Vom 17. bis zum 27. Januar 2008 ist Berlin Brennpunkt der europäischen Agrarszene. 36 Agrarminister werden an die Internationale Grüne Woche pilgern, nicht weniger als 250 Fachveranstaltungen werden sich mit allen möglichen Aspekten der landwirtschaftlichen Produktion, der Agrarmärkte und der Agrarpolitik befassen. Doch in erster Linie ist die Grüne Woche eine Messe: 1,600 Aussteller aus 55 Ländern präsentieren ihre Produkte, knapp eine halbe Million Besucher werden erwartet.
An der Grünen Woche, die es bereits seit 82 Jahren gibt, ist die Schweiz seit zehn Jahren mit einem offiziellen Auftritt dabei. Zum zehnjährigen Jubiläum kann sich die Schweiz in diesem Jahr als Gastland der Grünen Woche präsentieren. Mit dem Slogan "Grüezi Berlin" und unter dem Erscheinungsbild "Schweiz. Natürlich", das vom Bund initiiert wurde und as in Berlin erstmals öffentlich präsentiert wird, erneuerte die Organisatorin Agro-Marketing Suisse den Schweizer Auftritt. Mit hochwertigen Produkten soll in Berlin ein kaufkräftiges Publikum angesprochen werden.
In Berlin stehen beim Schweizer Auftritt die strategisch wichtigen Produkte Käse und Schokolade im Vordergrund. Daneben gibt es in Berlin eine Sonderschau der Kantone: Aus jedem Kanton werden typische Spezialitäten vorgestellt, um die kulinarische Vielfalt des Landes aufzuzeigen (siehe Kasten).
"Heidi und Peter" werben an der Internationalen Grünen Woche für
das Gastland Schweiz und seine kulinarischen Spezialitäten. (zvg)
Direkter Kontakt zu den Konsumenten
Mit dem Aargauer Bauernschinken als Spezialität ist die Lenzburger Firma Traitafina in Berlin vertreten. Daneben wird sie in Berlin ihre Swiss Prim Gourmet-Fleischprodukte und ihre E-Nummern-freien Fertiggerichte präsentieren. Die Firma war bereits vor einem Jahr an der Grünen Woche, als der Kanton Aargau einen Gastauftritt hatte. In diesem Jahr richtet die Traitafina mit der grossen Kelle an: 15,000 Verkaufseinheiten werden nach Berlin transportiert, ein Drittel davon ist für Degustationen vorgesehen, zwei Drittel zum Verkauf. Traitafina hat nicht nur einen eigenen Stand, sondern wird auch verschiedene Empfänge beliefern können, die im Rahmen der Grünen Woche stattfinden.
Traitafina-Marketing- und Verkaufsleiter Marcel Gähwiler ist vom Nutzen der Grünen Woche überzeugt. "Andere Firmen machen Marktanalysen für 150,000 Franken. Wir stehen an der Grünen Woche im direkten Kontakt mit dem Kunden und merken so, was ankommt und was nicht." Dadurch, dass Traitafina mit den eigenen Verkäufern vor Ort sei, sagt er, könnten nicht nur die Messebesucher optimal über die Produkte informiert werden, auch das Feedback von der Kundenfront fliesse direkt zurück. Der Auftritt in Berlin kostet die Traitafina auf rund 100,000 Franken.
Die Grüne Woche funktioniere auch für das Knüpfen von neuen Geschäftsbeziehungen, obwohl sie eine Publikumsmesse sei, sagt Gähwiler. So kam er in Berlin mit dem Detailhandelsgiganten Metro ins Geschäft, ist mit Kaufhof und mit KaDeWe am Verhandeln, und auch der Münchner Feinkosthändler Dahlmeyer hat angebissen. Die Händler, die man an den Fachmessen antreffe, wollten oft einfach möglichst billig einkaufen, für viele Konsumenten sei das aber gar nicht die erste Priorität sei, meint Gähwiler. Sein Ziel für 2008: Fünf Prozent des Gesamtumsatzes will er im Export erzielen.
Regionales von A bis Z
wy. Im Rahmen des Schweizer Auftritts als Gastland der Internationalen Grünen Woche werden in der Sonderschau der Kantone 57 verschiedene regionale Spezialitäten vorgestellt – von der Aargauer Rüeblitorte über das Basler Läckerli und den Nidwaldner Bratkäse bis hin zu Thurgauer Most und Zürcher Tirggel.
Ein grosser Teil der Spezialitäten werde auch degustiert werden können, sagt Urs Bühlmann von der Organisatorin Agro-Marketing Suisse. Ein Teil davon wird allerdings nur als originalgetreue Kopie gezeigt werden.
Emmi: Fachmessen sind wichtiger
Etwas nüchterner tönt es bei Emmi. "In Deutschland selber wird die Grüne Woche als normale Publikumsmesse wahrgenommen", sagt Emmi-Sprecherin Monika Senn. Emmi betreibe deshalb für die Messe keinen grossen Aufwand, sei aber mit einem "anständigen Stand" vertreten. Neben dem Auftritt im Rahmen des Gastlandes Schweiz sei Emmi auch beim Stand des Detailhändlers Rewe vertreten. Über die Kosten des Auftritts will Senn keine Auskunft geben.
Traitafina-Verkaufsleiter Marcel Gähwiler ist vom
Nutzen der Grünen Woche überzeugt. (zvg)
Um weiterhin den Bekanntheitsgrad von Emmi und den Emmi-Marken zu steigern, sei die Grüne Woche hilfreich, sagt Monika Senn weiter. Mehr Gewicht hätten für Emmi aber die Fachmessen wie die Anuga in Hannover, die Molkereiprodukte-Messe Intermopro in Düsseldorf oder die SIAL in Paris.