Anfang der 90er-Jahre stand die Schweizer Landwirtschaft vor grossen Herausforderungen. EWR, die neue Agrarpolitik mit der Einführung der Direktzahlungen oder die Uruguay-Runde des GATT sorgten für Diskussionen. Um die neuen Aufgaben besser zu bewältigen und Synergien zu nutzen, beschlossen sechs Genossenschaftsverbände im September 1993 die Fusion zur Fenaco (siehe Kasten). Seither hat sich das Genossenschaftsunternehmen stark entwickelt. Bei der Jahresmedienkonferenz vom vergangenen Mittwoch in Bern standen neben dem Jubiläum die aktuellen Zahlen im Vordergrund. Der Umsatz hatte im Gründungsjahr noch rund 3 Milliarden Franken betragen. Im Geschäftsjahr 2012 betrug er nun bereits 5,681 Milliarden. Das sind nochmals 2,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Zusammenschluss von sechs Verbänden
Am 24. September 1993 wurden in Uettligen BE die Fusionsverträge zwischen den sechs Verbänden Union des Coopératives Romandes, FCA Fribourg, VLG Bern, VLGZ Zentralschweiz, Nordwestverband Solothurn sowie dem Ostschweizer VOLG abgeschlossen. Im Spätherbst stimmten die Delegierten an ausserordentlichen Versammlungen mit insgesamt 933 zu 30 Stimmen der Fusion zu. Seither kaufte die Fenaco diverse Firmen zu und wuchs stetig. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 8'935 Beschäftigte für das Genossenschaftsunternehmen tätig. Das sind 3'000 mehr als im Gründungsjahr. Per Ende 2012 gehörten 251 Mitgliedsgenossenschaften mit insgesamt 43'553 Mitgliedern der Fenaco an. www.fenaco.ch
Umsatzzuwachs beim Detailhandel
Die umsatzstärksten Geschäftsfelder waren dabei der Detailhandel, wo unter anderem Landi und Volg eingegliedert sind, mit 1,67 Milliarden Franken sowie der Agrarbereich mit 1,611 Milliarden Franken, gefolgt von der Lebensmittelindustrie (1,285 Mrd.) und Energie mit Agrola (1,088 Mrd.).
Die Märkte entwickelten sich dabei unterschiedlich. Mit einem Plus von 7,8 Prozent wuchs das Geschäftsfeld Energie am stärksten, gefolgt vom Detailhandel mit einem Plus von 4,1 Prozent. Vom Einkaufstourismus sei man nicht besonders betroffen gewesen, erklärte Geschäftsleitungsmitglied Ferdinand Hirsig, der die Division Detailhandel/Energie führt. Dies weil die Volg-Läden eher auf den Tagesbedarf ausgerichtet seien und die Landi einzigartige Ware anbiete, die im Ausland nicht erhältlich sei. Der Währungssituation war aber auch bei Landi und Volg spürbar. Die Landi-Preise gingen aufgrund von Währungsgewinnen um 6 Prozent nach unten, die Minusteuerung bei Volg betrug 0,7 Prozent.
Volg expandiert weiter
Volg nimmt in der Deutschschweiz Dörfer ins Visier, in denen kein Dorfladen mehr besteht. 45 Standorte würden derzeit überprüft, teilte Ferdinand Hirsig, Leiter der Division Detailhandel an der Jahresmedienkonferenz mit. Er geht davon aus, dass an rund einem Viertel dieser Standorte Volg-Läden realisiert werden können. Fortgeführt werden soll auch die Expansion in der Westschweiz. Ende 2012 existierten in der Schweiz 553 Volg-Läden. Zudem belieferte Volg 293 freie Detaillisten sowie 70 TopShops an Agrola-Tankstellen. Bei den Landi-Läden wird das Konzept von weniger, aber moderneren und grösseren Verkaufsstellen fortgeführt.
Der Agrarbereich blieb umsatzmässig auf Vorjahresniveau, während in der Lebensmittelindustrie ein leichter Rückgang um 0,5 Prozent hingenommen werden musste. Zwar konnte der Absatz dort mengenmässig leicht gesteigert werden, der Preisdruck führte aber zum schwachen Rückgang.
Das Preisniveau und die Margen seien in den meisten Geschäftsfeldern gesunken, erklärte Martin Keller, Vorsitzender der Geschäftsleitung. "Hinzu kommt, dass wir als genossenschaftliches Unternehmen eine gesunde Balance zwischen Mitgliedernutzen und Rentabilität des Unternehmens anstreben", so Keller. Dies habe zur Folge, dass zulasten des Ergebnisses den Mitgliedsgenossenschaften verbesserte Einkaufskonditionen und erhöhte Prämienzahlungen gewährt wurden. Diese Leistungsverbesserungen bewegten sich laut Finanzchef Werner Beyer nahe bei zehn Millionen Franken. Das Betriebsergebnis vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern (EBITDA) sank aus diesen Gründen um 5,9 Prozent auf 240 Millionen Franken. Der Bruttogewinn blieb mit 1,178 Milliarden Franken stabil.
Wetter wirkt sich aus
Das Jahr 2013 begann für die Fenaco gut, wurde dann aber durch das schlechte Wetter im Februar und März geschwächt. Das Wetter habe sich auf das Haus-und-Gartengeschäft, die Getränkeabsatz und auf das Agrargeschäft negativ ausgewirkt, so Martin Keller. Der April habe aber schon deutlich besser ausgesehen. Für das Gesamtjahr erwartet die Fenaco ein weiteres Umsatzwachstum, bei nach wie vor rückläufiger Bruttomarge und einem stabilen Ergebnis.

