Die Mitte März beschlossenen Massnahmen haben zur Schliessung der wichtigsten Absatzkanäle für den Weinsektor geführt und damit zum fast vollständigen Stillstand des Direktverkaufs. Die Weinwirtschaft ist zweifellos der am härtesten getroffene landwirtschaftliche Sektor, der – wie die Weinländer überall auf der Welt – eine beispiellose Krise erlebt. In Anbetracht dieser Situation hat der Bundesrat beschlossen, die Branche mit einer ausserordentlichen Massnahme zu unterstützen: der freiwilligen Deklassierung von AOC-Wein zu Tafelwein. Um einen Teil der Lagerbestände an einheimischen AOC-Weinen abzubauen, können Betriebe, die AOC-Wein zu Tafelwein deklassieren, finanziell unterstützt werden. Dies stellt eine Teillösung dar, um das Überleben der Branche zu sichern und die Lagerbestände im Hinblick auf die momentane Ausnahmesituation abzubauen.
Der BSRW und der SWBV begrüssen diesen Entscheid, der neue Möglichkeiten eröffnet und der hinsichtlich der momentanen Unsicherheit angemessen ist. Die Branche verlangt von den Weinkantonen ein klares Engagement, den Begünstigtenkreis für diese Hilfe auszudehnen. Die Branche konzentriert sich bei der Aufwertung des Schweizer Weins auf drei Hauptstossrichtungen:
• Der weinbauliche und somit technische Aspekt der Problematik der vollen Keller: Die vom Bundesrat getroffene Massnahme schafft hier teilweise Abhilfe. Die finanzielle Unterstützung der Deklassierung ermöglicht es dem Schweizer Wein, sich auch auf dem Tafelweinmarkt zu positionieren, der bisher vom ausländischen Wein beherrscht wurde. Dies könnte also längerfristig neue Möglichkeiten eröffnen, die es dem Schweizer Wein ermöglichen, zur Aufwertung anderer Schweizer Produkte, wie etwa Fonduemischungen, beizutragen.
• Förderung der Schweizer Weine: Die Fördermittel müssen insgesamt erhöht werden, um die Weine aufzuwerten, die im internationalen Vergleich an Wettbewerben ebenso viele oder proportional gesehen sogar noch mehr Auszeichnungen erhalten als die Weine aus den grossen Weinnationen. Es werden verschiedene ehrgeizige Förderprojekte erwartet wie Swiss Wine Summer, ein Projekt von Swiss Wine Promotion.
• Einführung einer Klimareserve: Damit können die Ernten von einem Jahr zum nächsten besser ausgeglichen werden und es kann effizienter auf die Nachfrage reagiert werden, indem die Position der Schweizer Weine auf dem Markt gestärkt wird.
Die Deklassierungsmassnahme entspricht dem unmittelbaren Bedürfnis, Lagerkapazität in den Kellern freizugeben, das auf die Verzögerung des Verkaufs um 3 bis 4 Monate und der diesjährigen Ernte zurückzuführen ist. Doch nun erwartet die Branche seitens der Bevölkerung, der Grossverteiler, der Gastronomie sowie des Handels auch ein Engagement zugunsten des Schweizer Weins. Langfristige Massnahmen werden ebenfalls diskutiert. Der BSRW und der SWBV haben dem Bundesrat am 3. April 2020 verschiedene Unterstützungsvorschläge für die Weinwirtschaft unterbreitet, auf die noch eine Antwort erwartet wird. Diese Vorschläge hätten längerfristige Auswirkungen und bedingen eine vertieftere Prüfung durch den Bundesrat.
Medienmitteilung:
Bern, 20. Mai 2020
Unterstützung für den Schweizer Wein: erster Schritt in die richtige Richtung
Ausserordentliche Zeiten erfordern ausserordentliche Massnahmen. Am 20. Mai 2020 hat sich der Bundesrat zur Schweizer Weinwirtschaft geäussert und auf dem Verordnungsweg eine ausserordentliche Unterstützung erlassen. Wein mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung (AOC) kann deklassiert und als Tafelwein verkauft werden. Neben dieser Massnahme zur Senkung der Lagerbestände, die am 1. Juni 2020 in Kraft tritt, gewährt der Bund eine zusätzliche Finanzhilfe von 10 Millionen Franken. Die Branche begrüsst dies als ersten Schritt in die richtige Richtung. Der Bundesrat entspricht damit der schriftlichen Anfrage des Branchenverbands Schweizer Reben und Weine (BSRW) und des Schweizerischen Weinbauernverbands (SWBV) vom 3. April. Die Priorität gilt nun der Aufwertung der Schweizer Weine mit einer starken Förderung und der Einführung einer Klimareserve.
Kontakt
Marco Romano, Präsident des BSRW, 079 425 14 31, marco.romano@parl.ch
Frédéric Borloz, Präsident des SWBV, 079 204 43 30, frederic.borloz@parl.ch
Hélène Noirjean, Generalsekretärin BSRW und Geschäftsführerin SWBV, 079 394 80 87, helene.noirjean@fsv.ch
Sender
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