LID. Gentechnik ist laut SWISSAID kein Wundermittel gegen den Hunger. An seiner Jahreskonferenz betonte das Hilfswerk, Hunger sei nicht in erster Linie eine Frage der Produktion, sondern eine Folge von Armut.
5’000 Kinder sterben jeden Tag an den Folgen von Unterernährung. Dies werde zwar nicht als Katastrophe wahrgenommen, sagte Bruno Riesen, leitender Sekretär der SWISSAID, es sei im Grunde jedoch die grösste Katastrophe unserer Zeit. SWISSAID will den Hunger in der Dritten Welt mit ganzheitlichen Ansätzen bekämpfen und nach Lösungen suchen, die dem jeweiligen sozio-ökonomischen und ökologischen Umfeld angepasst sind. Der Verwendung gentechnisch veränderter Pflanzen steht das Hilfswerk skeptisch gegenüber.
Mit Gentechnik werde die Abhängigkeit der Bauern von Pestiziden abgelöst durch die Abhängigkeit von Gentech-Saatgut, erklärte der Forscher und Welternährungspreisträger Rudolf Herren. Aufgrund der hohen Produktionskosten bringe diese Technologie keine Ertragssteigerung. Laut Miges Baumann von der SWISSAID-Informations-stelle zeigen Resultate wissenschaftlicher Untersuchungen sogar, dass lokale Sorten bei geringeren Produktionskosten gleichwertig oder besser abschneiden als gentechnisch erzeugte Hochertragssorten.
SWISSAID fordert aus diesen Gründen eine Umverteilung der öffentlichen Gelder in der Agrarforschung zugunsten der konventionellen Forschung. Die Euphorie, die viele für die Gentechnik an den Tag legten, müsse in eine Euphorie für die naturverträgliche Landwirtschaft umgepolt werden.
Mit dem vergangenen Jahr ist SWISSAID zufrieden. Die Spendeeinnahmen konnten um 11 Prozent gesteigert werden. SWISSAID unterstützt Menschen in Indien, Afrika und Mittelamerika. Unterstützt werden vor allem Kleinbauern und Kleinbäuerinnen.
Mediendienst Nr. 2453 vom 24. Februar 2000