
Er habe den Eindruck, dass das Thema Landwirtschaft für die neuen Medien einen eher geringen Stellenwert habe. Mit diesen Worten eröffnete Roland Wyss, Chefredaktor der Fachzeitschrift Alimenta, eine Podiumsdiskussion, die vom Landwirtschaftlichen Informationsdienst und den Schweizer Agrarjournalisten organisiert wurde.
Andere Erzählweise
Sven Ruoss, Leiter Unternehmensentwicklung bei Watson, sagte, dass Softnews am beliebtesten seien. "Der Leser hat gerne emotionale Geschichten, in denen er sich wiederfindet”, so Ruoss. Man richte sich nach Vorlieben des Zielpublikums. Bei Watson sei dies eine junge, urbane und Internet-affine Leserschaft. Ähnliches sagte auch Sandro Spaeth, Wirtschafts-Chef von 20 Minuten. Man wähle Themen aus, die nahe an der Erlebniswelt der Leser seien. Die 20 Minuten-Artikel hätten einen unterhaltenden Charakter, sie seien emotionalisierend. Ruoss betonte, dass in den neuen Medien Geschichten anders erzählt werden müssten. Watson visualisiere – wenn immer möglich – Themen mittels Grafiken. Oder man versuche, Themen in anderer Form abzuhandeln, etwa als Quiz. Die Leser sollen mitmachen, sie sollen Inputs geben, Beiträge kommentieren.
Landwirtschaft durch Geschichten erzählen
Sandro Spaeth wies darauf hin, dass im letzten Jahr Artikel aus dem Bereich Konsum und Detailhandel am meisten Klicks verzeichnet hätten. Landwirtschaft müsse über Geschichten erzählt werden. Amtliche Verlautbarungen seien hingegen trocken und meist wenig interessant. Der Trend geht laut Spaeth eindeutig in Richtung mobilem Zugriff auf Websites. Zwei Drittel der Leser würden via Smartphone oder Tablet auf die 20 Minuten-Homepage zugreifen, Tendenz steigend. Deshalb gelte bei den Texten das Gebot der Kürze. Die Website von Watson wird laut Ruoss in 80 Prozent der Fälle von mobilen Geräten aus angewählt.
Wann greifen die Medien landwirtschaftliche Themen auf? Laut Fabian Renz, Chef der Bundeshausredaktion des Tages-Anzeigers, sind es drei Faktoren, die entscheidend sind: Neuigkeit, Anschaulichkeit und Relevanz. Als Beispiele nannte er die Themen Landschaftsqualität (Relevanz), Kulturlandverlust (Anschaulichkeit) und die Wahl eines neuen Bauernpräsidenten (Neuigkeit). Für landwirtschaftliche Themen habe es immer Platz in den Medien, weil sie eine breite Öffentlichkeit betreffen. Wolle man in die Zeitung, müsse man den Wissenstrieb eines Journalisten kitzeln, so Renz. Die Redaktionen würden heute überflutet werden von Medienmitteilungen. Er persönlich brauche maximal 10 Sekunden, um zu entscheiden, ob ein Communiqué relevant sei.
Medienbetrieb wird hektischer
Der Medienbetrieb wurde mit dem Internet und den mobilen Geräten immer hektischer. "Heute werden vor dem ins Bett gehen und gleich nach dem Aufstehen am Morgen die Nachrichten gecheckt", sagte Sandro Spaeth. 20 Minuten berichte deshalb während 24 Stunden an 7 Tagen pro Woche. Die Website müsse ständig mit neuen Inhalten gefüllt werden. Spaeth: "Der Leser, der am Morgen auf unsere Homepage zugreift, darf am Mittag nicht die gleichen Artikel vorfinden." Sven Ruoss erinnerte daran, dass im Jahr 2020 die "Digital Natives”, also diejenige Generation, die mit Internet und Handy aufgewachsen ist, in der Mehrheit sein wird.
Braucht es noch Medienkonferenzen?
Medienkonferenzen spielen für die neuen Medien eine untergeordnete Rolle. Sven Ruoss von Watson gestand freimütig, dass man so gut wie nie Medienkonferenzen besuche, auch, weil man nicht über die entsprechenden Ressourcen verfüge. Sandro Spaeth sagte, dass man sich eine Teilnahme oft sparen könne. Häufig würde einfach eine Rede abgelesen, die dann später oder gar gleichzeitig auch noch online gestellt beziehungsweise an die Redaktionen verschickt werde. Die Teilnahme an Medienkonferenzen würde deshalb oft keinen Mehrwert bieten.
LID feiert 30 Jahre Schule auf dem Bauernhof
LID-Geschäftsführer Markus Rediger zog an der Delegiertenversammlung vom 20. April 2015 eine positive Bilanz über das letzte Jahr. Mit seiner umfangreichen Tätigkeit habe der LID eine Brücke zwischen Stadt und Land geschlagen. LID-Präsident Kurt Nüesch betonte, dass es eine wichtige Aufgabe des LID sei, einer breiten Öffentlichkeit aufzuzeigen, dass die Produktion von qualitativ hochstehenden Lebensmitteln und die Pflege der Landschaft nicht gratis zu haben seien. Als eines der Highlights des laufenden Jahres bezeichnete Markus Rediger das 30-Jahr-Jubiläum von Schule auf dem Bauernhof (SchuB). Der Hauptanlass findet am 26. Mai auf dem Kleehof in Kirchberg BE statt. Dazu eingeladen sind je eine Schulklasse aus der Deutschschweiz, Romandie und dem Tessin. Nebst viel Prominenz aus Landwirtschaft werden Bundesrat Johann Schneider-Ammann sowie der Präsident des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, Beat W. Zemp, erwartet.