LID. Schweizerinnen und Schweizer essen in Europa am meisten Fair-Trade-Bananen. Der Spitzenwert dürfte unter anderem auf die gegenüber den EU-Ländern günstigeren Einfuhrbedingungen zurückgehen. Für 1999 dürfte der Marktanteil bei 14 Prozent des gesamten nationalen Bananenkonsums liegen, wie im Rahmen einer Tagung der internationalen Fair Trade Labelling Organization (FLO) in Brüssel zu erfahren war.
In den Niederlanden, die nach der Verkaufsmenge an zweiter Stelle liegen, beträgt der Marktanteil dagegen nur fünf Prozent. Laut Angaben der Max-Havelaar-Stiftung, unter deren Gütesiegel die Bananen in der Schweiz verkauft werden, erreichten die Verkäufe in der Schweiz in den ersten drei Quartalen 1999 über 7‘800 Tonnen. Über 7‘200 Tonnen Fair-Trade-Bananen waren in der Schweiz schon 1998 verkauft worden, was einem Anteil am 70‘000 Tonnen umfassenden Gesamtmarkt von zehn Prozent entsprach. In den Niederlanden waren es im vergangenen Jahr rund 4‘170, in Deutschland 2‘000, in Dänemark 630, in Belgien 590 und in Schweden 30 Tonnen.
FLO-Vertreter führten die Spitzenstellung der Schweiz unter anderem darauf zurück, dass die Importbeschränkungen der Europäischen Union (EU) in der Schweiz nicht gelten: Die EU-Regelung erfordert den Erwerb von Einfuhrlizenzen. Ziel der 1993 erlassenen EU-Bananenmarktordnung war es, Produzenten in EU-Überseegebieten und im afrikanischen, karibischen und pazifischen Raum (AKP) gegenüber den "Dollar-Bananen" aus Lateinamerika zu begünstigen. Sie verteuert indes auch die Preise für Fair-Trade-Bananen aus den betreffenden Produzentenländern.
Die FLO fordert daher von der EU, auf eine – auch von einzelnen EU-Staaten favorisierte – reine Besteuerung der Bananenimporte überzugehen und bei der kommenden WTO-Runde auf günstige Bedingungen für Fair-Trade-Produkte zu drängen.
Mediendienst Nr. 2438 vom 04. November 1999