
Der Schweizer Bauernverband lehnt Massnahmen wie sie die Initiativen fordern ab. Aber: "Wir haben ein Problem und dazu stehen wir", sagte SBV-Präsident und Nationalrat Markus Ritter an einer Medieninformation im bernischen Ins. Aus diesem Grund unterstütze der Verband den Aktionsplan Pflanzenschutz des Bundes. Mit diesem könne man die Problematik gesamtheitlich angehen, so Ritter. Die Initiativen seien zwar gut gemeint, gefährdeten aber die Schweizer Landwirtschaft.
Denn laut Bauernverband gehen die Erträge ohne Pflanzenschutz-Massnahmen um 20 bis 40 Prozent zurück und in Jahren mit hohem Krankheitsdruck kann es zum Totalausfall einzelner Kulturen kommen.
Zwei Initiativen gegen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
Im November 2016 wurde die Initiative "Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide" lanciert. Diese will den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln in der Schweiz verbieten. Auch die Einfuhr von Produkten die synthetische Pflanzenschutzmittel enthalten oder mithilfe solcher hergestellt wurden, will die Initiative nicht zulassen.
Im März 2017 startete die zweite Initiative "Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung - Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz" ("Trinkwasser-Initiative"). Diese wurde vom Verein "Sauberes Trinkwasser für alle" lanciert und fordert nur noch Direktzahlungen an Bauern, welche auf Pflanzenschutzmittel verzichten, in der Tierhaltung ohne Antibiotika auskommen und nur so viele Tiere halten, wie sie mit hofeigenem Futter ernähren können.

Bio-Mittel im konventionellen Anbau
Ritter - selbst Biobauer - betonte weiter, dass auch der biologische Landbau nicht ohne Pflanzenschutzmittel auskommt. So wird zum Beispiel Kupfer und Schwefel eingesetzt. Dass Bio- und konventionelle Landwirtschaft nicht ein Gegeneinander, sondern ein Miteinander seien, hob Daniel Weber, Obstbauer und Präsident der Landwirtschaftlichen Organisation Seeland (LOS), hervor.
So setzt er auf seinem Betrieb auch Bio-Mittel ein. Nur merkten das die Konsumenten nicht, wenn diese ihn im Traktor mit der Spritze sähen, so Weber. Das ist umso mehr eine Schwierigkeit, als dass die Behandlung mit den neuen Mitteln mehrere Durchgänge benötigt. Weber ist also öfters am Spritzen, setzt aber weniger der umstrittenen Pestizide ein.
Ob im Bio-Landbau oder im konventionellen Anbau, das Spritzen von Pflanzenschutzmitteln geschieht nicht zur Freude, sondern aus Notwendigkeit, sagt der Pflanzenbauberater und Landwirt Simon Van der Veer.
Gespritzt wird erst dann, wenn die Dichte an Schädlingen in einem gewissen Mass überschritten wird. Dies kann beispielsweise anhand von Gelbtafeln gemessen werden. Die Tafeln sind mit einem Klebstoff versehen, auf dem Schädlinge haften bleiben. Anhand der Anzahl Schädlinge auf der Falle kann über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln entschieden werden.

Einsatz neuer Technologien
Wenn immer möglich werden natürliche Mittel eingesetzt. Beispielsweise werden im Kampf gegen den Maiszünsler Schlupfwespen eingesetzt, die den Schädling bekämpfen. Mit Hilfe von Drohnen können Schlupfwespen-Larven in regelmässigen Abständen auf einem Feld abgeworfen werden.
Dadurch spart der Bauer viel Zeit. Was zuvor einige Stunden in Anspruch nahm, dauert mit Hilfe der neuen Drohnentechnologie gerade mal wenige Minuten. Pro Hektare Land kostet es den Bauern 150 Franken. Ein Vertreter der Landi ist zurzeit mit einer Drohne unterwegs und versorgt Felder im Seeland mit Schlupfwespenlarven.
Die hohen Ansprüche der Abnehmer und Konsumenten zwängen die Bauern dazu, Pflanzenschutzmittel einzusetzen, so der Bauernverband. Für Kartoffeln beispielsweise gibt es einen mehrseitigen Anforderungskatalog, der aufzeigt was alles erfüllt sein muss, damit es eine Kartoffel auch bis in den Lebensmittelhandel schafft. Pascal Occhini - selbst Gemüse- und Obstbauer - berichtete an der Medienkonferenz, dass am Morgen eine Lieferung mit 5000 Salatköpfen zurückgekommen sei, da sich auf einigen eine Raupe in ein Salatblatt gefressen hatte. Ohne den Einsatz von Herbiziden wäre eine Ernte, geschweige denn der Verkauf der Produkte, unmöglich, so Occhini.
Fischerei-Verband kritisiert Bauernverband
Der Schweizerische Fischerei-Verband (SFV) wirft dem SBV vor, den Einsatz von Pestiziden schönzureden. Es gelte zwar die Bemühungen der Landwirtschaft zur Reduktion zu würdigen, aber es sei nicht einzusehen, warum dieser Wille nur dann vorhanden sei, wenn hohe Beiträge flössen, heisst es in einer Reaktion des Verbandes. Der SFV unterstützt die beiden Volksinitiativen gegen den Pestzid-Einsatz.





