In Bern tobt derzeit der Wahlkampf um das Präsidium der Berner Bauernorganisation Lobag. Mit Hansjakob Häberli, Hans Jörg Rüegsegger und Daniel Lehmann stellen sich gleich drei Kandidaten zur Wahl. Ein klarer Aussenseiter lässt sich dabei nicht ausmachen, allen werden Chancen zugerechnet. Auch die Lobag selbst sieht sämtliche Antretende als valable Kandidaten und Nachfolger von Walter Balmer an. Der grosse Vorstand jedenfalls verzichtet auf eine Empfehlung und unterstützt alle Kandidaten. Spannung ist demnach garantiert.
Wahlkampftournee bei der Basis
Wie mittlerweile in jedem Wahlkampf üblich gibt es auch für die Lobag-Kandidaten eine Wahlkampftournee. Am Dienstagabend, 13. März, fanden sich Häberli, Lehmann und Rüegsegger deshalb in Aarberg ein, wo sie sich an einer Podiumsdiskussion bei der Landwirtschaftlichen Organisation Seeland (LOS) den Fragen der Besucher und Moderatoren stellten. Der grosse Besucheraufmarsch – trotz starker Champions League-Konkurrenz – deutete den Stellenwert des Lobag-Präsidenten an. Oder wie es der abtretende Präsident Walter Balmer mit einem Schmunzeln sagte: "Dass gleich drei Kandidaten antreten, zeigt, wie attraktiv dieses Amt ist."
Kulturlandverlust bewegt
Die Hauptthemen der Diskussion waren schnell gefunden und deckungsgleich mit den derzeit wichtigsten Traktanden der gesamten Schweizer Landwirtschaft. Eines davon der Kulturlandschutz. Dass das Problem des Verschwindens bewirtschaftbarer Fläche gelöst werden muss, darin waren sich die Kandidaten einig. "Wenn man von dem Land leben könnte, das man hat, dann müsste man auch kein Land verkaufen", meinte Hansjakob Häberli. Von der Mehrwertabgabe auf Neueinzonungen hält er allerdings nichts: "Das kommt dem Ziel nicht entgegen", so Häberli. "Es ist ein Parameter der Preisbildung, der aber im Bodenpreis eingepreist werden wird." Aufgezeigt werden müsse den Leuten die Folgen der Überbauungen oder der aktuellen Revitalisierungen der Gewässer.
Den Wald ins Visier nahm Daniel Lehmann. "An vielen Orten breitet sich der Wald aus. Der Wald sollte nicht mehr besser geschützt werden als Kulturland", so der Stadt-Berner.
Hans Jörg Rüegsegger betonte, dass nicht nur auf eidgenössischer, sondern auch auf Kantons- und Gemeindeebene gehandelt werden müsse. So will er den Grossrat mittels Lobbying auf die Seite der Landwirtschaft ziehen. "Gerade auch auf Stufe Gemeinde kann man einiges bewegen", zeigte sich Rüegsegger überzeugt. "Wir müssen Bauern in die Kommissionen und Interessengemeinschaften bringen. Diese Stimmen auf Gemeindeebene dürfen nicht verloren geben", so sein Appell auch an die anwesenden Bauern.
Bauern als Marionetten?
Die Agrarpolitik 2014-17 (AP 14-17) und die Folgen auf die Produktion waren ebenfalls ein Thema. "Es ist gut, dass der Zahlungsrahmen gleich bleibt", sieht Lehmann einen positiven Punkt. "Aber das Verhältnis zwischen Beiträgen für die Produktion und Übergangsbeiträgen muss auf ein erträgliches Niveau für die Bauern gebracht werden", sprach er die Sorgen um die produzierende Landwirtschaft an. Häberli sieht die Bauern bei der AP 14-17 als Marionetten: "Stellvertretend für die gesamte Gesellschaft wird mit uns die Ökologisierung durchexerziert." "Es ist wichtig, dass wir Bauern uns selbst einig werden und mit einer Stimme gegen Aussen auftreten", betonte Rüegsegger. So könne die Bevölkerung am besten erreicht werden. Genau das wird auch für den künftigen Lobag-Präsidenten – wie er auch heissen mag – eine Herausforderung sein. Denn schon die verschiedenen Interessen der Berner Bauern, deren topographische Lage und damit auch die betriebswirtschaftliche Ausrichtung weit auseinandergehen, unter einen Hut zu bringen, wird keine leichte Aufgabe sein. Die Podiumsdiskussion in Aarberg zeigte engagierte und meist souverän antwortende Kandidaten, ein Favorit kristallisierte sich nicht heraus. Das letzte Wort werden die Lobag-Delegierten am 3. April in Thun haben.
Drei Kandidaten fürs Lobag-Präsidium
Drei Kandidaten treten an der Delegiertenversammlung der Berner Bauernorganisation Lobag für das Amt des Präsidenten an.
Der 53-jährige Hansjakob Häberli ist Meisterlandwirt und führt in Allmendingen einen Betrieb von 21 Hektaren und 8 Hektaren Wald. Er baut Saatgetreide, Kartoffeln, Mais, Weihnachtsbäume und Tafelobst an und ist in der Fleischproduktion tätig. Er ist im kleinen Vorstand der Lobag vertreten und Präsident der Fachkommission Pflanzproduktion. Zudem amtet er als Vizepräsident des Schweizerischen Getreideproduzentenverbandes.
Daniel Lehmann ist 49-jährig und wohnt in Oberbottigen bei Bern. Er ist gelernter Meisterlandwirt und Jurist. Er bewirtschaftet 20 Hektaren Land und betreibt Acker- und Futterbau. Zudem ist er in einer Betriebszweiggemeinschaft für Milchvieh, Aufzucht und Schweinemast. Auch Lehmann ist im kleinen Vorstand der Lobag vertreten und ist Präsident des landwirtschaftlichen Vereins Bern-Mittelland.
Der 42-jährige Hans Jörg Rüegsegger bewirtschaftet in Riggisberg einen 27-Hektaren-Betrieb mit Milchwirtschaft und Ackerbau. Er ist Landwirt und Agro Techniker HF. Rüegsegger ist in der Lobag Präsident der Lohnkommission Käsereifachleute und Mitglied in der Kommission Käsereimilch. Zudem ist er in der Geschäftsführung der Käsereigenossenschaft Riggisberg.
