Ein leistungsbezogeneres Direktzahlungssystem und die Verankerung des Tierwohls im Zweckartikel des Landwirtschaftsgesetztes: Für den Schweizer Tierschutz (STS) geht die vom Bundesrat skizzierte Agrarpolitik 2014/17 (AP) grundsätzlich in die richtige Richtung – aber nicht genügend weit. Es brauche eine "konsequentere Förderung der artgerechten Nutztierhaltung", erklärte STS-Geschäftsführer Hansuli Huber vor den Medien. Lediglich 9 Prozent der jährlich 2,5 Mia. Franken Direktzahlungen würden ins Tierwohl investiert. Im Vorfeld der parlamentarischen Beratung der AP 2014/17 präsentierte der Tierschutz deshalb einen sieben Punkte umfassenden Massnahmenplan, wie das Tierwohl stärker gefördert werden soll.
Tierfreundliche Ställe fördern
Heute müssten Millionen Nutztiere ihr Dasein in beengter Stallhaltung und ohne Auslauf ins Freie fristen, kritisierte Barbara Marty Kälin. Der STS fordert deshalb den Bund auf, die Förderbeiträge für tierfreundliche Ställe (BTS) und den regelmässigen Auslauf ins Freie (RAUS) massiv zu erhöhen. Heute unterstütze der Bund auch Stallbauten, die bezüglich Tierwohl ungenügend seien, betonte Marty Kälin weiter. Künftig sollen nur noch Investitionskredite für Ställe gewährt werden, die den BTS-Anforderungen genügen. Weiter fordert der STS, dass Sömmerungsbeiträge nur dann entrichtet werden, wenn eine tägliche Tierkontrolle oder geeignete Schutzmassnahmen gewährleistet sind. Heute seien Schafhalter nicht verpflichtet, das Wohlbefinden ihrer auf den Alpen weidenden Tiere täglich überprüfen, wie dies im Tal gesetzliche Pflicht sei, erklärte Nationalrätin Isabelle Chevalley. Schliesslich appelliert der Tierschutz an den Bund, die heute geltenden Obergrenzen für die Tierbestände unbedingt beizubehalten. Eine Aufweichung würde unweigerlich zu Tierfabriken führen und das Ende der bäuerlichen Landwirtschaft bedeuten. Der Tierschutz übte ferner Kritik an der Tierzucht. Heute gebe es Masthühner, die durch das übermässige und einseitige Muskelwachstum ständig unter Schmerzen litten. Adrian Steiner, Professor für Tiermedizin an der Universität Bern, erklärte, dass Kühe infolge Zuchtfortschritt zwar immer mehr Milch geben. Doch seien diese Hochleistungstiere weniger robust und krankheitsanfälliger. Männliche Kälber seien als Folge der Zucht auf hohe Milchleistung für die Mast kaum geeignet. Der Tierschutz fordert den Bund deshalb auf, eine einseitig auf Hochleistung fixierte Tierzucht nicht mehr finanziell zu unterstützen.
Qualitätsmilch produzieren
Das Tierwohl ist gemäss Huber der Dreh- und Angelpunkt der Qualitätsstrategie. Die Schweiz müsse einen anderen Weg einschlagen als das Ausland, wo Massentierhaltung, tierquälerische Haltungsformen, überzüchtete Tiere und der Einsatz von Kraftfutter zum Alltag gehörten. "Mit einem hohen Tierwohl hat die Schweiz betreffend Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit einen Trumpf in der Hand", erklärte Isabelle Chevalley. Gleich argumentierte auch Peter Thomet. Der Dozent an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften in Zollikofen, plädierte für eine graslandbasierte Milchproduktion. Verfütterten die Schweizer Bauern ihren Kühen einheimisches Grünfutter, ergebe das eine Milch, die sich von der "Massenmilch" der EU abhebe, die vor allem auf Mais- und Kraftfutter-Basis erzeugt werde.
