Die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft will dank einer klaren Qualitätsstrategie auch in offeneren Märkten und bei hohem Importdruck konkurrenzfähig bleiben. Zu diesem Zweck wurde eine Qualitäts-Charta erarbeitet. Die Charta soll im Juni in Bern von Akteuren der gesamten Wertschöpfungskette unterzeichnet werden.
Zwei Jahre Vorarbeiten
Die Arbeiten an der Charta dauerten mehr als zwei Jahre. "Die Marktteilnehmer mussten sich zunächst finden, das Ganze war auch ein Reifungsprozess", sagt Patrik Aebi, Leiter des Fachbereiches Qualitäts- und Absatzförderung beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Auch die Swissness-Debatte habe sich belastend auf die Ausgestaltung der Charta ausgewirkt. Vorläufig bereinigt war die Charta bereits vor etwas mehr als einem Jahr. Dass es nochmals so lange dauerte, bis sie zur Unterzeichnung reif ist, hängt unter anderem damit zusammen, dass die verantwortliche Kerngruppe noch abklären wollte, wie es nach der Unterzeichnung weitergeht. Zudem wurden der Charta noch Schlussbemerkungen hinzugefügt. "Dadurch soll das Commitment der Unterzeichner besser zum Ausdruck kommen", so Aebi.
Gespräche um Dachmarke gehen weiter
Mit der Unterzeichnung der Charta werde jedenfalls ein sehr wichtiger Schritt gemacht. Aebi betont aber auch, dass noch viel Arbeit wartet. Wie etwa das Ziel der "Verwendung einer gemeinsamen Marke entlang der Wertschöpfungskette bis zum Verkaufspunkt" erreicht werden soll, ist noch offen und soll von den unterzeichnenden Unternehmen und Organisationen mitgestaltet werden, so Patrik Aebi. Die Gespräche um die Dachmarke sollen voraussichtlich im Herbst 2012 fortgeführt werden.
Ähnliche Charta auch in Deutschland
Auch in Deutschland wurde eine Charta über die gesamte Wertschöpfungskette ausgearbeitet. Die "Charta für Landwirtschaft und Verbraucher" wurde im Januar von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner vorgestellt. Ziel der deutschen Charta ist es, die Brücke zwischen Landwirtschaft und Konsumenten zu stärken. Für die Ausarbeitung der Charta wurden Workshops zu den Themen "Umwelt", "Tierhaltung", "Ernährungssicherheit und Welthandel" sowie "Lebensmittel" abgehalten. Zusätzlich konnten sich auf einer Onlineplattform auch Privatpersonen äussern. Aus den Ergebnissen wurde schliesslich eine Charta gestaltet, die verschiedene Massnahmen auf die Politagenda setzt. So sollen etwa attraktive ländliche Räum erhalten, das Tierwohl weiterentwickelt und die Lebensmittelsicherheit gewährleistet werden.
Mehr Informationen zur deutschen Charta unter bit.ly/H8lpfy
Mehr als 100 Unterzeichner erwartet
Die Unterzeichnung der Charta ist für alle Unternehmen und Organisationen offen, die sich angesprochen fühlen. "Wir haben zur Unterzeichnung alle eingeladen, die beim Prozess der Entwicklung dabei waren, sowie viele weitere Unternehmen und Organisationen. Und die Unterzeichnung steht jeder Unternehmung und Organisation offen, die sich mit der Strategie identifizieren kann", sagt Aebi. Er geht davon aus, dass schlussendlich deutlich über 100 Organisationen die Charta unterschreiben werden. Ein Mindestziel gesetzt, habe man sich jedoch nicht. Jederzeit möglich ist auch eine spätere Unterzeichnung der Charta, der Prozess soll weitergehen. Ziemlich sicher zu den Erstunterzeichnern gehören werden Coop, Migros, der Schweizerische Bauernverband, Agro-Marketing Suisse, Bio Suisse, die Agrarallianz, Fromarte und die Stiftung für Konsumentenschutz. Es handelt sich dabei um die Akteure, die in der Kerngruppe für die Charta verantwortlich zeichnen.
Die Charta ist unter www.qualitätsstrategie.ch einsehbar