
LID: Apiservice rät Gartenbesitzern, im Vorfrühling pollenreiche Pflanzen anzubauen. Wieso ist dies gerade zu dieser Jahreszeit wichtig?
Jürg Glanzmann: Das Bienenvolk legt ab März vermehrt Brut an. Diese Brut benötigt eine gute, möglichst vielfältige Pollentracht. Ab April sind dann auch je nach Region Kulturen wie Kirschen, Obst, Löwenzahn und Raps vorhanden, die grössere Mengen an Pollen und auch Nektar anbieten.
Welche Pflanzen können Gartenbesitzer anbauen, um den Bienen zu helfen?
Haseln, diverse Weiden, Wilde Kirsche, Kornelkirsche und diverse Blumen sind für die Bienen nützlich. Weitere Informationen zu Trachtpflanzen gibt es unter anderem beim Inforama.
Gibt es weitere Verhaltensweisen, mit denen man die Bienen bei der Futtersuche unterstützen kann?
Es ist wichtig, dass die verschiedenen Trachtpflanzen zum Blühen kommen. Ein fachgerechtes Zurückschneiden - oder zumindest gestaffelt, beispielsweise jedes Jahr ein Drittel der Sträucher schneiden - ist sehr empfehlenswert.
"Die Bevölkerung ist sensibler geworden und die Landwirtschaft hat vieles getan"
Ist die Situation für Bienen im Vorfrühling in den letzten Jahren schwieriger geworden? Wenn ja aus welchen Gründen?
Ich denke nicht. Die Bevölkerung ist sensibler und auch die Landwirtschaft hat vieles getan. Trachtlücken entstehen jedoch oft ab Mitte Mai bis Ende Juni. Hier besteht noch Potential für Trachtförderung. Statt englischer Rasen könnte zum Beispiel eine Blumenwiese angesät werden.
Kann man schon sagen, wie sich der bisher sehr milde Winter auf die Bienen auswirkt?
Bei gesunden Bienen hat der milde Winter keinen negativen Einfluss. Möglicherweise pflegen die Völker jedoch schon jetzt vermehrt Brut, was zu höherem Futterverbrauch führt. Wurden die Völker genügend aufgefüttert ist auch dies unproblematisch. Die Bienenvölker sind sobald der Frühling erwacht zu überwachen und bei Bedarf ist Futter zu ergänzen.

Jürg Glanzmann ist beim Bienengesundheitsdienst Apiservice verantwortlich für die Fachstelle Zucht und Kursleiter Grundausbildung Imkerei. Er betreut selbst rund 20 Bienenvölker.