
Der Schweizer Bauernverband hat ein Argumentarium gegen die Trinkwasser-Initiative veröffentlicht. Seiner Ansicht nach schiesst die Initiative meilenweit am Ziel vorbei.
Die Initiative sei ein gefährliches agrarpolitisches Experiment, heisst es im Papier, dass der Bauernverband diese Woche veröffentlicht hat. Ein vollständiger Verzicht auf Pflanzenschutzmittel würde nach Ansicht des Verbandes den Pflanzenbau in der Schweiz massiv einschränken und die Erträge um 20 bis 40 Prozent senken, was zu vermehrten Importen führen würde.
Auch bei der tierischen Produktion erwartet der SBV im Falle einer Initiativ-Annahme massive Auswirkungen, weil gemäss Initiativ-Text das Futter vom eigenen Betrieb stammen müsste. Der Bauernverband bezeichnet dies als "ökologischen Unsinn", da z.B. Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie nicht mehr verfüttert werden dürften.
Grosses Interesse an Berner Projekt
Erfolgreich unterwegs ist das Berner Pflanzenschutzprojekt. Im zweiten Projektjahr beteiligen sich knapp 3'200 Landwirtschaftsbetriebe daran. Das sind rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr, wie die kantonale Volkswirtschaftsdirektion bekannt gegeben hat. Die Beteiligung am Projekt sei erfreulich und stimme mit den Projektzielen überein.
Das Berner Amt für Landwirtschaft und Natur hatte das Projekt 2016 mit Unterstützung des Berner Bauernverbandes lanciert. Ziel des Projekts ist es, den Einsatz von Spritzmitteln und damit den Eintrag in die Umwelt zu senken. Angelegt ist das Projekt auf 6 Jahre.

Einen Einblick in ihre Argumentation gewährte Initiantin Franziska Herren vergangene Woche an der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Verbandes der Zuckerrübenpflanzer. Sie regte dazu an, das ganze System zu überdenken. Es könne nicht sein, dass für ökologisch produzierte Produkte mehr bezahlt werden müsse, als für jene, die Folgeschäden an Umwelt und Gesundheit verursachten, so Herren.
Herren beantwortete die nachfolgenden Fragen jedoch kaum konkret und verwies meist auf bereits bekannte Argumente. So wurde Herren von den Anwesenden mehrmals darauf angesprochen, ob im Falle einer Annahme der Initiative die Lebensmittel nicht einfach importiert würden. Neben dem Verweis auf die Fair-Food-Initiative setzt Herren in diesem Bereich offenbar auf die Konsumenten, die dazu gebracht werden müssten, die ökologischen Schweizer Produkte zu kaufen. Wie das geschehen soll, blieb vage.
Auch weshalb die Initiative nur die Landwirtschaft umfasst, nicht jedoch die restlichen Stoffe, welche die Wasserqualität beeinträchtigen können, wurde nicht klar.
Herren legte aber Wert darauf, dass man die Bauern nicht degradieren wolle, sondern die Initiative aus tiefer Besorgnis entstanden sei. Gleichzeitig hielt sie den Anwesenden vor, die Bevölkerung nicht wahr- und ernst zu nehmen. Vielmehr übe die Landwirtschaft stets Kritik an ihrer Initiative, ohne selbst auf die Probleme einzugehen.
Wie stark ist Bio betroffen?
Auch unter den Bio-Bauern bereitet die Initiative Sorge, da sie nicht ausschliesslich synthetische Pestizide umfasst. Herren erklärte dazu, dass die Initiative nicht den amtlichen Begriff "Pestizid" verwende, sondern jenen gemäss "Pestizid-Reduktionsplan Schweiz". Damit wären alle chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel von der Initiative betroffen. Im Bio-Bereich geht es hingegen laut Herren nur um Produkte, die sich auf einer Blacklist von Greenpeace befänden, darunter z.B. Kupfer.