"Der Umsatz der Landmaschinenhändler hat im letzten Jahr um 10 Prozent zugenommen", schätzt Kurt Hauenstein, Präsident des Schweizerischen Landmaschinen-Verbandes SLV. Damit hat sich seine eigene, frühere Prognose nicht bewahrheitet: Mit einem Rückgang von fünf Prozent hatte er für das Jahr 2000 gerechnet. Zwischen 1988 und 1998 stagnierte der Umsatz der Branche bei rund 500 Millionen Franken. "Berücksichtigt man die Teuerung, schrumpfte der Markt in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent", rechnet der SLV-Präsident.
Moderne Technik spart Arbeitszeit
Um mehr Fläche zu bewirtschaften, um Arbeitszeit zu sparen und für den überbetrieblichen Einsatz braucht es leistungsfähigere Maschinen. Deshalb läuft der Landmaschinenverkauf relativ gut, obwohl die Einkommen der Bauern auf tiefem Niveau stagnieren. Leistungsfähigere Maschinen zu kaufen ist eine Investition, um in Zukunft als Bauer zu überleben. Bei den Maschinen wird deshalb vorerst nicht gespart, obwohl im Ackerbau und bei der Bewirtschaftung der Wiesen die Maschinen zusammen mit der Arbeit der wichtigste Kostenfaktor sind.
Der technologische Fortschritt halte den Landtechnikmarkt auch in schwierigen Zeiten in Schwung, erklärt Hauenstein die auf den ersten Blick paradoxe Situation. Ähnlich interpretiert dies auch Ueli Zweifel, Redaktor der Fachzeitschrift "Schweizer Landtechnik": "Die Bauern versuchen sich mit moderner Technik über Wasser zu halten." Gekauft werden Geräte mit grösseren Arbeitsbreiten, grössere Güllenfässer oder rationellere Melkeinrichtungen. Gab es 1985 erst 3,029 Rohrmelkanlagen, waren es elf Jahre später gut dreimal so viele, nämlich 10,123. Die Zahl der Melkstände ist im gleichen Zeitraum von 569 aus 2,434 gestiegen. Mit allen diesen Investitionen lassen sich Arbeitsstunden sparen – und deshalb sind sie wirtschaftlich interessant. Damit die Endabrechnung positiv ist, müsse die Bäuerin oder der Bauer jedoch in der "gewonnenen Zeit" zusätzliches Geld verdienen. Ferner braucht es Traktoren mit den entsprechenden Pferdestärken, wenn man grössere Maschinen einsetzen will.
Schweiz bleibt überdurchschnittlich mechanisiert
Investitionen in Traktoren und Melktechnik sind für Ueli Zweifel insgesamt Investitionen am richtigen Ort, auch wenn einzelne Zweifel bleiben. "Bezogen auf die Getreidefläche gibt es immer noch zu viele Mähdrescher", sagt er. Auch sei bei den Maschinenringen – über sie werden Maschinen auf mehreren Betrieben eingesetzt – das Angebot eher zu gross. "Im internationalen Vergleich sind die Schweizer Bauern immer noch überdurchschnittlich mechanisiert", meint auch Robert Kaufmann, Leiter Agrartechnik an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Betriebswirtschaft und Landtechnik FAT.
Als wichtigster Indikator für den Mechaniserungsgrad gilt weltweit der Traktorenbestand. 123,146 Traktoren gab es 1999 in der Schweiz, oder rund 1,7 Traktoren auf jedem Bauernhof. 1965 verfügte nur knapp jeder zweite Landwirtschaftsbetrieb über einen Traktor. 1998 und 1999 wurden sogar wieder leicht mehr Traktoren gekauft als 1997, nämlich gut 2,500. SLV-Direktor Urs Hofer rechnete 1998 damit, dass die Zahl der Traktorenkäufe sich bei 2,000 pro Jahr stabilisieren wird, nachdem in den 80er Jahren jedes Jahr rund 4,000 Traktoren gekauft wurden.
Dass in den letzten Jahren wieder mehr Traktoren in Verkehr gesetzt wurden, überrascht Robert Kaufmann dennoch nicht. "Die Bauern können die finanzielle Situation überblicken, weil bis im Jahr 2003 die Direktzahlungen gesichert sind", erklärt Kaufmann. Deshalb werde jetzt investiert. Dass der Landmaschinenmarkt von kurzfristigen Entwicklungen beeinflusst wird und von Jahr zu Jahr schwankt, zeigt sich zum Beispiel, als 1993 die Direktzahlungen eingeführt wurden: In den folgenden zwei Jahren wurde mehr in Traktoren und Maschinen investiert.
Das Neueste in Sachen Landtechnik
LID. Auf rund 40‘000 Quadratmeter Ausstellungsfläche präsentieren 240 Aussteller an der Agrama im Beaulieu Lausanne ihr Angebot im Bereich Landtechnik. Die neuesten technischen Ideen und Möglichkeiten, wie die landwirtschaftliche Produktion noch effizienter, rationeller und umweltschonender gestaltet werden kann, können vom 25. bis 29. Januar vor Ort studiert werden. "Die beachtliche Ausstellungsfläche ermöglicht es der diesjährigen Agrama, eine ausführliche und interessante Ausstellung aller möglichen Landmaschinen, Traktoren und modernen Ausstattungen zu bieten", schreibt Agrama-Präsident René Favre. Diese Jahr gebe es besonders viele und attraktive Neuheiten.
Die Agrama Lausanne 2001 auf dem Messegelände Beaulieu ist von Donnerstag, 25. bis Montag 29. Januar 2001, täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Im Eintritt von 10 Franken für Erwachsene ist der offizielle Messekatalog inbegriffen.
Schwerere Maschinen schaden dem Boden nicht grundsätzlich
Für den Boden ist der Einsatz von grösseren und damit schwereren Maschinen nicht grundsätzlich negativ. "Die Reifen und deren Druck sowie die Bodenverhältnisse entscheiden darüber, ob schwerere Maschinen mehr Bodenverdichtungen mit negativen Folgen auslösen als leichtere", sagt FAT-Forscher Etienne Diserens. In einem mehrjährigen Versuch wurden an der FAT Parzellen mit leichten (35 bis 50 kW) und schweren (65 bis 80 kw) Traktoren bewirtschaftet. Weder bei der Bodenstruktur noch bei den Erträgen konnten wesentliche Unterschiede festgestellt werden.
Die Landmaschinenbranche rechnet damit, dass die Schweizer Bauern auch in Zukunft in neue Maschinen investieren. "Das Rationalisierungspotential durch Neumechanisierung ist auf den meisten Betrieben noch nicht ausgeschöpft", ist Kurt Hauenstein vom Landmaschinen-Verband überzeugt.
"Höhere Maschinengewicht im Feldbau? Zugkraftumstellung von 50kW auf über 80 kW wirkt sich auf Boden und Ertrag unbedeutend aus", FAT-Bericht Nr. 492 zu beziehen bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik FAT, 8356 Tänikon, Tel. 052 368 31 31, Fax 052 365 11 90
Weitere Informationen zur Entwicklung der Mechanisierung in "Die Mechanisierung der Landwirtschaft verlagert sich vom Feld in den Stall" im Mediendienst Nr. 2347 vom 29. Januar 1998.