

"Wir brauchen nicht einen neuen Club, sondern vor allem den neuen Inhalt", betonte Martin Huber an der Gründungsversammlung der "Interessengemeinschaft Neue Schweizer Milchkuh". Die neue Schweizer Kuh soll nicht immer noch grösser werden und noch mehr Milch geben, sondern vor allem gesund und wirtschaftlich sein.
Wenig Ressourcenverbrauch
Die neue Kuh weist eine sehr gute Fruchtbarkeit auf und setzt das Wiesenfutter effizient in Milch und Milchgehalt um. Da sie wenig Stoffwechsel- und Euterprobleme hat, ist sie nicht nur wirtschaftlich, sondern erfüllt zusätzlich den Wunsch der Gesellschaft nach einer ressourcenschonenden und antibiotikaarmen Produktion. Sie ist – wie die IG es ausdrückt – wie zugeschnitten für landwirtschaftliche Betriebe, welche die Bedingungen der Graslandbasierten Milch- und Fleischproduktion (GMF) erfüllen. Um eine solche Kuh zu züchten, braucht es eine neue Gewichtung der für die Zucht relevanten Merkmale. Dies geschieht durch den "Swiss Index" (SWI). Berechnet wird dieser wie ein Gesamtzuchtwert, aber mit anderer Gewichtung. Eine Besonderheit des SWI ist, dass er sich für verschiedene Rassen anwenden lässt. Er lässt sich für jede Rasse, für die Grunddaten existieren, berechnen. Vergleichen lässt sich der Swiss Index allerdings immer nur innerhalb der Rasse. Die Kerngruppe der IG hat schon eine Rangliste aller verfügbaren Stiere der Samenanbieter Swissgenetics und Select Star erstellt, vorläufig jeweils für die Rassen Braunvieh, Swiss Fleckvieh, Holstein und Red Holstein. In einer Top Ten-Stierenempfehlung sind jeweils die Resultate der zehn Stiere mit den besten Indices zusammengefasst.
"Riesenchance für Schweizer Kühe"
Gemäss Hannes Jörg, Tiergenetiker an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), stehen beim SWI die Fitness-Eigenschaften, wie Non-Return-Rate und die Eutergesundheit an erster Stelle. "Die Langlebigkeit der Tiere wird extrem gefördert", hält Jörg fest. Das heisst jedoch nicht, dass der Milchleistung keine Bedeutung mehr zukommt. Sie wird so stark gewichtet, dass die Milchmenge durchschnittlich etwa konstant bleibt, aber nicht wie bisher immer ansteigt. Ein wichtiger Unterschied zwischen den heute verwendeten Gesamtzuchtwerten und dem SWI liegt in der Gewichtung der Grösse der Kühe. Der SWI "bestraft" Stiere, die zu immer noch grösseren Nachkommen führen. Als Merkmal dient die Kreuzbeinhöhe. "Irgendwann werden die Kühe grösser als die Bauern", formuliert es der Tiergenetiker überspitzt. Jörg sieht in der Anwendung des SWI eine Riesenchance für die Schweizer Kühe im internationalen Markt. Denn in vielen Ländern werden die Fitnessmerkmale nicht so exakt erhoben wie in der Schweiz, so dass eine Zucht danach oft gar nicht möglich ist.
Swiss Index SWI setzt andere Prioritäten
mg. Gemäss Tiergenetiker Hannes Jörg gewichtet der SWI die Milchmenge zu 16 %, die Fitnessmerkmale zu 58 % und das Exterieur zu 26 %. Die Kreuzbeinhöhe wird zu 10 % sogar negativ gewichtet. Dies ist eine starke Verschiebung der Gewichtung in den Gesamtzuchtwerten, welche die Milchproduktion zu etwa 40 %, die Fitnessmerkmale zu 35 % und das Exterieur zu 25 % gewichten.