
Das aussergewöhnliche Jahr 2015 war für die Schweizer Landwirte eine grosse Herausforderung. Die klimatischen Extreme haben Hitze- und Trockenheitsrekorde gebrochen. Am zweiten Ackerprofi-Infotag in Stein AG trafen sich im November Landwirte und Experten. Sie waren sich einig: Die Landwirtschaft in der Schweiz muss sich zunehmend neuen Bedingungen anpassen. Der Infotag wurde vom Lohnunternehmerverband Schweiz sowie Syngenta organisiert und fand im Syngenta-Forschungszentrum in Stein AG statt.
Die Bedeutung von Weizen nimmt weltweit ab. Mais und Reis haben den Weizen von der Spitzenposition der Getreideproduktion verdrängt. Heutzutage steht Weizen in seiner Wettbewerbsfähigkeit hinter diesen und der Ertragsfortschritt steigt wenig. "Man will Geld ernten und entscheidet sich heute für die Fruchtart, die am meisten einbringt", erklärt der Syngenta-Weizenexperte Ebrahim Kazman. Die Gründe hierfür sind vielfältig: das Klima, die Marktentwicklung, die Globalisierung und das weltweite Bevölkerungswachstum.
In Europa ist Weizen weiterhin das wichtigste Getreide. Frankreich und Deutschland sind die grössten Weizenproduzenten, dennoch sind die letzten Jahre schwieriger gewesen. In der Schweiz ist die Anbaufläche mit 80'000 Hektaren vergleichsweise klein und auch hier tun sich die Landwirte immer schwerer. Seit 2009 gibt es kaum Ertragssteigerungen und die klimatischen Bedingungen waren sehr variabel.
Der moderne Weizen entstand zufällig in der Natur aus einer Kreuzung zwischen einer Alt-Weizenart und einem Gras. Dadurch erhielt der Weizen seine Backqualität, aber ebenso ein sehr kompliziertes Genom. Im Vergleich zum Mais, der ein Genom besitzt, sind im Weizen drei unterschiedliche Genome vorhanden. Das erschwert die Züchtungsforschung erheblich. Die Entwicklung einer neuen Sorte dauert zwischen acht und zehn Jahre. Dabei wird auf ein Gleichgewicht zwischen Ertrag, Qualität und Resistenzen geachtet. "Mit Hybridweizen soll in Zukunft die gewünschte Ertragssteigerung ermöglicht werden", sagt Kazman.
Gefahr für Zuckerrüben
Bei der Zuckerrübenproduktion pro Hektar liegt die Schweiz in den Top 3 Europas. Simon van der Veer, Vizepräsident des Schweizerischen Verbands der Zuckerrübenpflanzer, sieht jedoch die politischen Rahmenbedingungen und wirtschaftlichen Auswirkungen als grosse Gefahr für den Schweizer Zucker.
Die Europäische Union ist der grösste Handelspartner der Schweizer Zuckerindustrie. Seit dem Ende des Mindestkurses zu Beginn des Jahres steht günstiger EU-Zucker in noch direkterer Konkurrenz zum Schweizer Zucker. "Das tut weh, wenn billiger Zucker in die Schweiz kommt", sagt van der Veer. Ab 2017 tritt zudem die neue Zuckermarktverordnung der EU in Kraft, welche die Länderquoten fallen lässt. Dieser offene Markt wird grosse Auswirkungen auf den Schweizer Zuckerpreis und somit auf die Zukunft der Rübenbauern haben.
Der Preisdruck auf den Schweizer Zucker wird wegen Dumpingangeboten aus dem europäischen Raum und einer erschwerten Absatzmarktsituation zunehmen. Dennoch sagt Simon van der Veer, dass trotz des tiefen Preises das Niveau aufgrund von Veränderungen auf dem Weltmarkt stabil ist. "Wir müssen derzeit eine Durststrecke durchstehen." Zukünftig müsse vor allem das Engagement aus der Politik und der Wirtschaft grösser werden, besonders der Grenzschutz müsse verstärkt werden.