
Die Keiser-Arnolds aus dem Eigenthal im Kanton Nidwalden sind ein klassischer Familienbetrieb. Bereits in dritter Generation, seit 1957, pachten Keisers den Hof von der Kooperation Hergiswil. 2007 übernahmen Hansueli und seine Frau Andrea den elterlichen Hof. Mit Andrea wurde die Familie nicht nur um das Urner Geschlecht Arnold erweitert. Auch Antonia, Benjamin und Anina, der junge Nachwuchs der Familie, kamen hinzu. Zum Hof gehört auch die Gastwirtschaft Unterlauelen, die seit 2006 von Hansuelis Bruder Christoph und seiner Frau Marlène geführt wird.
Fleisch wird lokal verkauft
Hansueli und Andrea übernahmen den Viehbestand des Vaters, der damals noch Kälbermast betrieb. Hansueli, der studierte Agronom, stellte seit der Hof-Übernahme auf Mutterkuhhaltung um. So bewirtschaften Keiser-Arnolds heute 27 Hektaren Landwirtschaftsfläche in Bergzone 3 und halten 13 Mutterkühe, zehn Mutterziegen, vier Yaks und Esel – plus Kälber und Gitzi. Die Fleischprodukte vertreiben Keiser-Arnolds vor allem direkt: Bruder Christoph nimmt fast die Hälfte für die Gastwirtschaft nebenan ab, ein Viertel geht an einen lokalen Metzger und der Rest wird im Alplädeli vom Hof weg verkauft. In den Sommermonaten ist das Vieh auf der Alp Oberlauelen, wo Hansueli mit Hilfe seines Vaters neben den eigenen noch 60 zusätzliche Rinder sömmert.
Dies ist aber nur ein Teil der Arbeit, die das junge Paar leistet. Neben der Land- und Alpwirtschaft beweisen die Pflegefachfrau und der gelernte Landwirt, dass sie auch ein Händchen für die Bewirtung von Gästen haben.
Serie: Familienbetriebe mit Zukunft
Die UNO hat das Jahr 2014 zum Internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe erklärt. Der LID porträtiert aus diesem Anlass das ganze Jahr über Betriebe aus aller Welt. Diese haben unterschiedlichste Zweige, Rahmenbedingungen oder Grössen und kämpfen mit anderen Herausforderungen. Doch eines ist ihnen gemeinsam: Sie alle werden von Familien geführt und stellen die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung sicher.
Umstellung nach Hofübergabe
Bei der Übernahme des Hofs war der elterliche Betrieb nicht existenzfähig. Das junge Ehepaar musste sich entscheiden: Die Landwirtschaft als Nebenerwerb oder eine Quersubventionierung durch den Aufbau von Agrotourismus. Keiser-Arnolds wählten letzteres. Schritt für Schritt bauten sie ihr Angebot aus, nach vier Jahren gab Andrea den Nebenerwerb in der Pflege auf, um sich den immer neuen Aufgaben zu widmen.
Wer heute im beliebten Naherholungsgebiet des Eigenthals wandert, den führt der Wanderweg in Unterlauelen direkt durch den Stall der Keiser-Arnolds. Im Alplädeli können sich Besucher mit Fleisch, Holunderblüten-Sirup, Tannenschössli-Honig, Bärlauchsauce aus Eigenproduktion und Alpkäse vom Nachbarsbauern eindecken.
Und auch die "Bärgbuirä-Olympiade", bei der mitunter "Burdinä" (Heu) getragen, Schub-karren geschoben, Stämme zersägt und Düfte erraten werden, ist sehr beliebt. Besonders bei Anlässen wie Klassentreffen oder Polterabenden werde die Olympiade, als Rahmenprogramm geschätzt, sagt Hansueli. Der Betrieb bietet zudem Schneeschuhtouren sowie ein Bad im heissen Fass an und macht bei "Schule auf dem Bauernhof" (SchuB) mit.
Wer will, kann auch auf dem Hof übernachten. Dazu bietet die mit Heuballen hergerichtete Scheune Gelegenheit (Schlafen im Bergheu) und die beiden seit diesem Jahr aufgestellten Privathüttli, in denen je zwei Personen schlafen können. Die Nachfrage sei gross, sagt Andrea.
Einst nahe am Burnout
Das Angebot im Agrotourismus ist arbeitsintensiv. Es ist Arbeit, die nebenbei, also nebst Land- und Alpwirtschaft, Administration, Haushalt, Kindern, Ehrenämtern etc., verrichtet wird. "Wir haben es im Griff", meint Hansueli auf die Frage nach der Arbeitsbelastung. Das war aber nicht immer so. Die Urnerin Andrea ist ländlich, aber nicht bäuerlich aufgewachsen. "Sie musste erst das System kennenlernen und sich daran anpassen", sagt Hansueli, der die Landwirtschaft von Kindesbeinen an kennt. Er weiss: Die Sommer sind hart, aber es kommt auch wieder der ruhigere Herbst und Winter – Zeit, um die Batterien wieder aufzuladen.
Andrea, die sich früher nie vorstellen konnte, Bäuerin zu werden, musste diese Lektion erst lernen. Als zum strengen Arbeitsalltag noch die Kinder hinzukamen, wurde die Arbeitsbelastung noch grösser. "Damals war ich nahe am Burnout", meint die dreifache Mutter. "Ich merkte, dass ich auf mich schauen muss." Seither baut sie sich jeden Sonntag, wenn sie ihren Wochenplan macht, kleine Inseln in ihren Arbeitsalltag ein: Einmal pro Woche etwas mit den Kindern und einmal etwas für sich oder mit Freunden machen, so ihr Grundsatz. "Zeit hat man nie, man muss sie sich einfach nehmen", sagt die 34-Jährige. Aber auch wenn die Tage voll seien, sie schätze die Beschäftigung: "Jeden Tag mit den Kindern auf den Spielplatz zu gehen würde mich wahrscheinlich bald langweilen."
Heute hat das Paar ein System gefunden, in dem jeder seinen Platz hat, die Aufgaben gleichmässig verteilt sind. In diesem System wirken freilich noch andere helfende Hände mit: In den Sommermonaten sind der langjährige Angestellte Hans sowie durch Agriviva vermittelte Jugendliche eine grosse Entlastung. Vater Alois hilft noch immer bei der Sömmerung mit – sein 58. Sommer auf der Alp. Mutter Margrit kocht hin und wieder oder hütet die Kinder. Seit deren Pension helfen zudem auch Andreas Eltern gelegentlich mit.
Kein Vertrauen in die Politik
Wird Hansueli auf die Agrarpolitik angesprochen, meint er: "Auf die Politik kann man nicht zählen, sie ist schizophren." Damit spricht er aus, was viele Landwirte beklagen. Es fehle an stabilen Rahmenbedingungen, an Kontinuität. Eine Zukunftsplanung mit der momentanen Agrarpolitik – kantonal wie national – sei unmöglich, so das Vorstandsmitglied des Nidwaldner Bauernverbands.
In der Ausbildung habe er gelernt, dass es wichtig sei, sich zu spezialisieren. Im derzeitigen Hin und Her der Agrarpolitik aber zahle sich Breite aus. So können schwächelnde Bereiche stets aufgefangen und quersubventioniert werden. Dies ist der grosse Vorteil vom Betrieb Keiser-Arnold: Ihre Einkünfte generieren sie aus je einem Drittel Land-, Alpwirtschaft und Agrotourismus. Für jene aber, die völlig abhängig seien von der Landwirtschaft, gehe es mit der derzeitigen unstabilen Agrarpolitik "ans Läbige".


