LID. Die Welthandelsorganisation (WTO) ist zuwenig transparent, kritisierten Vertreter von Kleinbauernorganisationen aus der Westschweiz und Frankreich Ende Oktober in Genf. Sie forderten eine Reduktion der Subventionen für Agrarexporte.
"Wir sind etwas anderes als Konsumenten", sagte der Sekretär der Westschweizer Bauernorganisation Union des producteurs Suisses (UPS), Fernand Cuche. Nötig sei eine grössere Transparenz der Märkte, forderte Cuche, der am 24. Oktober für die Grünen neu in den Nationalrat gewählt wurde. "Die WTO ist ein kaltes Monster, für das alle menschliche Aktivität zu einem Handelsgut wird", erklärte der Mitbegründer der französischen Kleinbauernorganisation "Coordination paysanne", José Bové. Der Mensch müsse angesichts des Marktes verteidigt werden. Die Handelsregeln würden immer mehr gegen die Menschenrechte verstossen.
Bové forderte als "Gegengewicht" zur WTO die Schaffung eines internationalen Handels-Tribunals. Dieses sollte darüber wachen, ob die WTO-Regeln den internationalen Abkommen entsprächen und als Rekursinstanz für Einzelpersonen und Organisationen dienen.
Die Bauernvertreter erklärten, die Subventionen für Agrarexporte könnten reduziert werden. Das Thema ist einer der wichtigsten Streitpunkte zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) im Vorfeld der WTO-Ministerkonferenz Ende November in Seattle. Cuche erklärte, eine Reduktion der staatlichen Subventionen sei möglich, wenn diese von Ersatzmassnahmen begleitet würden. Das derzeitige System, etwa für Käse, führe zur Schaffung von "Phantom-Märkten". Im Gegensatz zu den grossen europäischen Bauernverbänden seien die Kleinproduzenten nicht gegen eine Reduktion der Subventionen, sagte Bové. Diese seien eine Art "Dumping" insbesondere gegen Entwicklungsländer.
Mediendienst Nr. 2438 vom 04. November 1999