rp. Die gewerblichen Milchkäufer (die nicht-bäuerlichen Käsereien) reagieren mit Unverständnis auf die Petition der Bäuerlichen Bewegung Schweiz (BBS), in der diese einen Milch-Zielpreis von 82,4 Rappen pro Kilo fordert. Die Chancen der schweizerischen Milchproduktion lägen bei den natürlichen Käsespezialitäten, die den Konsumenten in Europa zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis angeboten werden könnten, schreibt der Schweizerische Milchkäuferverband (SMKV) in einer Reaktion auf die Ende Juli von der BBS eingereichte Petition.
Besonders in den falschen Hals geraten ist dem SMKV die Kritik von BBS-Präsident Josef Kunz, wonach die Milchverarbeiter nicht fähig seien, die vom Markt gefragten Produkte herzustellen. Der SMKV spielt den Ball prompt zurück: Rund 75 Prozent der milchverarbeitenden Betriebe in der Schweiz gehörten den Bauern, erinnert er an die Besitzverhältnisse. Aus der Behauptung der BBS müsse daher geschlossen werden, dass die meisten Funktionen in Verwaltungsräten und Genossenschaftsvorständen "fehlbesetzt" seien. Kunz‘ Forderung nach mehr Frisch- und weniger Schmelzkäse kontert der SMKV mit dem Hinweis auf die heutige Bundesverbilligung für Frischkäse von bis zu drei Franken pro Kilogramm: Dies bedeute, dass im Inland mit Frischkäse der von der BBS geforderte Milch-Zielpreis nicht erwirtschaftet werden könne. Die Schmelzkäseindustrie sei im übrigen "sehr daran interessiert", sich die Milch im Ausland zu beschaffen, droht der SMKV unverhohlen.
Es gelte zur Kenntnis zu nehmen, "dass die Landwirtschaft und das nachgelagerte Gewerbe nur eine Zukunft haben, wenn sich die Beteiligten auf einen offenen Markt Europa einstellen," schreibt der SMKV weiter, der im übrigen die VKMB-Initiative entschieden ablehne. Was "vorne am Markt" nicht erarbeitet werde, könne "hinten in der Produktion" auch nicht verteilt werden.
Mediendienst Nr. 2374 vom 06. August 1998