

Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann hat am 25. Juni 2015 an der Expo Milano an einer von der Schweiz und der Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) organisierten Veranstaltung die zukünftigen Herausforderungen genannt, die für die Gewährleistung der Ernährungssicherheit im Vordergrund stehen. Dazu gehören die knapper werdenden Ressourcen, vor allem der fruchtbare Boden, der Klimawandel oder das weltweite Bevölkerungswachstum.
Schneider-Ammann betonte, dass Ernährungssicherheit weltweit ein wichtiges Thema sei und in den nächsten Jahren noch viel wichtiger werde. Auch wenn die Zahl der unterernährten Menschen in weniger entwickelten Ländern rückläufig sei, gingen immer noch rund 795 Millionen Menschen mit knurrendem Magen und hungrig zu Bett. So weiterfahren wie bisher reiche nicht, um dieses Problem aus der Welt zu schaffen. In seiner Rede vor einem internationalen Publikum hob der Schweizer Wirtschaftsminister hervor, dass es neue Wege und Innovationen brauche. "Wir müssen lernen, Dinge, die heute als Gegensätze betrachtet werden, zusammenzubringen und zu kombinieren“, sagte Schneider-Ammann.
Unerwarteter Konsens
Dies gelang im Podiumsgespräch auf eindrückliche Weise, als Michael Mack, CEO von Syngenta International, sagte, er könne Hans Herren, dem Präsidenten der Stiftung Biovision, voll zustimmen. Die meisten Teilnehmer hatten eher einen Richtungsstreit zwischen Syngenta und Biovision erwartet. Herren betonte, um mehr Menschen nachhaltig zu ernähren, müsste künftig viel stärker auf natürliche Kreisläufe und lokale Wissenssysteme gesetzt werden. Dabei gehe es darum, viel mehr das Potenzial vor Ort zu nutzen, als Lösungen und Produkte von Aussen einzubringen. Um damit aber erfolgreich zu sein, bedarf es einer intensiven Forschung und einer Vernetzung über die Grenzen hinweg. Mack unterstrich, dass die Forschung im Bereich der Ökosysteme intensiviert werden müsse, um noch besser zu verstehen, wie an die lokalen Verhältnisse angepasste Produktionssysteme geschaffen werden können. Mack räumte ein, die Industrie habe in einigen Gebieten die Produktion und die Erträge optimiert, dabei den Bauern schöne Erträge ermöglicht, jedoch da und dort in den letzten 50 Jahren die ganzheitliche Betrachtungsweise zu wenig in die Forschung mit einbezogen und die Ökosysteme zu wenig gefördert. Da liege noch Potenzial, gerade auch um der Herausforderung des Klimawandels zu begegnen, aber es benötige ein gemeinsames Vorgehen und eine intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Alle waren sich einig, dass nur gemeinsame Anstrengungen helfen, dass heute und morgen alle satt werden, denn Kalorien gäbe es heute schon genug für alle Menschen. Besonders in den Ländern mit Nahrungsmittelüberfluss aber sei ein neuer Respekt vor den Lebensmitteln und den Bauern nötig.
Mit neuem Respekt gegen Foodwaste
Diborne Chibonga, Mitglied des Weltbauernverbands aus Malawi, sagte, 40 Prozent der Lebensmittel gingen verloren, bevor sie auf dem Tisch seien. Und bis 30 Prozent, die dort ankommen, würden beim Konsum verlorengehen. "Ich bin in einer armen Familie mit 14 Kindern aufgewachsen, wir hatten nicht immer genügend Lebensmittel, aber wir haben gelernt, Sorge zu tragen und mussten nicht Hunger leiden. Meine Mutter hat immer gesagt, denke an die Anderen wenn du isst, nimm nur so viel, wie du wirklich für dich brauchst.“ In Ländern mit Mangel und Ländern mit Überfluss muss der Respekt vor den Lebensmitteln neu verankert werden. "Keine Bauern – Keine Lebensmittel – Kein Leben“, sagte Chibonga und beklagte, dass auch in Malawi und Afrika kaum junge Leute als Bauern und auf dem Land arbeiten wollen. In vielen Ländern in Afrika müsse in die Wertschöpfungsketten investiert werden, damit vor Ort Jobs geschaffen werden können, gerade auch für Junge. Die Runde war sich einig darüber, dass es neuen Respekt für Landwirte und Lebensmittel brauche und dass die Lebensmittel sowie die Leistungen der Bauern einen gerechten Preis haben sollen.
In seinem Schlusswort betonte Bernard Lehmann, Chef des Bundesamtes für Landwirtschaft, dass die Land- und Ernährungswirtschaft den Bauern, gerade den Jungen, gute Perspektiven bieten müsse, damit sie ihren Teil zur Lösung der grossen Herausforderungen in der Ernährungssicherheit der Zukunft beitragen können.