Martin Keller kann Anfang Juli ein solides Unternehmen übernehmen. Der Gruppen-Umsatz der Fenaco stieg 2011 um 1,9 Prozent auf 5,55 Milliarden Franken, das Betriebsergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern um 2,7 Prozent auf 255,4 Millionen Franken. Dies trotz Einbussen wegen des starken Frankens vor allem im Sommer 2011 und der grossen und frühen Ernte, die die Fenaco dazu zwang, Lager zu räumen und Waren zu Tiefstpreisen zu exportieren.
Lang geplante Übergabe
An der Jahresmedienkonferenz der Fenaco in Bern stand neben den Zahlen vor allem die Übergabe des Geschäftsleitungs-Vorsitzes von Willy Gehriger an Martin Keller im Mittelpunkt. Bereits 2010 wurde Keller zum designierten Nachfolger von Gehriger bestimmt und übernahm bei er Fenaco das Departement Landesprodukte. Die Einarbeitungszeit und schrittweise Übernahme von Verantwortlichkeiten sei optimal gelungen, betonte Martin Keller. "Es war möglich, die Fenaco vertieft kennen zu lernen und Weichenstellungen für die Zukunft bereits mitzubestimmen", so Keller, der an der ETH in Zürich Agronomie studierte und danach als Dr. sc. nat. promovierte.
Kein Vertrauen mehr in SBB Cargo
Die Fenaco erwägt, künftig ihre Transporte – hauptsächlich Getreide – auf der Strasse durchzuführen. Grund ist ein Sparprogramm bei SBB Cargo, das innerhalb von zwei Jahren das Transportunternehmen wieder in die schwarzen Zahlen führen soll. Dazu sollen auch Verladestellen und Güterbahnhöfe geschlossen werden. Das trifft die Fenaco: "Die Getreidesammelstellen sind nicht in den Städten, sondern auf dem Land", so Willy Gehriger, Vorsitzender der Fenaco-Geschäftsleitung. "Ich habe das Vertrauen in SBB Cargo verloren", sprach Gehriger Klartext. Laut Gehriger würde eine Verlagerung der Fenaco-Transporte auf die Strasse zusätzlich bis zu 120 Lastwagen pro Tag auf die Ost-West-Strecke bringen. Die Fenaco erhofft sich nun einen politischen Entscheid, der den Inlandgüterverkehr auf der Schiene subventionieren würde.
Kontinuität und Innovation
Keller betonte, dass er auf Kontinuität setzen wolle. Kontinuität und eine langfristige Orientierung seien Erfolgskriterien für genossenschaftlich organisierte Unternehmensgruppen. Besonders wichtig sind Keller für die künftige Entwicklung die Bereiche Innovation, nachhaltige Entwicklung und internationale Kompetenz. Im Bereich Innovation sprach Keller als Beispiel Social Media an. In diesem Bereich wurde Ende 2011 das soziale Netzwerk "Swissfarm" ins Leben gerufen. Bereits bei der Lancierung habe man viel lernen können, so Keller.
Für die nachhaltige Entwicklung prüft Fenaco derzeit "alle Optionen" und hat dazu 2011 das Projekt "EnergiePlus" gestartet. Getestet werden dabei unter anderem Photovoltaik-Anlagen auf Dächern. Derzeit sind einige Pilotanlagen bewilligt worden. Zu den weiteren Überlegungen gehören die Weiterentwicklung von Beteiligungen an Biogasanlagen und im Bereich Holzpellets. Fallweise soll künftig auch die Erweiterung der internationalen Geschäfte der Fenaco geprüft werden. Keller legt aber Wert darauf, dass nach wie vor die wirtschaftliche Entwicklung der Schweizer Landwirte im Mittelpunkt steht. "Diese strategische Ausrichtung der Fenaco Landi Gruppe wollen wir nicht verändern", so Keller. Keller selbst kennt sich bestens im internationalen Geschäft aus. Bevor er zur Fenaco stiess, war er acht Jahre lang in Deutschland für die KWS Saat AG, einem der führenden Saatgutunternehmen, tätig. Er war dort unter anderem für das Corporate Marketing und Business Development zuständig.
