Das World Food System Center (WFSC) soll eine führende Rolle in der Forschung, Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit übernehmen und einen Beitrag zur globalen und lokalen Ernährungssicherheit leisten. Das sind hoch gesteckte Ziele. Die ETHZ sei aber eine der weltweit führenden Hochschulen, verfüge über eine interdisziplinäre Fachkompetenz im Bereich der Ernährungssysteme und übernehme daher auch aktiv gesellschaftliche Verantwortung, so die ETHZ-Rektorin Heidi Wunderli-Allenspach anlässlich der SVIAL-Jahrestagung (siehe Kasten).
Perspektiven für Forschung im Agro-Food-Bereich
Die Jahrestagung des Schweizerischen Verbandes der Ingenieur-Agronomen und Lebensmittel-Ingenieure (SVIAL) an der ETHZ widmete sich den Perspektiven für Forschung und Entwicklung im Agro-Food-Bereich. Neben den Referaten von Heidi Wunderli-Allenspach, Bernard Lehmann und Hans-Peter Bachmann fand eine Diskussion mit Vertretern aus der Wirtschaft und aus Bildungsinstituten statt. An der SVIAL-Generalversammlung wurde zudem Thorid Klantschitsch zur neuen Präsidentin des Verbandes gewählt.
www.svial.ch
Strategische Partnerschaften
Das WFSC verfügt über fünf thematische Schwerpunkte. Im Bereich der nachhaltigen Produktionssysteme geht es um Optimierungen im Bereich der Nährstoffkreisläufe, den Umgang mit dem Klimawandel oder Ökosystemdienstleistungen. Ein zweiter Schwerpunkt ist den Nahrungsmitteln für die Gesundheit gewidmet. Dort steht etwa "Functional Food" im Zentrum, d.h. Nahrungsmittel, die mit zusätzlichen Inhaltsstoffen versetzt sind und dadurch positiven Einfluss auf die Gesundheit ausüben sollen. Ebenfalls ein Thema ist dabei die Forschung im Bereich des Hidden Hunger – verstecktem Hunger –, der sich im Mangel an Nährstoffen äussert. Im Schwerpunkt Ressourceneffizienz wird zugunsten von Effizienzsteigerungen beim Umgang mit Wasser, Nährstoffen oder Energie geforscht, wobei auch Ernteverluste unter diesen Bereich fallen. Ebenfalls einen Schwerpunkt bildet der Marktzugang, bei dem es unter anderem darum geht, einen Zugang zur Wertschöpfungskette zu garantieren. Letzer thematischer Schwerpunkt sind Prognosen und Szenario-Analysen.
Um in all diesen Bereich erfolgreich Forschung betreiben zu können, geht die ETHZ strategische Partnerschaften mit Industrie, NGO oder internationalen Institutionen ein. "Dadurch können Ziele erreicht werden, die für den Einzelnen nicht erreichbar wären", so Wunderli-Allenspach.
Starker Forschungsstandort Schweiz
Einen starken Forschungsstandort Schweiz im Bereich von Lebensmitteln und Landwirtschaft macht auch Bernard Lehmann, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW), aus. Die Stärken lägen etwa in der guten Vernetzung und der breiten Abdeckung der Forschungsgebiete innerhalb verschiedener Institutionen. Als sehr wichtig erachtet der BLW-Direktor und langjährige ETH-Professor die Verknüpfung der Grundlagenforschung mit der Angewandten Forschung und der praktischen Nutzung. Potenzial sieht Lehmann im Aufbau neuer Zentren wie dem Agrovet-Strickhof, wo Agrar- und Veterinärwissenschaften mit landwirtschaftlicher Praxis verbunden werden, und dem geplanten Agro-Food Center Bern/Fribourg, in dem Grundlagenforschung und angewandte Forschung betrieben werden wird.
Zu wenig qualifizierte Schweizer
"Es wird massiv unterschätzt, wie viele Personen beruflich direkt mit Lebensmitteln zu tun haben", so Hans-Peter Bachmann, Co-Präsident von Swiss Food Research. So hat jede achte beschäftigte Person in der Schweiz direkt mit Nahrungsmitteln zu tun. Allerdings investiert laut Bachmann die Lebensmittelbranche nur 0,2 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung (F&E). Dies unter anderem auch, weil F&E relativ teuer ist und Zeit benötigt. Bachmann geht davon aus, dass es künftig mehr gut ausgebildete Personen in diesem Beruf brauchen wird, dies weil die Anforderungen in diversen Bereich immer höher werden und der steigende Wettbewerbsdruck Unternehmen quasi zu Innovationen nötigt. Bemängelt wird von Bachmann, dass es zu wenige gut qualifizierte Absolventen aus Schweiz gebe. So stamme ein grosser Anteil der Absolventen aus dem Ausland. "Gezwungenermassen ist die gemeinsame Sprache bei Anlässen von Swiss Food Research deshalb englisch", so Bachmann.
www.worldfoodsystem.ethz.ch
www.foodresearch.ch
