LID. "Rohwolle wegen Billigexport ausverkauft": Das teilte die Vereinigung der kleinen und mittleren Bauern (VKMB) Mitte März mit. Konkret wollte der Schafwollverarbeiter Otto Brechbühl Ende Februar bei der Inlandwollzentrale (IWZ) 18 Tonnen Rohwolle bestellen. Dort war die Wolle aus der Herbstschur 2002 aber schon ausverkauft. Die Inlandwollzentrale sammelt und sortiert die Schweizer Schafwolle und wird dafür noch bis in einem Jahr vom Bund subventioniert. IWZ-Geschäftsführerin Marlies Schneider erklärt gegenüber dem LID, dass die Schweizer Wolle seit Jahrzehnten jeweils im November und im Mai verkauft wird. Im November 2002 hätte ihr keine Anfragen von wollverarbeitenden Betrieben aus der Schweiz vorgelegen. Die Inlandwollzentrale hätte deshalb die gesamte bei ihr angelieferte Wolle an Wollhandelsfirmen verkauft, mit denen langjährige Geschäftsbeziehungen bestehen.
Otto Brechbühl stört sich am heutigen System und an der Tatsache, dass viel Schweizer Wolle nicht verarbeitet wird, er aber dennoch keine kaufen kann. IWZ-Geschäftsführerin Schneider stellt fest: "Früher hat sich niemand ausser dem Schweizer Wollhandel für Schweizer Wolle interessiert." Ferner weist sie darauf hin, dass bei der Inlandwollzentrale heute noch knapp 400 Tonnen Wolle angeliefert werden. Bevor der Bund seine Subventionen kürzte und damit der Wollpreis sank, waren es rund 650 Tonnen pro Jahr.
Wie der Wollverkauf in Zukunft organisiert wird, ist noch offen. Nachdem der Bund in der Agrarreform AP 2002 beschlossen hat, die Inlandwollzentrale ab 2004 nicht mehr zu subventionieren, setzt sich der Schweizerische Schafzuchtverband im Rahmen der Agrarpolitik 2007 für einen Leistungsauftrag für die Wollverarbeitung aus. Der Bundesrat hat dies abgelehnt mit Hinweis auf die Beiträge für Schafhalter. Der Ständerat hat jedoch auf Antrag seiner vorberatenden Kommission einen Leistungsauftrag ins Gesetz aufgenommen. In der Nationalratskommission hat die Grüne Zürcher Nationalrätin Ruth Genner den Antrag eingebracht, dass die Unterstützung auf die Inlandverwertung beschränkt wird.
Mediendienst Nr. 2608 vom 20. März 2003