
Der Bauernhof am Ottiswilweg 7 in Diessbach bei Büren liegt malerisch gelegen auf einer kleinen Anhöhe etwas oberhalb des Dorfes. Der Hof ist zweigeteilt. Auf der einen Seite das Wohnhaus, auf der anderen Seite die Stallungen der Schweine und Kühe. Bunte Blumen ranken rund um das gepflegte Stöckli, der Garten ist geschmacksvoll gestaltet und aufgeräumt, der Rasen kurzgeschnitten.
Daneben erst der erste augenfällige Hinweis, dass es sich hier um einen landwirtschaftlichen Betrieb handelt: ein Hühnerstall. So frisch wie die Umgebung, so locker wirkt auch Thomas Sahli. Der Jungbauer ist gerade mal 23 Jahre alt und hat das Ziel vor Augen, den bäuerlichen Hof in vier bis fünf Jahren zu übernehmen. Diese Zeitspanne und die jugendliche Unbekümmertheit lassen ihn entspannt in die Zukunft blicken.
„Man weiss eh nicht, wie sich die Landwirtschaft in dieser Zeit entwickeln wird“, meint der Jungbauer. „Ausserdem sind wir mit unserem Angebot extrem vielfältig und damit breit abgestützt.“ Der Betrieb hat vier Standbeine: Schweine, Milchkühe, Ackerbau und Lohnunternehmen.
Hof gemeinsam bewirtschaften
Dies alles bewältigt die Familie Sahli nicht alleine. Der Hof mit insgesamt 55 ha wird seit 2001 als Betriebsgemeinschaft mit dem Nachbarn Martin Kunz betrieben. In Zahlen heisst das konkret: Zwei Chefs, zwei Lehrlinge und Thomas als Junior. Das bietet Vorteile. Beispielsweise können die Bauern jeden zweiten Sonntag ein bisschen länger schlafen und müssen nicht in den Kuhstall.
„Jeder kennt hier alles und man kann sich darauf verlassen, dass alles gut läuft und versorgt wird. Man kann also mal mit guten Gewissen liegen bleiben.“ Für den Ausgang am Samstagabend muss es hin und wieder schon auch mal Platz haben. „Wenns mal spät respektive früh wird, zieh ich halt manchmal durch. Das machen meine Kollegen auch so“, schmunzelt Thomas verschmitzt.
Die Bauern von morgen
Die Schweizer Landwirtschaft sucht Nachwuchs. Der LID porträtiert in einer monatlich erscheinenden Serie Jung-bäuerinnen und Jungbauern, die ihre Zukunft in der Landwirtschaft sehen.

Bauer, Betriebshelfer und Fahrer
In einer Betriebsgemeinschaft muss viel abgesprochen werden, keiner entscheidet alleine. Vor allem nicht, wenn es um grössere Anschaffungen oder Veränderungen geht. Der Neubau der Kuh- und Schweineställe vor rund fünfzehn Jahren war so ein Projekt. Da setzt man sich zusammen und bespricht alles. Im Alltag geht aber vieles fliessend - ohne grosse Sitzungen.
"Da bespricht man die Dinge beim Zmorge oder während der Arbeit im Stall", meint Thomas. Zwischendurch surrt aber schon auch das Smartphone. Neben dem elterlichen Betrieb arbeitet er nämlich auch noch auf zwei weiteren Bauernhöfen mit. Als Betriebshelfer zur Unterstützung bei der Feldarbeit und für Servicearbeiten bei den Maschinen in Müntschemier und als Fahrer von Grosserntemaschinen während der Erntezeit in Scheuren.
Herz schlägt für Landmaschinen
Obwohl er auch die Tiere mag, machen ihm die Maschinen am meisten Spass. Schon als Kind steig er am liebsten auf die grossen Traktoren und ging mit den Lehrlingen aufs Feld. "Seit ich denken kann, war ich immer draussen und habe immer irgendwo mitgeholfen. Die Verbindung zur Natur war für mich etwas Selbstverständliches."
Auch heute arbeitet er gerne mit Maschinen. Zwischendurch ist er aber auch gerne im Stall: bei den Redholstein- oder Holstein-Kühen und den Schweinen. Für Thomas Sahli war früh klar, dass er in die väterlichen Stapfen treten wollte. Nach der 3-jährigen Ausbildung zum Bauern im Inforama Rütti in Zollikofen schliesst Thomas Sahli nun noch die Ausbildung zum Betriebsleiter an. Er ist im zweiten Jahr und schätzt diese fundierte Zusatzausbildung, weil sie ihm mit dem erworbenen Wissen mehr Sicherheit in betriebswirtschaftlichen und buchhalterischen Belangen gibt.
Sahli lebt für den Betrieb und ist stolz, Bauer zu sein. Das weiss auch seine Freundin Sonja, die als kaufmännische Angestellte arbeitet, aber zwischendurch bei der Kartoffelernte mitanpackt.
Landwirtschaft hat Zukunft
Sahli glaubt an eine gute Zukunft der Landwirtschaft, deren Wert und Wichtigkeit. Schon nur, weil die Schweizer häufig auf den Kauf von regionalen Produkten achten. "Zudem sind wir in unserem Land mit unserem Tierhaltungssystem auf sehr hohem Niveau. Zu wissen, dass das Fleisch keine langen Transportwege zurücklegte und dass die Tiere unter guten Bedingungen leben konnten, ist vielen Konsumenten wichtig. Das ist ein Pluspunkt der Schweizer Landwirtschaft gegenüber ausländischer Konkurrenz und das wird auch so bleiben."
Für Thomas Sahli ist in Bezug auf seine persönliche Perspektive aber klar: die Betriebsgemeinschaft mit Nachbar Martin Kunz will er so weiterführen und die Zusammenarbeit mit seinem Vater soll auch in Zukunft bestehen bleiben. Vater Hansruedi Sahli ist zwar froh zu wissen, einen Teil der Verantwortung mal abgeben zu können.
Im gleichen Zug weiss Sohn Thomas das Wissen und die Erfahrung seines Vaters zu schätzen. Das klingt alles sehr harmonisch. Geht das wirklich ganz ohne Reibungspunkte? "Klar 'chlepfts' zwischendurch mal", meint Thomas. "In spätestens einer halben Stunde hat sich das aber wieder gelegt. Schliesslich wissen wir beide, dass wir ein gemeinsames Ziel haben und dann müssen wir reden."