LID. Die Bündner Regierung ist gegen das "Konzept Luchs Schweiz" des Bundes und will vorerst keine aktive Wiederansiedelung der Raubkatze in Graubünden. Trotzdem möchte der Kanton dem Luchs ein gutes Umfeld bieten, sofern er von sich aus einwandern sollte.
Das "Konzept Luchs Schweiz" enthalte zwar Lösungsansätze, sei aber gesamthaft nicht überzeugend, teilte die Standeskanzlei mit. Insbesondere werde davon ausgegangen, dass der Luchs von einem grossen Teil der Bevölkerung akzeptiert werde, was nicht der Fall sei. Es bestehe ein Stadt-Land-Gefälle.
Nach Meinung der Bündner Regierung gibt es vor allem bei den Jägern und Bauern und Schafzüchtern noch offene Frage zu klären. Auswirkungen auf den Wildbestand und die Jagd würden im Projekt des Bundes nicht thematisiert, obschon sie von zentraler Bedeutung seien.
Trotz Ablehnung des Bundeskonzepts ist die Bündner Regierung dem Luchs gegenüber nicht feindlich gesinnt. Vielmehr will sie ein positives Umfeld für die Zuwanderung schaffen. Dazu wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, welche sich mit den Folgen eines möglichen Auftretens von Gross-Raubtieren in Graubünden befasst.
Die Vorarbeiten in der Arbeitsgruppe bestätigten aber, dass die Thematik weit komplexer sei als im Bundesprojekt dargestellt, schreibt die Standeskanzlei. Mittelfristig schliesst die Regierung eine aktive Wideransiedlung der Raubkatze nicht aus. Bedingung ist aber, dass vom Bund entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Dazu gehören eine Zuständigkeitsordnung zwischen Bund und Kanton, die Frage der Bundesbeiträge, die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Folgen für die Wildbestände und die Jagd. Die Bündner Regierung wolle deshalb klar stellen, dass sie eine Koexistenz von Gross-Raubtieren und Jagd nicht nur als notwendig erachte, sondern bewusst anstrebe, heisst es in der Mitteilung weiter.
Mediendienst Nr. 2443 vom 09. Dezember 1999