zeigt eine beunruhigende Entwicklung: immer mehr Schweizer Wälder werden seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet. Der Grund dafür ist, dass die Holzernte und die damit einhergehende Waldpflege vielerorts nicht mehr rentabel durchgeführt werden kann. Um Kosten zu vermeiden, lassen vor allem nicht-öffentliche Waldeigentümer ihre Wälder vermehrt ungenutzt – besonders in schlecht zugänglichen Gebieten. Diese können in der Folge nicht
mehr alle von der Gesellschaft erwarteten Waldfunktionen optimal erfüllen. Negative Entwicklungen auf dem Holzmarkt, der Klimawandel und der unmittelbar drohende
Borkenkäferbefall werden die Situation in naher Zukunft noch verschärfen. Überalterte
Wälder ohne Verjüngung werden zu «Zeitbomben» – anfällig für Krankheiten, Schädlinge
und die Folgen des Klimawandels.
In einer am 18.06.2020 eingereichten Motion fordert Ständerat und WaldSchweiz-Präsident
Daniel Fässler nun vom Bundesrat gezielte Massnahmen, die die nachhaltige Pflege und
Nutzung des Schweizer Waldes sicherstellen, wie dies die Waldpolitik 2020 vorsieht.
Namentlich verlangt Fässler leistungsbezogene finanzielle Anreize für eine «Stabilitäts-
Waldpflege», für Sicherheitsholzschläge und für klimaangepasste Wiederaufforstungen. Der Bundesrat wird aufgefordert, in einem ersten Schritt Beiträge im Umfang von mindestens 25 Millionen Franken pro Jahr bereitzustellen und die dazu allenfalls erforderlichen Gesetzesgrundlagen zu erarbeiten.
Schweizer Armee auf dem Holzweg
Die beste Möglichkeit, die Schweizer Forstwirtschaft zu unterstützen ist es, Schweizer Holz zu verwenden. Im 2016 revidierten Waldgesetz verpflichtete sich der Bund, nachhaltig produziertes Holz zu fördern – und die zuständige Bundesrätin versprach damals, dabei explizit auf Schweizer Holz zu setzen. In einer aktuell laufenden öffentlichen Ausschreibung
von armasuisse zur Beschaffung von Holzschnitzeln begibt sich der Bund nun aber auf einen (falschen) Holzweg: Bestellt werden, auf vier Jahre und fünf Lose verteilt, für 17 über die ganze Schweiz verteilte Standorte rund 167'000 Kubikmeter Holzschnitzel. Mit der internationalen Ausschreibung einer derart grossen Liefermenge werden vor allem die
kleineren Schweizer Lieferanten unnötig benachteiligt. Weil bei den Zuschlagskriterien die
Nachhaltigkeit weniger gewichtet wird als der Preis, ist zu befürchten, dass ausländische
Lieferanten den Zuschlag bekommen. Für den Transport des Holzes sind rund 3'800
Lastwagenfahrten nötig. Die Transportwege werden in der Ausschreibung aber erst gar nicht thematisiert. Auch damit werden ausländische Anbieter bevorteilt. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der Klimadebatte und der aktuellen Holzschwemme in der heimischen Forstwirtschaft hat Ständerat Daniel Fässler am 16.06.2020 eine Interpellation eingereicht. Sie verlangt vom Bundesrat eine Reihe von Erläuterungen und ersucht ihn, die Ausschreibung kurzerhand abzubrechen.
− Die Motion «Sicherstellung der nachhaltigen Pflege und Nutzung des Waldes» findet sich auf www.waldschweiz.ch unter der Rubrik Medien und in Kürze auf der Website des Parlaments.
− Hier geht’s zur Interpellation «Warum setzt armasuisse die Waldpolitik des Bundes nicht
konsequent um?» www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curiavista/
geschaeft?AffairId=20203626
Medienmitteilung:
Solothurn, 18. Juni 2020
Waldeigentümer fordern Unterstützung
In zwei Vorstössen fordert Ständerat Daniel Fässler (AI) direkte und indirekte Unterstützung für die Waldeigentümer. Der Bund soll sicherstellen, dass der Wald gepflegt und genutzt und damit dem Klimawandel angepasst wird. Dem Bundesrat wird zudem die Frage gestellt, weshalb der Bund bei der Beschaffung von Holzschnitzeln für Armeeanlagen nicht konsequent auf Schweizer Holz setzt.
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Daniel Fässler, Ständerat (AI) und Präsident WaldSchweiz, Mobile 079 310 92 15
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