
Rund 54‘000 Bauernbetriebe existierten 2014 in der Schweiz, 25‘000 Höfe weniger als noch Mitte der 1990er Jahre. Die verbleibenden Betriebe wachsen, die Bauern halten immer mehr Tiere und bewirtschaften eine immer grössere Fläche. Für die Bauernorganisation Uniterre, die vor allem in der Westschweiz verankert ist, geht diese Entwicklung in die falsche Richtung. Deshalb haben deren Mitglieder die Volksinitiative „Für Ernährungssouveränität” lanciert. Ende März 2016 wurden mit Unterstützung von über 70 weiteren Organisationen 109‘655 beglaubigte Unterschriften der Bundeskanzlei übergeben.
Familienbetriebe statt Grossbetriebe
Uniterre kritisierte bei der Einreichung der Volksinitiative, dass die menschliche Arbeitskraft zunehmend durch „Chemie und schwere Mechanisierung” ersetzt werde. „Die aktuelle Agrarpolitik fördert – ganz nach dem Dogma „wachsen oder weichen“ – weiterhin eine zerstörerische Wachstumsstrategie“, beklagte Ulrike Minkner, Vizepräsidentin Uniterre. Mit der Initiative soll eine bäuerliche Landwirtschaft bewahrt werden. Diese sei mit dem Boden verbunden und an die lokalen Besonderheiten angepasst, nur so liessen sich Krisen meistern. „Die industrielle Landwirtschaft dagegen verbraucht mehr Ressourcen, als dass sie schlussendlich produziert“, betonte Minkner.
Hart ins Gericht gingen die Uniterre-Mitglieder mit der Agrarpolitik des Bundes: „Die bisherigen Strategien von Bundesrat und Parlament haben in die Sackgasse geführt”, sagte Minkner. Bundesrat Johann Schneider-Ammann wird vorgeworfen, eine neoliberale Freihandelspolitik zu betrieben. „Der sogenannt freie Markt hat ausgedient”, betonte Minkner.
Fabian Molina, Präsident Juso Schweiz, lobte die Initiative als „Gebot der Stunde für eine gerechtere und ökologischere Schweizer Landwirtschaft”. Sie sei „ein Prellbock im Kampf gegen die drohende Konzerndiktatur und für die internationale Solidarität”.
Nach den Initiativen des Bauernverbands (Ernährungssicherheit), der Grünen (Fair Food) und der IG Hornkuh ist die Uniterre-Initiative „Für Ernährungssouveränität“ bereits das vierte Volksbegehren zur Landwirtschaft, das seit Sommer 2014 eingereicht wurde.
Das verlangt die Uniterre-Initiative
Die Initiative fordert grundsätzlich eine Landwirtschaft, die nachhaltig, regional, einträglich, klimaschonend und gentechfrei ist. Der Bund soll:
– Für faire Produzentenpreise und Arbeitsbedingungen sorgen
– Den Bauern ermöglichen, das Angebot zu steuern
– Für mehr Beschäftigte in der Landwirtschaft sorgen
– Regionale Verarbeitungs-, Lagerungs- und Vermarktungsstrukturen stärken
– Auf eine Versorgung mit überwiegend einheimischen Lebens- und Futtermitteln achten
– Importiere Lebensmittel, die nicht nach Schweizer Standards produziert wurden, sollen mit Zöllen belegt oder verboten werden.

