Das Prinzip ist einfach: Was auf den unteren Stufen ist, darf problemlos in grösseren Mengen konsumiert werden, während bei Nahrungsmittel der oberen Stufen Masshalten angesagt ist. Die Lebensmittelpyramide veranschaulicht eine ausgewogene Ernährung: Viel Obst und Gemüse, wenig Süssigkeiten und Chips, dazwischen Teigwaren, Brot, Milchprodukte, Fleisch und Fette.
Die gute Nachricht: Ein grosser Teil der Schweizer Bevölkerung kennt die Lebensmittelpyramide und damit die wichtigsten Ernährungsempfehlungen. Die schlechte Nachricht: 30 Prozent der Leute halten sich nicht daran. Vor allem Männer, junge Menschen und Personen mit einem niedrigen Bildungsniveau. Dies geht aus dem 6. Schweizerischen Ernährungsbericht hervor, der am Dienstag, 22. Januar, von Bundesrat Alain Berset vorgestellt wurde.
Der aktuelle Ernährungsbericht zeigt, dass gegenüber dem letzten Bericht aus dem Jahr 2005 die Schweizer weniger Früchte (-7%) und Gemüse (-6%) essen. Der Verbrauch von Nüssen und Samen (-8%) und alkoholischen Getränken (-6%) nahm ebenso ab. Mehr konsumiert wurden Eier (+3%), Öle und Fette (+5%), Zucker und Honig (+5%), Fische und Schalentiere (+8%). Der Verbrauch von Fleisch, Milch und Milchprodukten blieb hingegen konstant.
Stark zugenommen haben in den letzten Jahren der Ausser-Haus-Konsum und damit der Verzehr von Fertiggerichten und Convenience-Produkten. Das Problem: Diese Lebensmittel enthalten laut Ernährungsbericht oft hohe Mengen an Fett, Salz und Zucker.
Weniger tierische Fette
Der Verbrauch an pflanzlichen Ölen und Fetten ist in der Schweiz in den letzten 20 Jahren gestiegen und derjenige an tierischen Ölen und Fetten gesunken. Im Ernährungsbericht wird diese Entwicklung als positiv beurteilt. Der Konsum von Fisch hat in den letzten 30 Jahren um knapp 50 Prozent zugenommen.
Kaum verändert hat sich hingegen die Kalorienzufuhr. Diese liegt bei täglich 2'661 kcal pro Person. Aber: Laut Ernährungsbericht nehmen Schweizer damit 20 bis 30 Prozent mehr Energie zu sich als empfohlen. In den letzten 30 Jahren stieg die Anzahl übergewichtiger Personen an. 46 Prozent der Männer und 29 Prozent der Frauen bringen mehr Pfunde auf die Waage als ideal. Mit Übergewicht nimmt aber das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs und Diabetes (Typ 2) zu. Die Kosten für Übergewicht und Adipositas haben sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt auf heute 5,8 Mrd. Franken pro Jahr.
Salz-, Zucker- und Fettgehalt in Fertigprodukten reduzieren
Dass die Ernährung direkten Einfluss auf die Gesundheit habe, werde von der Bevölkerung zu wenig erkannt, heisst es im Ernährungsbericht. Ziel müsse es deshalb sein, das Ernährungswissen zu steigern. Dies reiche aber nicht aus. Die Lebensmittelindustrie solle motiviert werden, die Portionengrössen zu überdenken ebenso wie die Gehalte an Fett, Zucker und Salz. Kritik übt der Ernährungsbericht am heutigen Kennzeichnungssystem: Dieses sei für Konsumenten schwierig zu verstehen. Eine einheitliche und verständliche Nährwert-Kennzeichnung sei wünschenswert. Beklagt wird zudem, dass in der Schweiz weniger Geld in die Gesundheitsförderung fliesse als im OECD-Durchschnitt.
