"Weshalb bieten Bauernfamilien Schule auf dem Bauernhof an? Nicht wegen dem Geld, sondern wegen der leuchtenden Kinderaugen!" Agnes Schneider, Projektverantwortliche für Schule auf dem Bauernhof (SchuB) beim St.Galler Bauernverband, zeigte an einer LID-Veranstaltung unter dem Titel "So kommt der Bauernhof in die Schule" vom 26. April in Bern eindrücklich auf, wie SchuB Schulkinder und Bauernfamilien zusammenbringt. "Für ein schüchternes Stadtkind ist es ein starkes Erlebnis, wenn es sich zum ersten Mal getraut, ein Kalb zu streicheln oder ihm gar einen Finger ins Maul zu stecken." SchuB gebe den Kindern Emotionen, aber auch Wissen. Und Wissen, das mit Emotionen verknüpft sei, bleibe auch hängen. Davon erzählten die Kinder dann auch am Mittagstisch und nähmen es mit bis ins Erwachsenenalter. "Hätte der Blick-Journalist, der über angebliche Feinstaub-Emissionen von Traktoren im Winter schrieb, SchuB genossen, er wäre nicht auf die Idee gekommen, das zu schreiben."
Schwache Kinder werden stark
Olga Amrein, Primarlehrerin aus Allschwil BL, schilderte ihre langjährigen Erfahrungen mit SchuB. Die Kinder entwickelten bei einem SchuB-Besuch eine Beziehung zur Bauernfamilie, auch die Angst vor den Tieren vergehe mit der Zeit. Sie sähen auch den bäuerlichen Alltag und realisierten, "dass alle auf dem Hof hart arbeiten und nicht nur ein bisschen die Kühe streicheln und unter den Kirschbäumen liegen." Positiv sei, dass die schulische Leistung als Kriterium wegfalle. So könnten schwächere Kinder plötzlich unbekannte Stärken ausspielen, auch die Kinder aus Osteuropa, häufig noch mit bäuerlichen Verwandten, fühlten sich auf dem Bauernhof wohl und seien im Vorteil.
Die Landwirtschaft gehört in die Schule, betonte Markus Wilhelm von der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz. Umso mehr als man bei der PISA-Studie festgestellt habe, dass in den Naturwissenschaften zu wenig lebensnahes Wissen vermittelt werde. In den Lehrplänen der Oberstufe gebe es Möglichkeiten, das Thema Landwirtschaft einzubringen, allerdings liege es an den Lehrern, dies zu tun. Das Thema Boden, wo die Landwirtschaft zum einzigen Mal explizit genannt werde, komme ganz am Schluss des Lehrplans und falle aus Zeitmangel oft weg.
Lehrer wollen sich nicht blamieren
In der anschliessenden Podiumsdiskussion, die von Jürg Rindlisbacher, Bereich PR und Schulen beim LID, geleitet wurde, kristallisierte sich heraus, wo die Knackpunkte liegen: Erstens bei den Lehrern, die sich zum Teil gar nicht für Landwirtschaft interessieren oder sich mit ihrem dürftigen Wissen vor den Schülern nicht blamieren wollen. Hier liege es an der Lehrerbildung, den Lehrern relevantes Wissen zu liefern, befand Markus Wilhelm. Zweitens bei den Finanzen: Die Beiträge von der öffentlichen Hand, von den Bauernverbänden oder anderen Quellen fliessen von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich. "Es bleibt die Frage, wem was wie viel wert ist", bemerkte Rindlisbacher abschliessend. Gerade weil SchuB eine Win-Win-Situation ist, so ist man versucht zu bemerken, sollten eigentlich auf beiden Seiten – bei den Bauernverbänden und bei der öffentlichen Hand – auch die nötigen Mittel aufzutreiben sein.
Mediendienst im neuen Look
wy. Die Delegiertenversammlung des Landwirtschaftlichen Informationsdienstes LID vom 26. April in Bern verlief reibungslos. Jahresbericht, Jahresrechnung und Tätigkeitsprogramm wurden einstimmig genehmigt. Anstelle von ZMP-Geschäftsführer Benedikt Felder, der aus dem LID-Vorstand zurücktritt, wurde Carol Aschwanden gewählt, Kommunikationschefin des ZMP. LID-Redaktionsleiter Roland Wyss-Aerni stellte das neue Konzept für die LID-Medienarbeit und das neue Erscheinungsbild des wöchentlichen Mediendienstes vor, wie er ab 1. Juni erscheinen wird. Die Aufmachung wird moderner, dreispaltig, mit mehr Bildern und mehr Service.