119 Unternehmen und Organisationen haben die Qualitätscharta der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft unterzeichnet. Mit dieser Anzahl dürften die Verantwortlichen zufrieden sein. Obwohl etwa die Migros die Charta zwar unterzeichnete, aber eine Teilnahme am Unterzeichnungs-Event verweigerte, was insbesondere das mediale Bild prägte.
Erster Schritt, weitere müssen folgen
Die Unterzeichnung war aber nur ein erster Schritt. Was nun folgen muss, sind Taten. Wenn nicht in konkreten Projekten und Aktionen umgesetzt wird, was in der Charta steht, so wird sie den Aufwand kaum wert gewesen sein. Die unterzeichnenden Unternehmen und Organisationen sind deshalb in nächster Zeit stark gefordert. Auch Bundesrat Johann Schneider-Ammann warnte in seiner Rede am Unterzeichnungs-Event davor, dass Papier geduldig sei. "Ich lege allergrössten Wert darauf, dass wir heute die Initialzündung zu einer gelebten Charta geben", so der Bundesrat.
Frage nach Dachmarke bleibt
Ein wichtiger Punkt der gelebten Charta betrifft die Marktoffensive. Unter diesem Punkt festgeschrieben ist die Verwendung einer gemeinsamen Marke bis zum Verkaufspunkt. Diese Marke wurde bisher nicht gefunden, die lange Zeit favorisierte Goldblume von Schweiz Tourismus kann nicht eingesetzt werden. Abklärungen laufen nach wie vor zur Garantiemarke Suisse Garantie.
Es habe zur Dachmarke schon viele Initiativen und Gespräche gegeben, sagte AMS-Präsident Urs Schneider vor den Medien in Bern. Es sei aber nicht so einfach, eine Marke zu finden, weil die Unternehmen auch eigene Markenstrategien hätten, so Schneider.
Das zeigte sich auch an der Meinung von Sibyl Anwander von Coop. Man müsse vermeiden, dass die aktuelle Vielfalt zu einem Einheitsbrei zusammengestaucht werde, so die Leiterin Qualität/Nachhaltigkeit bei Coop. "Wichtiger als alles unter ein Programm zu werfen, ist es, in die gleiche Richtung zu marschieren und uns nicht gegenseitig zu bekämpfen, sondern zu unterstützen", zeigte Anwander die Prioritäten von Coop auf.
Für die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) ist eine Dachmarke indessen ein wichtiges Anliegen. Die Konsumenten müssten Gewissheit haben, welche Produkte unter die Qualitätscharta fallen, so SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder.
Auch Bundesrat Schneider-Ammann betonte am Point de Presse gegenüber dem LID, dass er jede Marke besonders als Multiplikator als sehr wichtig erachte. Man darf folgern, dass das auch für die Qualitätscharta gilt.
Unterzeichnungsevent im Stade de Suisse
Am Unterzeichnungsevent der Qualitätscharta vom 18. Juni im Stade de Suisse in Bern nahmen zahlreiche Vertreter der unterzeichnenden Unternehmen und Organisationen teil. Er freue sich besonders über den Anlass, weil es sich um eine Premiere handle, sagte Bundesrat Johann Schneider-Ammann in seiner Rede. "Es ist das erste Mal, dass Vertreter von Handel, Industrie, Landwirtschaft und Konsumenten mit einer gemeinsamen Erklärung besiegeln, auf welchen Werten sich die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft weiter entwickeln soll und wie man diese erfolgreich am Markt positionieren kann", so Schneider-Ammann. Er betonte weiter, dass höchste Qualitätsansprüche die Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft an die Weltspitze geführt hätten. "Dazu müssen wir Sorge tragen, wenn wir auch künftig in der obersten Liga mitspielen wollen." In Zukunft gelte es, im Inland Marktanteile zu verteidigen und im Export Wachstum zu erzielen, um langfristig fit zu bleiben.

