
Nächsten Dienstag legt der Vorstand der Branchenorganisation Milch (BOM) die Richtpreise für die Monate April bis Juni fest. Die Schweizer Milchproduzenten (SMP) drängen auf eine Erhöhung. International würden die Preise wieder steigen, begründet SMP-Kommunikationschef Reto Burkhardt die Forderung des Verbands. Zudem liege der Molkereimilch-Preisindex des Bundes – der für die Richtpreisfestsetzung entscheidend ist - über dem aktuellen Richtpreis für A-Milch. Ein weiteres Argument, das die SMP in die Waagschale werfen werden nächsten Dienstag: Bauern haben im letzten Jahr weniger gemolken (siehe Textbox). Milch sei teilweise sogar wieder gesucht, so Burkhardt.
Schwierige Verhandlungen
Ob der BOM-Vorstand auf eine Diskussion zur Erhöhung des Richtpreises einsteigt, ist allerdings noch unklar. Denn Verhandlungen sind formelle eigentlich erst notwendig, wenn die Differenz zwischen aktuellem Richtpreis und dem Indexpreis des Bundes mindestens 1,5 Rp. beträgt, was aktuell knapp nicht der Fall ist. Entscheidend wird deshalb sein, ob Händler und Verarbeiter bereit sein werden, auf den Antrag der SMP einzugehen. Coop hat bereits signalisiert, Hand für eine Erhöhung bieten zu wollen. "Wir von Coop würden uns nicht gegen eine allfällige Erhöhung wehren", sagte Philipp Wyss, Leiter Beschaffung/Marketing bei Coop, gegenüber dem "Schweizer Bauer". Die Migros erklärt auf Anfrage, dass sie sich im Vorfeld der BOM-Sitzung nicht äussern wolle. Emmi teilt mit, dass sich aktuell keine Erhöhung des A-Richtpreises aufdränge. Der grösste Schweizer Milchverarbeiter betont, dass in den letzten zwei Jahren mehrmals auf eine weitere Senkung des A-Richtpreises verzichtet worden sei, obwohl der Index eine solche Senkung angezeigt hätte.
Für Milchbauern wäre eine Richtpreiserhöhung ein wichtiges Signal. Die Produzentenpreise sind – insbesondere bei der Molkereimilch - seit langem im Keller und vermögen gemäss SMP die Kosten nicht zu decken. "Viele Betriebe sind in der Existenz bedroht", betont Burkhardt. Bauernpräsident Markus Ritter warnte unlängst, dass die Produktion weiter sinke, wenn die Preise nicht erhöht würden. Verarbeiter Hochdorf hat gemäss "Schweizer Bauer" beim Bund bereits vorsorglich ein Gesuch gestellt, um in den milcharmen Sommermonaten Magermilchkonzentrat importieren zu können.
Anzahl Milchbauern sinkt weiter
Wie in den Jahren zuvor ist die Anzahl Milchbauern auch 2016 gesunken, um 778 auf 20'987. Zum Vergleich: 1980 gab es noch rund 65'000 Milchproduzenten. Auch die Entwicklung zu immer grösseren und leistungsfähigeren Betrieben setzte sich fort. So nahm die durchschnittliche Milchproduktion pro Betrieb um 3'340 kg auf 158'045 kg zu. 2016 gab es 51 Bauern, die mehr als eine Mio. kg Milch gemolken haben. Diese lieferten fast gleich viel Milch ab, wie die knapp 3'000 Betrieb mit einer Jahresproduktion von weniger als 50'000 kg Milch.
Tiefere Preise bei Milch, Joghurt und Rahm
Konsumenten mussten 2016 für die meisten Milchprodukte weniger bezahlen als im Vorjahr. Gemäss Bundesamt für Landwirtschaft sank beispielsweise der Preis für UHT-Vollmilch um 2,4 Prozent (–3 Rp. auf 1.26 Fr./l) und jener von pasteurisierter Vollmilch um 1,6 Prozent (–2 Rp. auf 1.44 Fr./l). Auch für Joghurt, Rahm und Butter musste man weniger tief ins Portemonnaie greifen. Grund für die tieferen Detailhandelspreise ist unter anderem der Preisrückgang bei der Molkereimilch.