
Im Jahr 2013 war die Welt für die Milchbauern noch in Ordnung: Der Markt war ausgeglichen, die Milchproduktion leicht rückläufig, was die Milchpreise steigen liess, der Bund zahlte für jede Kuh einen fixen Beitrag. Auf ein gutes 2013 folgte ein schwieriges 2014: Sinkende Weltmarktpreise rissen den Schweizer Milchpreis in die Tiefe. Dazu kam eine rekordhohe Milchproduktion, die ebenfalls auf die Preise drückte. Folge: Derzeit erhalten Bauern für Molkereimilch so wenig Geld wie schon lange nicht mehr. Für die Milchbauern erschwerend kommt hinzu, dass im letzten Jahr die revidierte Agrarpolitik in Kraft trat. Und das bedeutet: Einbussen bei den Direktzahlungen infolge Wegfalls der Tierbeiträge. Mitte Januar 2015 hat die Nationalbank zudem den Euro-Mindestkurs aufgegeben. Die Auswirkungen auf die Milchbranche seien gravierend, sagte Hanspeter Kern, Präsident der Schweizer Milchproduzenten (SMP) an deren Delegiertenversammlung von Mitte April. Der starke Franken hemme die Exporte, begünstige hingegen Importe und den Einkaufstourismus.
Swissness stärker ausloben
Um einen Verlust an Marktanteilen zu verhindern, lancieren die SMP eine Marketing-Offensive. Diese soll Konsumenten zum Kauf von Schweizer Milchprodukten animieren. SMP-Präsident Kern: "Wir müssen mit allen Mitteln versuchen, den Konsum von Schweizer Milchprodukten zu halten." Bei der Werbung soll künftig stärker die Swissness betont werden. Zudem werden die Verpackungen von Milchprodukten ab Mitte Mai einen Sammelpunkt mit der Aufschrift "Swissmilk inside" tragen. Diese können dann gegen Geschenke eingetauscht werden. Coop, Volg und Spar machen bei der drei bis vier Monate dauernden Verkaufsförderaktion mit. Mit der Migros werde derzeit noch verhandelt, erklärte Charlotte Hofstetter, Leiterin des SMP-Marketings.
Keine weitere Liberalisierung
Die Milchbranche fordert wegen der Frankenstärke vom Bund eine Aufstockung der Schoggigesetzgelder sowie eine zügige Umsetzung der Swissness-Regelungen. Diese seien für die Landwirtschaft von enormer Bedeutung, erklärte SMP-Direktor Kurt Nüesch. Pläne für eine weitere Öffnung des Milchmarktes, wie sie derzeit diskutiert würden, seien ad acta zu legen, forderte Nüesch. Detailhändler und Milchverarbeiter werden von den SMP aufgefordert, auf unnötige Preissenkungen "auf dem Rücken der Milchproduzenten" zu verzichten.
EU-Quotenende: Folgen noch ungewiss
mw. Nebst dem starken Franken bereitet den Milchbauern auch das Ende der Milchkontingentierung in der EU Sorgen. Zwar wisse derzeit niemand, so SMP-Präsident Hanspeter Kern, wie sich Milchmenge und Milchpreis in der EU entwickeln werden. Die EU-Milchbauern könnten aber mit ihrem Verhalten massgeblich den Weltmarktpreis und letztlich auch den Schweizer Milchmarkt beeinflussen. Kern gab zu bedenken, dass Irlands Bauern beispielsweise angekündigt haben, bis 2020 die Milchproduktion um 50 Prozent steigern zu wollen.
Lactofama: Positive Bilanz
mw. Im Frühjahr 2014 haben die Schweizer Milchproduzenten (SMP) und zehn Milchvermarkter die Firma Lactofama AG gegründet. Diese soll den Markt stabilisieren, indem sie überschüssige Milch vom Markt nimmt. Im letzten Jahr wurden 42,4 Mio. kg C-Milch aufgekauft. Diese wurden in der Schweiz verarbeitet und in Form von Butter, Milchstreichfett und Milchpulver exportiert. Die Bilanz nach dem ersten Geschäftsjahr fällt positiv aus: "Insgesamt haben die Massnahmen zur Preisstabilität im A- und B-Segment und zur Transparenz auf dem Schweizer Milchmarkt beigetragen", teilt die Lactofama AG mit.