Kühe sind Hochleistungstiere: Sie produzieren täglich, je nach Rasse, zwischen 20 und 35 Liter Milch. Dafür trinken sie täglich 50 Liter Wasser und fressen bis zu 100 Kilogramm Gras. Und damit sie diese Unmengen innert nützlicher Frist konsumieren können, haben sie ein breites Maul, das so genannte Flotzmaul. Der Nachteil daran: Kühe können weniger gezielt fressen als etwa Pferde, Ziegen oder Schafe. Sie merken nicht, wenn Fremdkörper im Gras sind. Sie sind angewiesen auf saubere Weiden.
Viele Weiden und Wiesen sind aber alles andere als sauber. Das so genannte Littering ist nicht nur in den Städten ein Problem, sondern auch auf dem Land. Immer mehr landen Abfälle, Glasscherben und Hundekot in landwirtschaftlich genutzten Flächen. Das beschädigt die Landmaschinen. Und für die Kühe kann das unangenehm oder sogar gefährlich werden. Fremdkörper können zu Blähungen führen und den Appetit und die Milchproduktion beeinträchtigen. Spitze oder scharfe Gegenstände können die Tiere innerlich verletzen. Das führt für die Bauern zu Tierarztkosten, im schlimmsten Fall zum Verlust eines Tieres.
Gefährlicher Erreger
Problematisch ist auch Hundekot in den Kuhweiden. Manche Hundehalter fühlen sich beim Spaziergang über Land zu nichts mehr verpflichtet, wenn kein Robidog in der Nähe steht. Der Hundekot aber kann den Parasiten Neospora canicum enthalten, der bei trächtigen Kühen häufig zu Aborten führt. In der Schweiz werden 25 bis 30 Prozent der Fehlgeburten durch Neospora canicum verursacht. Forschungen haben zwar inzwischen gezeigt, dass der Erreger in den meisten Fällen von der Kuh auf das Kalb übertragen wird und nur selten durch das Fressen von mit Hundekot verschmutztem Gras. Dennoch ist klar, dass Hundekot nicht nicht auf die Weiden und ins Kuhfutter gehört.
Bequeme Autofahrer
Nicht nur Spaziergänger, auch Autofahrer belasten die Landschaft mit Abfall. Samuel Keiser, der Präsident des Solothurnischen Bauernverbandes, hat seinen Betrieb in Fulenbach, an der Zubringerstrecke zum Autobahnkreuz Härkingen. Wenn er mähen geht, nimmt er immer einen Kehrichtsack mit. "Das ist manchmal eine Sauerei", klagt er. Pet-Flaschen, Red-Bull-Dosen, Verpackungen aus dem nahe gelegenen McDrive, alles werde zum Autofenster hinausgeworfen. Er hat auch schon ganze Abfallsäcke oder stinkende Windeln gefunden. "Zwei, drei Mal im Jahr räumen Männer vom Kanton hier auf", sagt Keiser. "Sonst mache ich das immer selber." Das sei nicht nur ärgerlich, sondern koste ihn auch wertvolle Zeit. Keiser bauert seit Jahrzehnten in Fulenbach, das Abfallproblem sei in dieser Zeit immer grösser geworden, sagt er.
Im Ausland sind die Probleme mit Littering oft noch gravierender. In Frankreich führten die Bauern von Boisseaux, einer Gemeinde im mittleren Loiretal, im Februar 2009 eine grosse Aufräumaktion entlang den Strassen durch. Dabei sammelten sie Fernseher, Pneus, CDs, Medikamente Schuhe, Kleider, Flaschen, und alles mögliche mehr – insgesamt eine Tonne Abfall, pro Strassenkilometer zehn Kilogramm.
Zumindest für Felder an Spazierwegen bietet der Landwirtschaftliche Informationsdienst LID schon seit einigen Jahren Abhilfe. Mit den so genannten Feldrandtafeln "Dankeschön für saubere Wiesen" können Spaziergänger darauf hingewiesen werden, dass Abfall und Hundekot nicht in die Wiesen gehören. Die Tafeln sind ein Dauerbrenner und können beim LID bezogen werden.
Die Informationstafeln sind beim LID im Format A3 auf deutsch und französisch erhältlich. Eine Tafel kostet 12 Franken plus Versandkosten.
