
Freud und Leid können nahe sein. Das mussten Landwirte im letzten Jahr hautnah erfahren. Während Obstbauern wegen der Frostnächte im April erheblich weniger Früchte ernten konnten, bescherte 2017 Gemüsebauern eine üppige Ernte. Die Lager sind aktuell deutlich gefüllter als in den Vorjahren. Mitte Januar lagen 37 Prozent mehr Rüebli, 42 Prozent mehr Knollensellerie, 72 Prozent mehr Randen, 34 Prozent mehr Weisskabis und knapp 60 Prozent mehr Rotkabis an Lager als im Schnitt der letzten 3 Jahre. Einzig bei den Zwiebeln ist der Bestand tiefer (-10%).
Aufgrund des idealen Wetters im letzten Herbst sei das Wachstum besser gewesen und die Gemüseproduzenten hätten unter besseren Bedingungen als normal ernten können, erklärt Matija Nuic vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten.
Matthias Zurflüh von Swisscofel, dem Verband des Schweizerischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels, ergänzt: "Wenn jeder Produzent etwas mehr Gemüse erntet, dann ergibt das über die ganze Anbaufläche gesehen schnell einen grossen Mehrertrag."
Wegen der hohen Lagerbestände sind heuer Schweizer Rüebli, Knollensellerie, Kabis und Co. länger erhältlich als in einem normalen Jahr. "Bei den Rüebli gehen wir davon aus, dass die Menge bis zur neuen Ernte reichen wird", so Nuic. Das sei nicht immer so. Normalerweise würde die Branche jeweils im Frühjahr fehlende Mengen importieren.
Tiefere Preise
Bei einigen Gemüsen wie Rüebli, Knollensellerie oder Kabis reichen die Mengen voraussichtlich bis in die "freie Phase". In der Gemüsebranche ist das die Bezeichnung für den Zeitraum, in dem es keinen Grenzschutz gibt – und damit in Konkurrenz zu günstigerem Import-Gemüse steht. Nuic und Zurflüh gehen aber davon aus, dass der Detailhandel auch in dieser Phase auf Schweizer Gemüse setzen wird. So sei es in vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit gewesen.
Nuic gibt zu bedenken, dass es derzeit schwierig sei, abzuschätzen, wie sich der Lagerbestand entwickeln werde. Denn letztlich gelange nicht die ganze Menge in den Verkauf, qualitativ mangelhaftes Gemüse werde aussortiert. "Vereinzelt wird aktuell ein erhöhter Ausfall festgestellt", sagt Nuic.
Die hohen Lagerbestände bleiben nicht ohne Folgen für die Preise. Diese sind derzeit tiefer als im Vorjahr.
Mangelware Schweizer Äpfel
Während das Angebot an Lagergemüsen üppig ist, sind Schweizer Äpfel derzeit knapp. Ende Januar 2018 waren 28'870 Tonnen (Suisse Garantie und Bio) an Lager – 40 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Obstbranche hat deshalb beim Bundesamt für Landwirtschaft einen Antrag für ein Importkontingent eingereicht, welches bewilligt wurde. Mehr dazu im LID-Mediendienst vom 8. Dezember 2017.