
LID: Wie soll die "Neue Schweizer Kuh" aussehen?
Martin Huber: Grundsätzlich geht es um eine mittelgrosse Kuh mit mittlerer Leistung, hervorragender Fruchtbarkeit und Eutergesundheit sowie einer langen Nutzungsdauer.
Es gibt schon Indices, die in diese Richtung zielen wie der Weide-Index von Braunvieh Schweiz oder das Kleeblatt von BioSuisse. Warum braucht es diesen Index?
Wir wollen einen Index, welcher für alle Rassen anwendbar ist. Gemäss unseren Einschätzungen verfolgen die heutigen Indices die von uns angestrebten Ziele zu wenig konsequent.
Was ist bisher falsch gelaufen, dass ein neuer Index nötig wird?
"Falsch" gelaufen ist eigentlich nicht der richtige Ausdruck – man muss eher sagen, dass die Erkenntnisse "zu wenig schnell" umgesetzt werden. Man weiss zum Beispiel schon länger, dass die Kühe zu gross werden. Aber die Korrekturen erfolgen zu langsam, deshalb haben wir jetzt den neuen Index lanciert.
Warum sind die Zuchtverbände nicht in den Index eingebunden?
Die Zuchtverbände definieren Ziele für ihre Rassen und richten ihren Index entsprechend aus. Das dient all jenen Betrieben, die dieselben Ziele haben, insbesondere den sogenannten "Schauzüchtern". Der Ansatz der IG ist ein anderer: Wir fragen nach den Zuchtzielen auf Grund der Betriebs- und Produktionsstrategien und richten danach den Swiss Index aus. Züchterisch sehr versierte Milchviehhalter kommen grundsätzlich auch ohne unser neues Angebot aus. Wir wollen aber all jenen eine Hilfe bieten, welche mit geringerem Aufwand die problemlose, mittelgrosse Kuh suchen.
"Erkenntnisse werden zu wenig schnell umgesetzt"
Wer macht die Auswertungen und wie werden sie veröffentlicht?
Momentan machen die Vorstandsmitglieder und die mitwirkenden Dienstleister die Auswertungen. Die Publikation erfolgt über die landwirtschaftlichen Medien. Absicht ist, dass auch die kantonalen Beratungsstellen das Angebot verbreiten. Bald einmal soll auch eine Website "Swiss-cow-index" die Infos abrufbar machen.
Wer steht hinter dem Swiss Index?
In der Anfangsphase sind es die betreffend Herkunft und Produktionsrichtung sehr breit abgestützten Vorstandsmitglieder der IG sowie weitere Interessierte aus deren Beziehungsnetz. Dazu beratende Mitglieder aus der Wissenschaft und des Dienstleisters Swissgenetics. Wie viele Betriebe als Mitglieder beitreten, ist offen – wichtig ist letztlich, dass für möglichst viele Kühe die besten Stiere gemäss Swiss Index bei der Zucht tatsächlich eingesetzt werden. Nur das bringt uns vorwärts in der Zucht.
Verschiedene Strategien
mg. Nicht alle Milchbetriebe haben dasselbe Ziel. Sie unterscheiden sich in der Produktionsstrategie, erklärt Martin Huber. Betriebe, die kaum mehr investieren, setzen auf die Strategie A wie "Auslaufbetriebe". Strategie B wie "Business" gilt für Betriebe, die nach dem Slogan "Mehr ist besser" produzieren. Und Strategie C wie "Comfort" gilt für Betriebe, die eine Balance suchen zwischen "gutem Wirtschaften und gutem Leben". Nicht ausschliesslich, aber vor allem für Betriebe mit Strategie C dürfte die Neue Schweizer Kuh interessant sein. Es sind oft Betriebe, welche nach den Anforderungen der Graslandbasierten Milch- und Fleischproduktion (GMF) wirtschaften.