
Die 14 Schweizer Aussteller sprechen die deutschen Kunden in Berlin vor allem mit dem Erlebnis Schweiz an. Sie inszenieren die Alpenrepublik unter dem Matterhorn auf vielfältige Art und Weise und mit viel Engagement. Roger Gut, Geschäftsführer der Agro-Marketing Suisse (AMS), erwartet in 10 Tagen 240'000 Besucher am Stand.
AMS-Präsident Urs Schneider lobt an der rund 40-köpfige Schweizer Crew das Feuer, mit welchem sie die Produkte und das Image der Schweiz repräsentiert. Schneider ist auch beeindruckt vom Ministerrundgang, der am Schweizer Stand mit einem Hornuss-Turnier empfangen wurde.
Allen voran wehrte der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft die Nouss, die in Form einen Tennisballs aus einem Wurfgeschoss auf ihn zuflog mit Erfolg ab. Alles in allem machten alle Promis wie Bürgermeister Müller, Bauernverbandspräsident Rukwied, Botschafterin Schraner, BLW-Chef Lehmann, SMP-Präsident Kern beim Hornuss-Auftakt gute Figur – im Gegensatz zu vielen Besuchern, die oft im Nouss-Hagel untergingen.
Nun sind alle Messebesucher eingeladen, sich in dieser Schweizerischen Nationalsportart zu messen. Die deutsche Messespezialistin Heidi Schmieding meinte vor Ort, das Hornuss-Angebot sei äusserst kurios und der Knüller der Messe. Ihr gefällt auch das "gepflegte Schweizer Restaurant, das sich von den vielen Angeboten der Holzklasse und Snackbars an der Messe wohltuend abhebe". Von einem ganzen Stamm von Kennern würde es immer wieder aufgesucht, sagt Schmieding.
Herzen erobern mit Erlebnissen
Wer von einem solchen Messeauftritt Bilanz ziehen will, steht vor der Herausforderung, wie dieser gemessen werden kann oder soll. Ganz zuoberst steht offenbar das Erlebnis Schweiz, das in Berlin gefeiert wird. Die Besucher tauchen in die Welt der Schweiz mit Bergen, schönen Landschaften, Käse, Schokoladen und Spezialitäten ein. Zudem können sie Kühe melken, Zwirbelräder drehen, Spezialitäten degustieren und kaufen. AMS-Chef Gut will an seinem Schokoladen-Stand wiederum über 2 Tonnen helvetische Schokolade verkaufen. Hinzukommt noch Ragusa-Produzent Camille Bloch, der auch einen weiteren Schokolade-Stand betreibt. Der Frankenschock habe sich aus Sicht des Messeauftritts aufgefangen, sagt Roger Gut. In dieser Stimmung seien die Leute bereit, etwas mehr für gute Produkte im Schweizer Ambiente zu bezahlen.
Trendwende für Käseexport
David Escher, Chef der Käsepromotionsagentur Switzerland Cheese Marketing (SCM), bezeichnet Deutschland als das Tor für den Schweizerkäseexport nach Europa. Über die Hälfte des Exports in die EU gehen nach Deutschland, deshalb brauche dieses Land solche Plattformen, wie die Grüne Woche in Berlin. Am Export-Horizont sieht Escher Silberstreifen, er erwartet für 2017 eine Trendwende. Nach der Talfahrt der Hauptsorten solle es wieder aufwärts gehen, wenn auch nur langsam und mit grossen Anstrengungen. Die Akzeptanz des grossen Preisunterschieds des Schweizer Käses zu andern Anbietern muss immer wieder neu erkämpft werden, dies bestätigen verschiedene Käseexponenten vor Ort.
Hartes Pflaster
Jürg Kriech, Geschäftsführer Raclette Suisse, bezeichnet Deutschland als hartes Pflaster. Sein Raclette wird vor allem im November und Dezember in Deutschland für 20 Euro pro Kilogramm angeboten, die Franzosen verkaufen daneben ihren Raclette für 7 Euro. Andreas Müller, Geschäftsführer SCM Deutschland, doppelt nach und sagt, dass der Schweizer Emmentaler (20 Euro/kg) sich gegen gegen Allgäuer Emmentaler (11 Euro) oder deutschen Emmentaler (7 Euro) behaupten muss. Nach dem Rückgang der Verkäufe infolge des Frankenschocks und dem Rauswurf aus den Käsetheken ist SCM daran, den Käse zurückzubringen, auch er bestätigt die prognoszierte Trendwende und erwartet eine positive Entwicklung der Emmentaler-Verkäufe im 2017.
10 Tonnen in 10 Tagen
80 Prozent des Schweizer Käses wird via Theken verkauft und nur 20 Prozent vorverpackt. Wenn andere Käsehersteller Promotionen und Aktionen starten, spürt das der Schweizer Käse sofort. Der Konsument reagiert umgehend. Deshalb sei die Schweiz dauernd gefordert, permanent Überzeugungsarbeit zu leisten. Immerhin hat der Schweizer Käse an der Messe permanent eine grosse Theke: es werden in 10 Tagen bis zu 10 Tonnen Käse verkauft.
Marathon ohne Ende
Wer die Stimmung am Schweizer Stand in Berlin zusammenfassen will, kommt zum Schluss, dass es sich da um einen Ausdauerlauf auf hohem Niveau handelt, quasi einem Marathon ohne Ende. Da ist es gut zu sehen, dass auch die offizielle Schweiz sich dessen bewusst ist und mitmacht. Deshalb unterstützen auch BLW-Chef Bernard Lehmann und BLW-Vizedirektor Dominique Kohli den Auftritt. Die Schweizer Botschafterin Christine Schraner Burgener ist überzeugt, dass viele Deutsche die Schweiz lieben, sie wollen aber immer wieder darin neu bestätigt werden. Für sie ist die Verbindung von Qualitätsprodukten und Tourismus ideal, um Deutsche von der Schweiz zu überzeugen und in die Schweiz zu holen. Sie wünscht sich, dass nach solchen Auftritten und vielen weiteren Anstrengungen von Schweizer Unternehmen in Zukunft der deutsche Handel noch mehr Produkte aus der Eidgenossenschaft listet. Aber einen Platz in den Regalen muss man sich erkämpfen und mit Verkaufszahlen immer wieder neu unter Beweis stellen. Dies bestätigt Heiri Bucher, Direktor der Proviande, wenn er von Testlieferungen an Edeka und deutsche Läden mit Schweizer Fleischspezialitäten spricht. Proviande möchte Deuschland mit Fleischspezialitäten unter der Marke "Swiss-Apéro" erobern.
Innovation trifft Tradition
Seit 1999 gestaltet die Agro-Marketing Suisse den Schweizer Gemeinschaftsstand an der Internationalen Grünen Woche in Berlin (IGWB). Die Schweizer Aussteller, meist sind es die Produzenten selbst, kennen ihre Spezialitäten aus handwerklicher Produktion genau und liefern zu den Produkten umfassende Informationen über Herkunft und Methode der Herstellung. Die IGWB dauert vom 20. bis 29. Januar 2017.
Bilder zur Grünen Woche und dem Schweizer Auftritt finden sich hier.



