Beim runden Tisch von Ende Januar hat die Union des Producteurs Suisses UPS höhere Milch- und Getreidepreise verlangt und für Anfang März mit neuen Protesten gedroht, falls ihre Forderungen nicht erfüllt würden. Wie ist der Stand der Dinge? UPS-Chef Fernand Cuche erklärte auf Anfrage, die UPS werde am Freitag, 2. März über das weitere Vorgehen entscheiden. Melchior Ehrler, Direktor des Schweizerischen Bauernverbandes SBV, äussert sich zum Stand der Verhandlungen.
LID: Die UPS hat im Januar gedroht, wieder auf die Strasse zu gehen, falls ihre Forderungen an Coop bis Ende Februar nicht erfüllt werden. Wie ist der heutige Stand der Verhandlungen?
Melchior Ehrler: Dank dem Einsatz der bäuerlichen Parlamentarier und der Organisationen hat der Bundesrat den Zielpreis nicht gesenkt. In den Preisverhandlungen, die in der Zwischenzeit zwischen den Produzenten und ihren Abnehmern geführt wurden, ist ein Milchpreis nahe bei 80 Rappen erreicht worden. Coop ist nicht direkter Verhandlungspartner, weil sie ja die Milch nicht von den Bauern direkt kauft. Sie ist aber, genau wie die anderen Akteure im Detailhandel, mit ihrer Preisgestaltung an der Front auch für die Bauern wichtig. Und darum sind auch Gespräche zwischen der Landwirtschaft und den Verteilern nötig.
Die UPS hat auch beim Getreidepreis Forderungen gestellt, nämlich 7 Rappen mehr pro Kilogramm. Wie sieht es da aus?
Ehrler: Diese Frage wurde in der Branchenorganisation swiss granum – also zwischen Produzenten und Abnehmern – diskutiert. Dabei ist man zum Schluss gekommen, dass eine solche Preiserhöhung nicht generell erhoben werden kann. Hingegen hält man Preiszuschläge für spezielle Qualitäten für gerechtfertigt. Die konkreten Verhandlungen über diese Fragen werden in der Branchenorganisation in näherer Zukunft verhandelt. Im übrigen macht Coop in dieser Branchenorganisation bereits wieder mit.
Coop hat Bedingungen für die Rückkehr in die Branchenorganisationen gestellt. Können diese Bedingungen erfüllt werden? Ist die Anzahl der Branchenorganisationen auch ein Thema?
Ehrler: Coop verhält sich in all diesen Fragen konstruktiv. Bei swiss granum ist der Beitritt zur Branchenorganisation bereits erfolgt. In anderen Branchen laufen die Diskussionen. Es gibt aber schon noch einige Probleme zu lösen, so etwa bei Wein oder beim Fleisch. Generell stelle ich aber fest, dass man es allgemein begrüsst, dass Coop wieder konstruktiv an Gesprächen teilnimmt.
Ist Coop auch bereit, sich für eine klarere Deklaration von Herkunft und Produktionsmethoden einzusetzen?
Ehrler: Hier wie auch in weiteren Fragen sind Sitzungen verabredet. Wir arbeiten hier auch mit Konsumentinnen und Konsumenten zusammen. Ich glaube, dass die Diskussionen in den umliegenden Ländern allen klarmachen, dass Transparenz gegenüber den Konsumenten und Vertrauen ausserordentlich wichtig sind. Leider liegt beim Bund der Vollzug der Kontrolle im Argen. Auf meine Interpellation zu dieser Frage hat der Bundesrat eine sehr vage Antwort gegeben. Ich werde hier nachhaken. Eine fehlende Kontrolle ist doch eine Einladung an gewisse Kreise, es mit der Deklaration nicht so genau zu nehmen!
Fürchten Sie weitere Proteste von der Basis?
Ehrler: Proteste wird es dann geben, wenn Probleme nicht gelöst werden!