Nach Erkenntnissen der UNO-Ernährungsorganisation FAO müsste die Getreide-Ernte in diesem Jahr um mindestens vier Prozent ansteigen, um den Verbrauch zu decken. Für das Schrumpfen der Lagerbestände wird vor allem China verantwortlich gemacht, das im letzten Jahr geschätzte 16 bis 18 Millionen Tonnen Getreide eingeführt hat. Getreidefachleute führen die starke chinesische Nachfrage nicht auf aktuelle Versorgungsprobleme, sondern auf die langfristige Erwartung von weiteren Engpässen und entsprechend steigenden Preisen zurück.
Fast 50 Prozent höhere Preise
Der Mangel auf den Welt-Getreidemärkten hat zu kräftigen Preissteigerungen geführt. Die Preise an der weltweit bestimmenden Börse in Chicago sind im Laufe 1995 von 350 auf 500 Cent je bushel (35,24 Liter) angestiegen, das entspricht einem Wachstum von knapp 15 Fr. auf rund 22 Fr. je 100 Kilogramm. Ein weiterer Preisanstieg gilt als wahrscheinlich, weil die Lagerbestände weltweit rückläufig sind und die Welt-Getreideproduktion bereits im dritten Jahr in Folge hinter dem Verbrauch zurückgeblieben ist. Der Preisanstieg lässt vermuten, dass in diesem Jahr die Anbaufläche ausgedehnt und die Welt-Produktion an Weizen deutlich höher ausfallen wird. Der internationale Weltweizenrat (IWC) schätzt die weltweite Produktion für 1996 auf 553 Mio. t., das wären 4,2 Prozent mehr als 1995.
Zuerst trifft es die Armen
Die weltweite Nahrungsmittelhilfe ist in diesem Jahr auf den minimalen Stand von 7,6 Mio. t. geschrumpft. Das mit Abstand grösste Geberland, die USA, hat seine Hilfe so zusammengestrichen, dass sie nur noch 9 % des Bedarfs deckt, 1992/93 waren es noch 16 % gewesen. Die Europäische Union (EU) kann die Lücke nicht schliessen, weil auch ihre Reserven stark geschrumpft sind. Die Lagerbestände sind auf 3 Mio. t gesunken, während es vor drei Jahren noch 25 Mio. t gewesen sind.
In China wächst der meiste Weizen
bj. Weltweit wurden im vergangenen Jahr knapp über 530 Mio. t. Weizen geerntet. Wie der deutsche Landvolk-Pressedienst mitgeteilt hat, war der grösste Weizenproduzent China mit 101,5 Mio. t. Auf dem zweiten Platz folgte die Europäische Union (EU) mit 86,1 Mio. t., vor Indien (62,0 Mio. t), den USA (59,4 Mio. t), Russland (30,5 Mio. t) und Kanada (24,1 Mio. t). LID