Heini Grubenmann ist es gelungen, zusammen mit seiner Familie seinen Lebenstraum in Kanada zu verwirklichen: Er wollte Bauer werden. Das war zunächst auch seine Motivation, nach Kanada auszuwandern. Nachdem er eine erste Reise nach Nordamerika gemacht hatte und sah, welche Möglichkeiten es gab, hat ihn das Potential, Ideen umsetzen zu können, nicht mehr losgelassen. Nach 20 Jahren haben sich seine Erwartungen nicht nur erfüllt, er hat auch mehr erreicht, als er sich erträumt hatte.
Vor 20 Jahren verkaufte Familie Grubenmann ihr Wohnhaus in Leimbach und reiste mit 280'000 Franken im Gepäck nach Kanada aus. In der Provinz Alberta im Westen Kanadas konnten sie eine Farm mit 64 Hektaren Land, älteren Stallungen, einem intakten Wohnhaus und 50 Milchkühen kaufen. Schlussendlich waren noch 1'000 Franken und die Hoffnung auf den ersten Milchzahltag übrig.
Andere Verhältnisse
ji. In der Schweiz gibt es rund doppelt so viele Milchbauern wie in Kanada. Doch die Kanadier produzieren mehr als doppelt so viel Milch. Dies liegt an der deutlich höheren Durchschnittszahl an Milchkühen pro Betrieb und an der ebenfalls klar höheren Milchleistung pro Kuh. Auch der Milchmarkt unterscheidet sich deutlich: In Kanada herrscht ein stark regulierter Markt, wodurch es kaum zu Milchpreisschwankungen kommt und die Bauern vergleichsweise viel für ihre Milch erhalten. Der Preis liegt bei ungefähr 65 Rappen pro Kilogramm Milch. Der kostendeckende Milchpreis führt dazu, dass der Staat die Bauern nicht stützen muss. Was auf den ersten Blick wie ein Paradies erscheint, hat aber auch seine Nachteile. Bauern müssen sehr teure Milchquoten kaufen, was einen Einstieg in die Produktion erheblich erschwert. Die dafür benötigten Quoten für eine anständige Milchkuhherde betragen nämlich leicht einige hunderttausend Franken. Zudem ist der kanadische Milchmarkt aufgrund der hohen Milchpreise international kaum wettbewerbsfähig. Nur rund ein Prozent der Milch geht in den Export: Kanada exportierte 2010 84'000 Tonnen Milchäquivalent, die Schweiz 940'000 Tonnen.
Seit damals ist die Farm gewachsen. Jetzt bewirtschaften Grubenmanns 200 Hektaren Eigentum und 200 Hektaren Pachtfläche. Ausserdem gehören ihnen 100 Milchkühe und 150 weitere Rinder. Die alten Ställe wurden abgerissen und zwei Laufställe mit einem Melkstand gebaut. Ihre Tochter bewirtschaftet ausserdem zusammen mit ihrem Mann seit September 2012 eine zweite Farm mit 60 Hektaren Land und 50 Milchkühen. Heini Grubenmann ist zufrieden damit, was er und seine Familie in den vergangenen 20 Jahren in Kanada umsetzen konnten. Sein Sohn Simon hat inzwischen zusammen mit seiner Frau Dallas den elterlichen Betrieb übernommen.
Beharrlichkeit zahlt sich aus
Die ganze Familie müsse überzeugt sein und auswandern wollen. Sonst klappe das Unternehmen nicht, sagt Heini Grubenmann. Zudem müsse man genau wissen, was man wolle und dürfe sich nicht vom Vorhaben abbringen lassen. "Sonst kann es passieren, dass man von den vielen Möglichkeiten, die sich in Kanada bieten, so geblendet wird, dass man schnell sein Geld ausgibt für etwas, das man eigentlich gar nicht wollte", mahnt er. Grubenmann empfiehlt mit Nachdruck, dass sich Landwirte, die nach Kanada auswandern wollen, vorher schon in der Schweiz sehr gut vorbereiten und alles gut planen müssen. Er ist aber überzeugt davon, dass man als zuverlässige Persönlichkeit mit Schweizer Fachkenntnis in Kanada viel erreichen kann, wenn man mit einer guten Leistungsbereitschaft als Landwirt nach Kanada auswandert.
Verlockende Kreditgeschäfte
Auch finanziell müsse man sich immer an die eigenen Grenzen halten, ergänzt Jeanette Grubenmann: "In Kanada wird sehr viel mehr über Leasing gekauft als in der Schweiz. Das ist sehr verlockend und gefährlich." Neben dem Haushalt und ihrem Garten ist Jeanette Grubenmann zuständig für die Buchhaltung, das Zahlungswesen und den Schriftverkehr. Zudem betreut sie den behinderten zweiten Sohn und wenn nötig übernimmt sie auch die Versorgung der Kälber. Auf die Frage, ob er in den vergangenen 20 Jahren Heimweg gehabt habe, antwortete Heini Grubemann klar: "Nein, nie! Wenn du plötzlich vor vielen Möglichkeiten stehst, bist du so fasziniert, dass du keine Zeit für Heimweh mehr hast."
Trotzdem gibt es etwas, dass die Grubenmanns im Nachhinein anders machen würden: Die Sprachkompetenz. Beide sind mit relativ dürftigen Englischkenntnissen ausgewandert. Sie haben dieses Manko schnell nachgeholt und haben in den ersten beiden Wintern Englischkurse belegt. Sie empfehlen deshalb Auswanderungswilligen, zuerst in der Schweiz gut Englisch zu lernen.


