In der Schweiz ist ein grosser Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche Grünland. Dort weiden Kühe oder es werden Wiesen gepflegt. Bei der Fütterung von Rindvieh wird aber nicht nur Gras eingesetzt, auch Silomais oder Kraftfutter kommen zum Einsatz. Der Bund will mit neuen Direktzahlungen künftig die graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion zusätzlich fördern. Das soll den Wettbewerbsvorteil der Schweizer Landwirtschaft sichern. Als Voraussetzung müssen Betriebe im Talgebiet einen Wiesen- und Weidenfutteranteil von 80 Prozent, im Bergebiet von 90 Prozent haben.
Viele sind bereit
Erfüllen die Schweizer Milchbauern diese Anforderung bereits? Das herauszufinden war das Ziel einer Studie von Dierk Schmid, Agroscope, und Simon Lanz, Bundesamt für Landwirtschaft, die in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Agrarforschung Schweiz publiziert wurde.
Als Basis wurden Buchhaltungsbetriebe der zentralen Auswertung von Agroscope verwendet. Die Grasmenge wurde aus der Wiesen- und Weidefläche sowie einem durchschnittlichen Flächenertrag berechnet. Die Studie konzentrierte sich auf Betriebe, bei denen die Milchproduktion zumindest eines der Standbeine darstellt.
Das Resultat: Die Schweizer Milchkühe fressen viel Gras. Rund die Hälfte der ausgewerteten Betriebe weist einen Anteil von 80 Prozent oder mehr an Gras auf und verfügt bereits über gute Voraussetzungen, die neuen Beiträge zu erhalten. Es zeigen sich aber Unterschiede je nach topgrafischer Lage der Betriebe oder deren betriebswirtschaftlicher Ausrichtung. Umso höher die Betriebe liegen, desto höher ist der Anteil Gras, den sie fressen. Während in der Talzone ca. 50 Prozent der Betriebe mehr als 80 Prozent Gras verfüttern, tun dies in der Bergzone 3 mehr als 80 Prozent. Der Anteil Betriebe mit mehr als 90 Prozent Grasanteil verdoppelt sich gar von der Talzone in die Bergzone 3 auf mehr als 30 Prozent.
Zudem zeigt sich, dass Verkehrsmilchbetriebe mit 85 Prozent den deutlich höheren Grasanteil in der Futterration aufweisen als kombinierte Betriebe. Am tiefsten liegt der Anteil bei kombinierten Milch-Ackerbau-Betrieben mit 62 Prozent. Dies vor allem, weil diese Betriebe mehr Silomais verfüttern.
Bei den Landbauformen schwingt Bio bei der Grasfütterung oben aus. 95 Prozent der Betriebe verfüttern einen Grasanteil von mehr als 80 Prozent, 53 Prozent gar einen von mehr als 90 Prozent. Dies erstaunt nicht, da Biobetriebe nach den Richtlinien von Bio Suisse nicht mehr als zehn Prozent Kraftfutter verfüttern dürfen.
Gras-Label
Ein hoher Anteil an Grasfütterung kann den Bauern einen Wettbewerbsvorteil bringen und entsprechend vermarktet werden. In der Schweiz wird in der Migros Aare die Wiesenmilch von IP-Suisse-Bauern seit längerem erfolgreich verkauft. Seit kurzem wird sie auch in der Migros Luzern angeboten. Die Produzenten der Wiesenmilch dürfen unter anderem kein Soja verfüttern und müssen eine bestimmte Anzahl von Punkten in verschiedenen Kategorien erfüllen, um die Milch unter dem Label produzieren zu dürfen. In Österreich ist seit einigen Jahren die Heumilch äusserst erfolgreich. Und dies obwohl die Anforderungen dort nicht besonders hoch sind. Der Raufutteranteil muss in der Jahresration 75 Prozent betragen und die Milch muss silofrei, d.h. ohne vergorene Futtermittel, hergestellt werden.
Die Studie "Die Zusammensetzung der Futterration in der Milchviehhaltung der Schweiz" wurde in Agrarforschung Schweiz Heft 4/April 2013 publiziert.
