
Das vergangene Jahr war für die Schweizer Bäuerinnen und Bauern kein einfaches. Krisen auf den Milch-, Schweine- und Zuckermärkten gepaart mit – insbesondere wegen des heissen Sommers – witterungsbedingten Rückgängen bei der Ernte führten zu einem deutlichen Rückgang des landwirtschaftlichen Einkommens.
61‘400 Franken pro Betrieb betrug dieses noch, 6,1 Prozent weniger als 2014. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede je nach Lage des Betriebes. Am härtesten traf es die Bauern in den Hügelregionen. Ihr landwirtschaftliches Einkommen sank überdurchschnittlich um 8,9 Prozent auf 53'600 Franken pro Betrieb. In der Talregion beklagten die Betriebe einen Rückgang um 6,9 Prozent auf 74'800 Franken.
Anders in den Bergregionen: Dort lag das landwirtschaftliche Einkommen bei 49'800 Franken und damit mit einem Minus von 1,1 Prozent nahe am Vorjahreswert. Laut der Forschungsanstalt Agroscope hängt das mit den Direktzahlungen zusammen, die in den Bergen einen höheren Anteil am Ertrag haben. Somit sind die Bergbetriebe weniger witterungs- oder marktbedingten Schwankungen der Erlöse ausgesetzt.
Neues Erhebungs-System
Erstmals wurden die landwirtschaftlichen Einkommen dieses Jahr von Agroscope auf Basis von zufällig ausgewählten Betrieben ausgewertet. Zuvor war das Einkommen über Referenzbetriebe ermittelt worden, was weniger repräsentativ war. 2015 bestand die Stichprobe aus 2'198 Betrieben, welche ihre Daten zur Verfügung stellten. Der Vergleich zwischen 2014 und 2015 wurden anhand von 1'106 Betrieben, die in beiden Jahren an der Erhebung teilgenommen haben, geschätzt.
Mehr Einkommen ausserhalb der Landwirtschaft
Anders als beim landwirtschaftlichen sieht die Lage beim ausserlandwirtschaftlichen Einkommen aus. Dieses stieg im Mittel pro Betrieb um 3,4 Prozent auf 29'900 Franken. Das Gesamteinkommen sank deshalb mit Minus 2,9 Prozent weniger stark als das landwirtschaftliche Einkommen und lag bei 88'300 Franken pro Betrieb.
Weniger Aufwand federt ab
Die tieferen Erträge wurden teils durch einen Rückgang beim Aufwand abgefedert. Einerseits sorgten der tiefe Ölpreis und der starke Franken für tiefere Preise bei den Produktionsmitteln, andererseits ist die Entwicklung laut Agroscope auf tiefere Abschreibungen und Wertberichtigungen zurückzuführen.
Ausgewiesen wird von Agroscope jeweils auch der Verdienst pro auf dem Betrieb arbeitender Familienarbeitskraft. Wegen eines Rückgangs beim Zinsanspruch und einer Abnahme der Familienarbeitskräfte lagt dieser um 0,9 Prozent über dem Vorjahr bei 44'600 Franken. Auch hier zeigten sich klare Einkommensunterschiede. Während pro Familienarbeitskraft in der Talregion 54'700 Franken verdient wurden, waren es in der Bergregion mit 35'200 Franken deutlich weniger.
Details zu den Erhebungen gibt es unter www.agroscope.ch.
SMP: Milchbauern trifft Einkommenssituation besonders
Es zeige sich erneut, dass die Milchproduzenten in einer speziell schwierigen Situation steckten, besonders weil sich jetzt zusätzlich erstmals die niedrigen Erlöse in der Einkommenssituation niederschlügen, sagt Reto Burkhardt, Leiter Kommunikation der SMP, zu den aktuellsten Zahlen.
Nicht sichtbar sei in der Agroscope-Erhebung, dass innerhalb der Milchproduktions-Betriebe sehr grosse Unterschiede bestünden. Bio- und Käsereimilchproduzenten erhalten deutlich höhere Preise als Produzenten von Molkereimilch. "Es gibt also ein ganzes Segment an Betrieben, die einerseits in existenzielle Nöte kommen und zweitens effizienter produzieren sollten. Darunter leidet als erstes das Tierwohl, das in der Schweiz erheblich besser ist als im Ausland", so Burkhardt.
In der EU erhalten die Milchproduzenten aufgrund der Krise milliardenschwere Hilfspakete, in der Schweiz ist dies nicht der Fall. "Aus diesem Grund fordern die SMP, dass die Bundesmittel für die Landwirtschaft unter keinen Umständen gesenkt werden dürfen und dass es innerhalb der Direktzahlungen eine Anpassung braucht, die es den Milchproduzenten erlaubt, weiterhin wirtschaftlich und nachhaltig Milch mit einem Mehrwert gegenüber dem Ausland zu produzieren", sagt Reto Burkhardt.