
Die Menschheit wächst, es steht weniger Agrarland zur Verfügung und die Ressourcen sind knapp. Um diese Herausforderungen anzugehen, braucht es nach Ansicht des Bundes Fortschritte in der Pflanzenzüchtung.
„Wenn wir weiter so essen und leben wollen wie bisher, muss auf dem zur Verfügung stehenden Boden mehr produziert werden können”, sagte Eva Reinhard, stellvertretende Direktorin des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW), bei der Präsentation der neuen Strategie. Diese soll die Voraussetzungen für die Züchtung entscheidend verbessern. Die Pflanzenzüchtung sei eine der Schlüsseltechnologien zur Lösung der Herausforderungen, so Reinhard.
3 Zielbereich festgelegt
Im Rahmen der Strategie wurden 3 Zielbereiche festgelegt:
• Der erste Bereich fokussiert auf die unmittelbaren Produkte und Leistungen der Züchtung. Dazu gehören unter anderem gut an die Schweiz angepasste hochwertige Sorten. Diese sollen zudem erfolgreich am Saat- und Pflanzgutmarkt sein und einen Beitrag an ein vielfältiges Spektrum von Kulturarten und Sorten leisten.
• Der zweite Bereich deckt den erwarteten Beitrag der Pflanzenzüchtung an eine nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft ab. Hierbei geht es beispielsweise um Ressourcen-Effizienz. Auch die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors soll gesteigert werden.
• Im dritten Zielbereich ist der erforderliche Beitrag der Pflanzenzüchtung zur Deckung weitergehender gesellschaftlicher Ansprüche beinhaltet. Der Bereich dreht sich etwa um die sichere Versorgung der Bevölkerung und den Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen. Dies sowohl in der Schweiz als auch im Ausland.
Konkrete Massnahmen im Frühjahr 2017
Konkrete Massnahmen gibt es noch nicht. Im Frühsommer nächsten Jahres will das BLW einen Massnahmeplan vorlegen. Auch auf welche Pflanzen man sich fokussieren will, ist noch offen, wie Michael Winzeler von Agroscope sagte. Kriterium dafür ist unter anderem, wie viele Sorten aus dem Ausland die Probleme in der Schweiz schon lösen. Ohnehin ist die internationale Zusammenarbeit von grosser Bedeutung. Vorgeschlagen werden soll nächstes Jahr schliesslich ein Portfolio einer priorisierten Artenliste. „Dann sehen wir, was wir uns leisten können”, so Winzeler. Derzeit tätigt die Schweiz verhältnismässig wenig Investitionen in die Pflanzenzüchtung. Mehr Geld für die Forschung wird es auch in Zukunft nicht geben, wie Eva Reinhard sagte. Es wird vielmehr zu einer Umverteilung der Mittel kommen, um die Züchtung zu stärken.
Das Strategiepapier finden Sie unter diesem Link: bit.ly/2ciBgyJ
Eucarpia tagte an der ETH
Die Medienkonferenz des BLW fand am Rande des Eucarpia-Kongresses statt. Dieser Kongress europäischer Pflanzenzüchter fand zum ersten Mal in der Schweiz statt. Praktische Pflanzenzüchterinnen und -züchter sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Disziplinen der molekularen Genetik, der Bioinformatik und der unter „Phenomics” zusammengefassten Messtechniken suchten am Kongress laut Agroscope nach Wegen, neue, verbesserte Pflanzensorten für eine nachhaltige Landwirtschaft zu züchten.
Abtretender Präsident von Eucarpia ist der Schweizer Beat Boller. Er zeigte sich stolz darüber, dass der Kongress an der ETHZ stattfinden konnte und betonte die Bedeutung der Pflanzenzucht.
Der Kongress war mit einem Schockmoment gestartet als mutmasslich Gentechgegner in den Kongress stürmten, Parolen an die Wände der ETH sprayten und mit Kuhmist, Eiern und Urin um sich warfen. Boller bezeichnete die Täter als Chaoten. „Ich weiss nicht, was das für Leute waren. Sollten sie zu einer Organisation gehören, hätte sich diese komplett disqualifiziert”, so Boller. Die Aktion habe den Kongress zwar gestört, danach habe man aber wie geplant fortfahren können.
Neuer ETH-Lehrstuhl
Seit Mai ist Bruno Studer Professor für molekulare Pflanzenzüchtung an der ETH Zürich. Mit dem neuen Lehrstuhl will die ETHZ den Forschungsschwerpunkt Ernährungsssicherheit stärken. Angegliedert ist die Professur dem Institut für Agrarwissenschaften. Im Aufbau und Unterhalt der neuen Professur beteiligen sich Agroscope und die ETHZ gemeinsam, unterstützt wird sie durch eine Donation der Fenaco.
