
Sie heissen Nik Peterhans, Fabienne Wyder und Sébastien Berset. Sie kommen aus Remetschwil, Büren an der Aare und Romont. Ihnen gemeinsam: Sie sind jung und führen je einen Bauernhof mit innovativen Betriebskonzepten. Am 5. Januar standen sie im Mittelpunkt der Jahresmedienkonferenz des Schweizer Bauernverbands (SBV). Als motiviert, leistungsbereit und voller Leidenschaft lobte Bauernpräsident Markus Ritter die Junglandwirte. Und dennoch war sein Gesicht voller Sorgenfalten.
Ritter sprach von einer "besorgniserregenden Situation", von fehlenden Perspektiven. Bauern verdienten weniger und müssten mehr arbeiten als in vergleichbaren Branchen. Dazu kämen viele Auflagen, der fortwährende Verlust von Kulturland, hohe Produktionskosten sowie aktuell tiefe Produzentenpreise - insbesondere bei Milch, Schweinefleisch und Zuckerrüben. Auch mit der Agrarpolitik des Bundes tun sich viele Landwirte schwer. SBV-Direktor Jacques Bourgeois kritisierte: "Es ist unterdessen lukrativer, eine Buntbrache zu säen, statt Brotgetreide anzubauen und zu verkaufen." Das jedoch widerspreche dem Berufsstolz. Bauern würden sich in erster Linie als Lebensmittel-Produzenten sehen.
Zu wenig Nachwuchs
mw. Nach Jahren mit sinkenden Lehrabschlüssen nimmt deren Zahl seit 2003 wieder zu. 2014 haben 1'122 Personen ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis im Bereich Landwirtschaft erlangt. Stark zugenommen hat die Zahl der Lernenden, die Landwirt als Zweitberuf lernen. Trotz Aufwärtstrend: "Diese Zahl von Abschlüssen reicht beim aktuellen Strukturwandel nicht aus, um genügend ausgebildete Betriebsnachfolgerinnen und -nachfolger zu finden", sagte Hans Hofer, Ausbildungs-Chef am Inforama in Zollikofen BE, an der Medienkonferenz. Der Bauernverband hat errechnet, dass auf längere Sicht ungefähr 250 Lernende pro Jahr in der Grundbildung fehlen.
Grenzschutz nicht abbauen
Angesichts dieser Rahmenbedingungen sei es kein Wunder, dass die Landwirtschaft mit Nachwuchsproblemen kämpfe, fuhr Bourgeois fort. Jeder dritte Betriebsleiter über 50 Jahre habe derzeit keinen Nachfolger (siehe Textbox). Bauernpräsident Markus Ritter warnte: Der Nachwuchsmangel und die stetig sinkende Anzahl Bauernbetriebe könnten dazu führen, dass die Landwirtschaft dereinst ihren Verfassungsauftrag nicht mehr erfüllen könne.
Der Bauernverband präsentierte an seiner Medienkonferenz auch gleich ein Gegenrezept: Seine Volksinitiative "Für Ernährungssicherheit", die demnächst ins Parlament kommt und voraussichtlich im Frühjahr 2017 zur Abstimmung gelangt. Mit der Initiative will der Bauernverband hauptsächlich zwei Ziele erreichen. Zum einen will er angesichts knapper werdender Ressourcen die Versorgung mit Lebensmitteln sichern, zum anderen soll die Initiative Bauern langfristig eine Perspektive verschaffen.
Der Vorstoss wurde verschiedentlich als Blackbox kritisiert. Zu offen formuliert sei der Initiativtext, zu unklar die Ziele, welche die Landwirtschaft damit verfolge. Bauernpräsident Ritter sprach an der Medienkonferenz Klartext: "Wir möchten den Grenzschutz nicht ausbauen, aber einen weiteren Abbau verhindern." Betreffend Biodiversitätsförderflächen sagte Ritter: "Wir stellen diese Flächen nicht in Frage und wir wollen sie mit der Initiative auch nicht reduzieren, aber das Ziel ist mehr als erreicht."
