

Alle waren sie da und alle kommen sie immer wieder: Der Tagi, der Blick, die NZZ, das Schweizer- und ein paar Lokalfernsehen. Und alle berichten sie über die Bio-Bauernfamilie Dani (40) und Susanne (38) Maag, respektive deren Projekte.
Aber alles der Reihe nach. Nein, nicht alles, das wäre viel zu viel. Aber einiges. Die Maags rechnen. Erstens und vor allem mit Gott und zweitens mit Zahlen. "Dass wir gläubig sind, gibt uns eine unglaubliche Freiheit und ein grenzenloses Vertrauen", sagt die Bio-Bäuerin. Für die Zahlen ist eher Dani zuständig: Er hat errechnet, dass er mit dem fahrbaren Melkstand täglich drei Stunden Stallarbeit spart. Maag hat auch herausgefunden, dass er und seine Helfer rund 1‘000 Stunden auf dem Rüebli-Acker Unkraut jäten - bei einem Stundensatz von 25 Fr. "Unter dem Strich schaute aber mehr heraus, als wenn ich konventionell gearbeitet hätte. Ausserdem investiere ich lieber in Arbeitsplätze anstatt in die Agrochemie."
Menschliche Wärme
Selbstverständlich machen die Maags bei PR-Aktionen mit. Auf Facebook, beim UNO-Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe, der Stallvisite und jetzt auch beim "Hämlituusch". Nicht-Bauern und –Bäuerinnen tauschen das Bürogewand gegen ein Bauernhemd aus und helfen auf dem Hof mit. "Immer mehr Menschen wollen wissen, woher die Nahrung kommt und wer dahinter steht", sagt Dani. Er glaubt darum, dass viele Stadtmenschen künftig einen Teil ihrer (Arbeits-) Zeit in der Landwirtschaft verbringen wollen. Das sieht auch Simon Balissat so: Der Radio24-Reporter hat eine Woche lang mit Mikrofon, Mistgabel und Melkmaschine gleichzeitig hantiert und die Radio-24-Hörerschaft an seinen Erlebnissen teilnehmen lassen: "Das Echo war enorm und ich selber habe sehr berührende Erfahrungen gemacht."
Balissat erwähnt die menschliche Wärme auf dem Hof Wiesengrund, den Umgang der Eltern mit ihren vier Kindern, aber auch mit dem Vieh: Die Maags betreiben eine Mischform von Milch- und Mutterkuhhaltung, bei der eine geeignete Kuh als Amme für weitere Kälbchen dient. Derweil können die eigentlichen Mütter gemolken werden. Übrigens: Für dieses und weitere Projekte suchen die Maags noch Partner.
Selbst ist der Mann
Während Susanne jährlich etwa 50 Hochzeiten und Festgesellschaften bewirtet, ist ihr Mann das, was man einen Macher nennt. Derzeit "macht" er einen Stall, wie ihn die Schweiz noch nicht gesehen hat: "Zusammen mit einem Angestellten bauen wir einen Rundholzstall mit Stämmen aus der Region – gelernt hat das keiner von uns, aber es funktioniert." Und es kommt wesentlich billiger als ein normierter Fertigbau.
Der Stall mit Solardach bekommt eine Fütterungsanlage, die nur einmal pro Woche Nachschub braucht. Aber die Pläne gehen weiter: "Mit der Abwärme wird ein integriertes Gewächshaus beheizt – vielleicht gibt’s dann im Winter Gemüse oder gar tropische Früchte", erklärt Maag. Bis der Stall so bewilligt wurde, musste Dani vier Jahre mit allen möglichen Behörden "chären»". Gekämpft – und verloren – hat der Bio-Bauer das Gefecht um eine hydraulische Aussichtsbühne auf landende und startende Flugzeuge des nahen Flughafens. "Doch Siege und Niederlagen gehören zum Leben. Ich bin niemandem böse – im Gegenteil. Ich lerne immer dazu."
Die Milch selber verarbeiten
Ein Schritt, von dem die Maags schon lange träumen, ist die komplette Selbstvermarktung der Milch, um die Wertschöpfung auf dem Hof zu behalten. "Bis jetzt gehen 15‘000 Liter in die Glacé-Verarbeitung – ich hoffe, dass ich irgendwann auch noch Dessert-Crèmen dazu kommen." Für Dani und Susanne sind der fahrbare Melkstand oder die Kombination von Gewächshaus und selbstgebautem Rundholz-Stall einfach weitere Schritte auf ihrem höchst persönlichen Weg. Wo der endet, ist für die beiden unwichtig. Möglicherweise in Uganda, wo sich die Familie via Hilfswerk engagiert. "Wir haben keinesfalls den Anspruch, dass dieser Weg für alle der richtige sei – für uns stimmt er."
Doch Hauptziel der beiden ist derzeit ein ganz anderes, Susanne Maag formuliert es so: "Wir wollen, dass die Menschen die hier ein- und ausgehen, Ruhe finden und ein gutes Gefühl mitnehmen."
"Hämlituusch"
Sechs Radioreporter tauschen von April bis Juni 2015 ihre Arbeitskleidung gegen das Bauernhemd und berichten über ihre Erlebnisse und Eindrücke. Dies im Rahmen der Jahresaktion "Hämlituusch" der Basiskommunikation "Gut, gibt‘s die Schweizer Bauern". Die Jahresaktion startete mit dem Radio 24- Moderator Simon Balissat. Er war während fünf Tagen auf dem Bauernhof Wiesengrund in Oberglatt und berichtete im Radio sowie online darüber. Auch Reporter von Radio Argovia, Radio Basilisk, Radio Pilatus, Radio Bern 1 sowie Radio One FM machen bei der Aktion mit. Weitere Informationen und Radioreportagen online unter www.landwirtschaft.ch/haemlituusch.