Leuchtend rot und mit dem charakteristischen Geschmack: So lieben Schweizerinnen und Schweizer die Tomaten. Viele sind dabei überzeugt, dass Tomaten, die im Freiland wachsen, am besten schmecken. Gewächshaus-Tomaten – besonders solche aus erdlosen Kulturen (Hors sol) – haben einen schlechten Ruf. Zu Unrecht, erkannten Forscher und Prüfer der Forschungsanstalt in Conthey VS, wie die August-Nummer der Zeitschrift "Der Gemüsebau" berichtet.
Freiland-Tomaten sind mehliger
Die 10- bis 15-köpfigen Prüfergruppen schätzten die Tomaten aus der Gewächshausproduktion (Erdkultur und Hor sol) deutlich besser ein als diejenigen aus dem Freiland. Sie stellten auch keinen Unterschied zwischen den Hor-sol-Tomaten und den Tomaten aus Erdkultur (Gewächshaus) fest. Unterschiedlich schnitten jedoch die getesteten Sorten ab: Die Tomate "Laurelia" war allgemein beliebter als die auf gute Haltbarkeit gezüchtete Sorte "Shirley". "Im Gewächshaus ist das Klima ausgeglichener", erklärt Agronom und Gemüsebauspezialist André Granges die Resultate.
Die Kriterien der Prüfergruppe und die Analyseergebnisse des Versuches 1998 erklären die Gesamtbewertungsnote. Die Freilandtomaten, die regelmässig am schlechtesten bewertet wurden, erhielten 1998 die schlechtesten Noten für den tomatigen Geschmack, den optimalen Zuckergehalt, die Hauthärte und die Fleischfestigkeit sowie die höchste Note für Mehligkeit. Die Mehligkeit verhindere, dass das Aroma und der Zucker wahrgenommen würden, meinen die Forscher.
Auch das Auge sprechen Freiland-Tomaten weniger an: Die Formen und die Farben sind weniger ausgeglichen. Bei der Innenqualität – Fleischfarbe, Wandfarbe und Gelfarbe – sind dagegen kaum Unterschiede zwischen den Anbaumethoden festzustellen. Die Freiland-Tomaten zeigten sich in der Untersuchung jedoch als weniger fest.
Erstmals Freiland- und Gewächshaustomaten verglichen
Das Neue an der Studie ist, dass auch Freiland-Tomaten in den Vergleich einbezogen wurden. Dass Tomaten aus Hors-sol-Kulturen sich in der Zusammensetzung nicht von solchen aus traditionellem Gewächshausanbau unterscheiden, zeigten schon frühere physikalisch-chemische Untersuchungen. Auch Geschmacksprüfer fanden im Jahre 1993 keinen signifikanten Unterschied zwischen Gewächshaustomaten aus Bodenkultur und solchen aus Hors-sol-Kultur.
So wurde geprüft
LID. Für den Tomaten-Versuch wurden 1997 und 1998 am Centre d’arboriculture et d’horticulture des Fougères in Conthey VS zwei Tomatensorten auf drei verschiedene Arten angebaut: einmal auf dem Feld und zweimal im Gewächshaus, in Erde und in Steinwolle (Hors-sol).
In der Studie wurden sowohl das sensorische und analytische Profil studiert, als auch die Ertrags- und Qualitätsunterschiede untersucht. Dazu wurden die Früchte geerntet, analysiert und bei je drei Anlässen pro Jahr degustiert. In der Prüfergruppe fanden sich jeweils 10 bis 15 Personen mit mittlerer Erfahrung.
Kontakt: Centre d’arboriculture et d’horticulture des Fougères RAC, André Granges, 1964 Conthey VS, Tel: 027 345 35 30