

Impulse aus der Nachbarschaft
"Willkommen zur grössten Veranstaltung, die zum Thema Ernährung je organisiert wurde". So werden die Besucher auf der Expo Orientierungskarte begrüsst. Und da wird ein üppiges Menu für Kopf, Herz und Magen geboten. Auf dem über eine Million Quadratmeter grossen Expogelände gibt es unzählige Impulse zum weltweit wichtigsten Thema, dem täglichen Brot. Noch nie konnte man zu einem so grundlegenden Thema so nahe an der Schweiz so viele Impulse holen. Von der 1,5 Kilometer langen Hauptachse, die wie eine Flaniermeile gestaltet wurde, kann eine wahre Weltreise zum Thema Ernährung in all seinen Facetten angetreten werden.
"Ce n'è per tutti?"
Bernard Lehmann, Chef des Bundeamtes für Landwirtschaft, hat von der Expo gesagt, sie wolle ein Diskussionsforum bieten. Neben politisch oft gegensätzlichen Ländern und Lebensmittel-Multis kommen auch Kleinbauernbewegungen, Slow Food und die Ernährungsorganisation FAO mit Stimmen der 800 Millionen Unterernährten zu Wort. Mit ihrem Pavillon Nr. 102 hat auch die Schweiz eine Stimme, wobei die Frage auf den Türmen: "Ce n'è per tutti?" – "Wird's für alle reichen?" mehr als gerechtfertigt ist und gut in den Kontext der Expo passt. Der Schweizer Stand und die ganze Expo zeigen, dass Ernährungssicherheit eine Angelegenheit der ganzen Bevölkerung und nicht nur der Landwirtschaft ist. Die mit Apfelringen, Kaffee, Salz und Wasserbechern gefüllten Silotürme und die entsprechenden Maskottchen, greifen dieses Thema anschaulich auf.
Erste Knappheit nach 2 Wochen
Nach gut zwei Wochen sind bereits alle Apfelringe und Wasserbecher in der obersten Etage von den rund 115'000 Besuchern mitgenommen worden, die den Schweizer Pavillon besucht haben. Nun muss gewartet werden bis auch die obersten Etagen des Salz- und des Kaffeeturms leer sind. Erst dann wird die nächste, die dritte Etage freigegeben, wo wieder alle Lebensmittel erhältlich sein werden. Diese Lektion weist anschaulich darauf hin, dass die Lebensmittel, entgegen der Erfahrung eines Schweizer Konsumenten, nicht unendlich verfügbar sind, wenn sie schon ein Anderer genommen hat. Damit kann erlebt werden, was der Präsenz-Schweiz-Chef zum Projekt sagt: "Auch die Leere vermittelt eine Botschaft." Dies ist auch die Erfahrung vieler Konsumenten im globalen Süden, wo niemand die Regale im Laden oder der Küche nachfüllt, weil es oft nichts zum Nachfüllen gibt. Urs Schneider, Präsident von Agro-Marketing Suisse, feierte mit zahlreichen Gästen am Auffahrtstag ein Apfelringliturmfest zu Ehren der Million Apfelringli, die mit Hilfe zahlreicher Unterstützer den Weg nach Mailand gefunden haben. Für Ihn ist die Schweizer Präsenz eine hervorragende Möglichkeit, die Schweiz und ihre Lebensmittel vor aller Welt und in Italien bekannt zu machen. Und trotz anfänglicher inländischer Medienkritik kommt der Schweizer Pavillon international gut an.
Iranische Rose via Schweiz nach Nepal
Gleich zu Beginn der Expo haben die Internationalen Agrarjournalisten IFAJ und der LID 40 Agrar- und Lebensmittel-Journalisten aus 22 Ländern eingeladen. Nach dem Kennenlernen der Landwirtschaft im Tessin, stand ein Besuch der Expo auf dem Programm. Logiert hatte die Gruppe im Centro del Verde, an der landwirtschaftlichen Schule in Mezzana bei Chiasso, nur rund 45 Minuten von der Expo entfernt. Der Schweizer Pavillon, die Botschaft der Türme und das Restaurant, aber auch die Themenausstellungen haben ein positives Echo ausgelöst. Ishii Hayato, Japan, hat das Thema Wasser beeindruckt, Riitta Mustonen aus Finnland und die andern Skandinavier konnten nicht verstehen, warum ihre Länder nicht an der Expo teilgenommen haben. Während dem Mittagessen im Schweizer Restaurant deponierte Journalistin Leila Habibi, Iran, eine rote Rose im weissen Topf auf dem Geschirrkasten. Alle fragten sich, warum sie wohl diese Rose an die Expo mitschleppt?
Vor der Rückfahrt im Bus von der Expo Milano nach Mezzana TI erzählte Leila, dass sie die rote Rose an den Stand von Nepal gebracht habe, als Anteilnahme am Leid, das durch das Erdbeben über Nepal gekommen sei. Die Expo als Plattform für besondere Zeichen und Brückenschläge!
Nach dem Besuch der Expo waren wir uns unter den Journalisten aus aller Welt einig, dass niemand die Expo Milano verpassen sollte!